Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
diesem kaum vorhandenen Höschen getanzt hatte und ihre Brüste mit den rosigen Nippeln hüpfen ließ und mit ihren Hüften kreiste, während ein durchgedrehter Freak ihr das Höschen die Beine runterschob … und dann dieser letzte flüchtige Blick, als sie in der Mitte des Raums stand, einen kurzen Moment allein, dieser Muff aus braunen Haaren, der sich wie ein Leuchtfeuer vom weißen Fleisch ihres Bauchs und ihrer Schenkel abzeichnete … dieser heilige
kleine Muff, liebevoll großgezogen von Eltern, die nur zu gut seine Macht und seinen Wert kannten, zur Kultivierung und für erste Berührungen mit dem Wind und dem Wetter des Lebens auf das Smith College geschickt, zwanzig Jahre lang umsorgt von einer ganzen Legion von Eltern und Lehrern und Freunden und Beratern, und dann ohne viel Federlesens nach New York in Pflege gegeben.
Wir beendeten das Frühstück und nahmen einen Bus zum Flughafen. Die Lobby war voll von mitleiderregenden Trinkern: Männer, die sich gegenseitig in die Toilette schleppten, Frauen, die vor den Bänken auf den Boden spieen, ängstlich plappernde Touristen. Ein Blick genügte, um zu wissen, daß wir vielleicht den ganzen Tag und die ganze Nacht auf einen Platz im Flieger warten würden, und ohne Ticket vielleicht sogar eine halbe Woche. Die Lage schien hoffnungslos.
Dann aber hatten wir unglaubliches Glück. Wir waren in den Coffee Shop gegangen und sahen uns gerade nach einem freien Platz um, als ich den Piloten entdeckte, der mich am Donnerstag nach Vieques geflogen hatte. Er schien mich wiederzuerkennen, als ich ihn ansprach. »Ho«, sagte ich. »Erinnern Sie sich? Kemp – NEW YORK TIMES.«
Er lächelte und streckte mir seine Hand entgegen. »Richtig«, sagte er. »Sie waren mit Zimburger unterwegs?«
»Reiner Zufall«, sagte ich mit einem Grinsen. »Sagen Sie, wäre es möglich, daß Sie uns nach San Juan fliegen? Wir sind schon am Verzweifeln.«
»Klar«, sagte er. »Ich fliege um vier, und ich habe zwei Passagiere und zwei freie Plätze.« Er nickte. »Sie haben Glück, mir so früh über den Weg zu laufen – die wären sonst bald weg gewesen.«
»Himmel«, sagte ich. »Sie sind unser Retter. Stellen Sie in Rechnung, was Sie wollen – ich leite es weiter an Zimburger.«
Er grinste breit. »Gut. Schön, das zu hören. Ich wüßte keinen, dem ich die Rechnung lieber hinknallen würde.« Er trank seinen Kaffee aus und stellte den Becher auf die Theke. »Muß mich beeilen«, sagte er. »Dann also um vier an der Rollbahn – es ist wie immer die rote Apache.«
»Keine Sorge«, sagte ich. »Wir werden da sein.«
Die Menge begann, sich in eine Reihe zu stellen. Alle halbe Stunde ging ein Flugzeug nach San Juan, aber alle Plätze waren reserviert. Die Leute, die noch auf freie Plätze warteten, fingen wieder an, sich zu betrinken, zogen Scotch-Flaschen aus ihren Taschen und reichten sie weiter.
Es war unmöglich nachzudenken. Ich wollte Frieden, die Privatsphäre meines Apartments, ein Glas statt eines Pappbechers und vier Wände – die mich vor diesem stinkenden Haufen von Betrunkenen schützten, die sich von allen Seiten gegen uns drückten.
Um vier gingen wir raus zur Rollbahn, wo die Apache gerade warm lief. Der Rückflug dauerte ungefähr dreißig Minuten. Mit uns im Flugzeug saß ein junges Pärchen aus Atlanta; sie waren am Morgen aus San Juan rübergeflogen, und jetzt konnte es nicht schnell genug wieder zurück gehen. Sie waren total schockiert von den wilden und arroganten Nigras.
Ich war versucht, ihnen von Chenault zu erzählen, in allen Details und zum Abschluß mit einer grauenhaften Vision davon, wo sie jetzt war und was sie gerade tat. Statt dessen saß ich still da und starrte auf die weißen Wolken unter mir. Ich fühlte mich, als hätte ich eine lange und gefährliche Sauftour überlebt, und jetzt ging es nach Hause.
Mein Wagen stand auf dem Parkplatz am Flughafen, wo ich ihn abgestellt hatte, und der Scooter von Yeamon war an ein Geländer bei der Hütte des Parkwächters gekettet. Er sperrte das Schloß auf und sagte, er würde in sein Haus fahren; meinem Rat zum Trotz, erst mal bei mir zu bleiben, damit er sie gleich abholen konnte, falls sie irgendwann in der Nacht nachkommen sollte.
»Himmel«, sagte ich. »Vielleicht ist sie ja schon wieder hier. Gut möglich, daß sie sich gedacht hat, daß wir sie letzte Nacht sitzengelassen haben, und sie ist zum Flughafen gefahren.«
»Klar«, sagte er und löste mit einem Ruck den Ständer des Scooters.
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