Rumble & Rush (German Edition)
was nachweisen konnten. Ich bin mit fünfzehn zu Hause raus und hab mich alleine durchgeschlagen, dementsprechend brauchte ich auch mehr Geld. Autodiebstahl und Kurierdienste im größeren Stil. Die Kohle ist geflossen und ich bin zu mutig geworden. Sie haben mich mit zwanzig bekommen und mich tatsächlich so lange in Untersuchungshaft gelassen, bis ich voll straffähig war. Der Richter hat sich meine Vorgeschichte angesehen und sich gedacht, er müsse mir eine Lektion erteilen, damit ich auf den richtigen Pfad komme. Er hat mir fünfzehn Jahre aufgebrummt. Soviel sitzen andere nicht einmal für Mord. Zehn Jahre davon habe ich abgesessen, die letzten fünf bin ich auf Bewährung rausgekommen. Ich muss dir nicht sagen, wie die Zeit im Knast war, oder? Nimm alle bestehenden Klischees und verdoppele diese und glaub mir Arden, bücke dich nie nach der Seife. Es gab nur zwei Regeln, du hältst artig den Arsch hin, oder lässt deine Fäuste sprechen und andere müssen hinhalten.«
Gyl hielt seine rechte Hand hoch und schloss diese zur Faust, sodass Arden die Narben auf dem Handrücken erkennen konnte, ebenso die Unebenheiten der Knöchel, die bezeugten, mehr als einmal gebrochen gewesen zu sein.
»Als ich nach zehn Jahren aus dem Knast gekommen bin, war mein Leben vorbei. Die Uhr hat sich in der Zeit weitergedreht, nur ich bin in der gesonderten Welt nicht mitgekommen. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte dem Scheiß ein Ende bereitet. Zu meinem Glück habe ich einen guten Bewährungshelfer bekommen, der mich aufgefangen hat. Ein Ausnahmefall, wie ich inzwischen weiß. Er hat mich aufgebaut, mit mir Bewerbungen geschrieben und ich konnte bei ihm einfach in der Tür stehen, wenn es mir mal wieder dreckig ging. Dann hat Luther einen Herzinfarkt gehabt und ist gestorben. Kurz davor hatten wir noch die Bewerbung als Krabbenfischer fertiggemacht und dass er sie eingeworfen hatte, wusste ich nach der Einladung von Allan. Der Typ, der mich danach betreut hat, war ein ignorantes Arschloch und ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn ich nicht auf der Rumble angenommen worden wäre. Meine Bewährung ist inzwischen abgelaufen und ich bin wieder ein freier Mann.«
Arden schwieg und versuchte das Gehörte sacken zu lassen. Er hatte den Wunsch, weitere Fragen zu Gyls Vergangenheit zu stellen, verbot es sich aber, da der andere schon mehr von sich offenbart hatte, als er es je für möglich gehalten hätte.
»Im Flugzeug hat mir mein Sitznachbar erzählt, dass die Rumble keine neuen Leute annimmt und man keine Chance hat, auf dieses Schiff zu kommen, warum ist das so?«
Gyl lachte herzlich und blickte ihn mit großen Augen an. »Das erzählt man sich? So entstehen also Gerüchte! Im Bedarfsfall würde Allan das Team natürlich aufstocken, aber wir sind seit Jahren eine fest eingespielte Crew und die Rumble hat einfach keinen Platz für weitere Leute. Würde einer von uns morgen umfallen, sähe es anders aus, aber so haben wir bisher kleinere Ausfälle gut abgedeckt bekommen.«
Arden grinste, denn das war eine Erklärung, die durchaus einleuchtend war.
»Wir sind raus«, sagte Gyl leise, griff nach seiner Kaffeetasse und stellte diese auf einen Platz ohne Gummimatte. Der Becher glitt nur noch Zentimeter über die glatte Oberfläche und auch Arden realisierte, dass der Seegang wesentlich ruhiger geworden war.
»Ich werd’ mal hochgehen und ihn ablösen. Er dürfte reichlich geschafft sein.«
Arden nickte und spürte auf einmal Gyls Hand an seiner Schulter.
»Danke fürs Zuhören, Arden. Falls du Langeweile haben solltest, du bist auf der Brücke herzlich willkommen, dann ist es nicht so einsam da oben.«
»Gern«, erwiderte der Journalist und blickte Gyl hinterher.
Arden versuchte es zu vermeiden, aber die Frage schlich sich in seine Gedanken, ob Gyl nach dem Knast noch immer was mit Männern anfangen konnte, oder ob dies danach für diesen völlig ausgeschlossen war. Umgehend gaukelte ihm seine Fantasie Bilder vor, wie Gyl mit schweißüberzogenem Körper heftig zustieß, das ganze von eindeutigen Wörtern begleitet. Dass er in diesem Moment der Mann war, der gegenhielt und sich mehr davon ersehnte, ließ ihn den Film schlagartig stoppen. Wenn etwas unangebracht war, dann an Sex mit einem der Männer auf diesem Schiff zu denken. Dass sein Schwanz ganz anderer Meinung war, bekundete die Härte, die sich in seiner Hose gebildet hatte.
Arden stützte die Ellbogen auf den Tisch, barg sein Gesicht in den Händen
Weitere Kostenlose Bücher