Rumble & Rush (German Edition)
Berichte, und als das Magazin nachgefragt hat, ob wir jemanden mitnehmen könnten, habe ich drum gebeten, dass du derjenige bist. Du schaffst es immer, alles mit der passenden Mischung aus Humor und Adrenalin zu beschreiben und ich dachte, das passt perfekt zu uns.«
Sie hörten unten eine Tür und im nächsten Moment kam jemand die Treppe hinauf. Es war Gyl Symon, der anschließend auf der Brücke erschien.
»Wie schlimm ist es?«, fragte der Mann an Allan gerichtet.
»Ne Nummer zu groß für uns, ich hoffe, wir sind in knapp zwei Stunden raus, dann warten wir ab, bis der Sturm sich gelegt hat.«
Gyl steuerte eine Ecke der Brücke an und goss sich einen Kaffee ein. Er lehnte sich gegen einen Schrank und blickte nachdenklich auf Arden. »Bei dem Seegang nicht mehr auf das Deck, in Ordnung?«, fragte Gyl ernst.
Arden hob die Hände und erwiderte: »Glaub mir, aus der Nummer habe ich gelernt.«
Gyl nickte zufrieden und dessen Mundwinkel zuckte leicht. »Ist das noch Wasser auf deiner Stirn, oder Angstschweiß?«
»Beides«, gab der Journalist ehrlich als Antwort und strich sich mit der Hand über die Stirn. Er bewunderte Gyl, der, trotz der Brecher um das Schiff herum, die Ruhe in Person zu sein schien.
Der Bootsmann trank seinen Kaffee mit einem Zug aus und erklärte: »Ich werde mich hinlegen. Wie sieht es mit dir aus?«
Arden schüttelte den Kopf. »Ich habe durch die Seekrankheit soviel im Bett gelegen, wie die ganzen letzten Jahre nicht mehr.«
Gyl lachte leise. »Okay, dann bis später« und verschwand von der Brücke.
»Stört es dich, wenn ich noch etwas bleibe?«, fragte Arden den Kapitän.
»Nein, gar nicht«, erwiderte Allan.
Arden hätte sich gern mit dem Mann unterhalten, allerdings schien dieser so konzentriert zu sein, dass er sich lieber still verhielt. Stattdessen betrachtete er den Mann im Seitenprofil. Die ersten dunklen Ränder zeigten sich unter den Augen und die Brauen waren angespannt zusammengezogen.
Allan hatte lediglich ein T-Shirt an, das den Temperaturen auf der Brücke durchaus entsprach und Arden nun den Blick auf stattliche Oberarme gönnte. Der Journalist erinnerte sich daran, dass er den Mann nur mit Shorts bekleidet gesehen hatte, da ging es ihm allerdings so miserabel, dass Allan nicht einmal nackt Eindruck auf ihn gemacht hätte.
Er fragte sich, ob der Kapitän Frau und Kinder hatte, die zu Hause auf ihn warteten, aber diese Frage würde er ihm irgendwann im Rahmen eines Interviews stellen. Das Interesse daran kam ihm erstaunlicherweise in diesem Moment zu persönlich vor, obwohl es sein Job war. Allan hatte durchaus etwas Anziehendes und der dunkle Schatten, der sich durch die Bartstoppeln bildete, unterstrich Ardens Eindruck.
Allans Magen knurrte laut und riss ihn aus seinen Überlegungen. Er sah, wie der Kapitän nach seinen Zigaretten tastete und sich kurz darauf eine anzündete.
»Wie wäre es, wenn ich dir mal was zu essen mache, das hat einen besseren Effekt, als Kaffee und Kippen«, schlug Arden leise vor.
»Musst du nicht«, brummte der Mann zurück.
»Mache ich aber«, erwiderte er schlicht und stand auf.
Arden schwankte zu der Treppe, die direkt in den Wohnbereich des Schiffes führte, und kam wenige Minuten später in der Küche an. Lenny saß im Essbereich vor einer Tasse Kaffee und vernebelte ebenfalls die Luft, indem er rauchte. Der andere lächelte ihn freundlich an und neckte: »Wie jetzt, willst du wieder Krabben füttern, oder warum steuerst du den Kühlschrank an?« Das Lenny bei dem Satz zwinkerte, nahm dem Spott die Bösartigkeit.
»Nein, aber Allans Magen knurrt derart laut, dass man sich gar nicht in Ruhe über den Anblick der wundervoll glatten See freuen kann.«
Lenny lachte leise. »Normalerweise meint es die Beringsee besser mit uns und man muss nur selten Angst haben, vom Schiff gekippt zu werden. Dieses Mal ist es wirklich extrem. Scheint, als wenn sich die Saison gegen uns verschworen hat.«
Der Gesichtsausdruck des Mannes änderte sich etwas und spiegelte für einen Moment Sorge.
»Im Flugzeug hat mir einer gesagt, dass die Rumble ihr Kontingent seit Jahren als Erstes erfüllt und eines der besten Schiffe ist. Das wird dieses Mal genauso sein.« Arden wusste nicht, woher er die Zuversicht nahm, aber die Mimik des Seemanns trieb die Mut machenden Worte aus ihm heraus.
»Das hoffe ich, Arden. Ich werde in drei Monaten Vater. Meiner Frau und meinem Sohn soll es an nichts mangeln.«
Der Journalist lächelte den Mann an.
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