Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
hatte und der Fahrer damit beschäftigt gewesen war, einen Herd auf seinen Rollwagen zu verladen. Einen Block weiter hatte Jackie eine große Durchgangsstraße gesehen, was dem Fahrer das Leben gerettet hatte – Jackie brauchte ihn nicht zu töten, um zu entkommen, und einen Lastwagen voller Möbel verschwinden zu lassen, wäre kein kleines Problem gewesen. Jackie war ein paar Hundert Meter gegangen, bis er eine Tankstelle erreicht hatte. Von dort aus hatte er Hector angerufen, damit dieser ihn abholte.
Hector war alles andere als glücklich darüber, dass Ben noch lebte und Jackie den Mercedes verloren hatte. Jackie war es egal.
Er sah aus dem Fenster, gelangweilt, ruhelos, und brannte darauf, jemandem wehzutun. Hector hatte über ein Dutzend Wachmänner – so arrogant wie die britische Army im Belfast seiner Jugend, dachte Jackie -, die auf dem Grundstück patrouillierten. Die Männer sorgten zwar dafür, dass Jackie sich sicher fühlte, doch ihre Anwesenheit war ihm lästig, da er und Teach sich nicht sehen lassen durften. Hector wollte seiner Truppe, die aus ehemaligen Polizisten und Exmilitärangehörigen bestand, nicht erklären, warum er eine alte Frau gegen ihren Willen festhielt. Außer Hector durfte niemand das Haupthaus betreten.
Jackie genehmigte sich noch einen Wodka. Er stand auf und ging nach unten in den Konferenzraum. An dem großen Tisch saßen Teach und Hector. Sie kritzelten etwas in eine Tabelle, die sie auf eine Landkarte der Vereinigten Staaten und Europas gezeichnet hatten. Jackie sah Namen, die mit farbigen Linien verbunden waren. Mit Bleistift waren Notizen dazwischengekritzelt, und neben einige Namen hatte Hector Fotos geklebt.
»Das ist also der Keller?«, fragte Jackie. »Die vielen kleinen Spione, die für Sie arbeiten?«
Die beiden sahen ihn an.
»Ich habe Ohren«, sagte Jackie.
»Ich wünschte, Sie wären beim Rest Ihrer Aufgaben genauso gewissenhaft«, sagte Hector. Dann wandte er sich wieder Teach zu und zeigte auf sechs Namen. »Mit diesen sechs hier müsste es gehen. Rufen Sie sie an, und sagen Sie ihnen, dass sie bis heute Nachmittag in New Orleans sein sollen. Die Männer sollen heute Abend in Ihr sicheres Haus dort kommen« – er tippte auf eine Adresse, die auf einem Notizblock stand – »und weitere Befehle abwarten.«
»Sie sagten doch, dass Sie in New Orleans ein paar Leute töten wollen«, warf Jackie ein.
»Der Keller wird seine segensreiche Arbeit fortsetzen, Jackie. Ich habe eine Terrorzelle junger Araber in New Orleans entdeckt, die sich alle mit falschen Papieren ins Land geschlichen haben. Es sind Terroristen, die einen Anschlag dort planen. Sie und ich und unsere Freunde vom Keller werden diese Leute töten.«
Jackie lachte. »So viel Selbstlosigkeit überrascht mich. Ich hätte Sie nicht für einen Mann gehalten, der etwas tut, ohne dass dabei etwas für ihn herausspringt.« Er grinste Teach an, die bis jetzt kaum ein Wort gesagt und nur gesprochen hatte, wenn sie etwas gefragt wurde.
»Der Tod dieser Männer ist das Richtige für unser Land, das können Sie mir ruhig glauben.« Er schob Teach das Telefon hin. »Rufen Sie Ihre Leute an.«
Er hörte ihr dabei zu, wie sie seine Anweisungen bis ins Letzte ausführte. Sie legte auf.
»Sehr schön, Teach.«
»Wenn Sie etwas über eine Terrorzelle wissen, warum rufen Sie dann nicht einfach beim Heimatschutz an und überlassen es den Leuten dort, das Risiko einzugehen und die Araber auszuschalten? Das würde einen Helden aus Ihnen machen«, sagte Teach.
»Ich brauche keinen Beifall, um ein guter Staatsbürger zu sein.« Hector stand auf. »Jackie, bringen Sie Teach wieder in ihr Zimmer.« Er ging in sein Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich zu. Der Tag war nicht optimal gelaufen – nichts war optimal gelaufen, seit dieser verdammte Nicky Lynch danebengeschossen hatte -, aber die Situation war noch zu retten. Er würde gewinnen.
Hector hörte seinen Anrufbeantworter ab. Eine Nachricht war von seiner Assistentin, die ihm mitteilte, eine gewisse Joanna Vochek vom Heimatschutz wolle ihn dringend sprechen. Er löschte die Nachricht.
An den Wänden seines Arbeitszimmers hingen zahlreiche Fotos: Hector, der dem Präsidenten der Vereinigten Staaten die Hand schüttelte, mit Subunternehmern in der Grünen Zone posierte, eine Bergfestung in Afghanistan inspizierte. Jetzt würde es wieder aufwärts gehen mit seinem Unternehmen.
Hectors Mobiltelefon klingelte. »Ja?«
»Mr Hector? Fred Espinoza.«
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