Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
Fred war bei Hector Global angestellt und für den Wachschutz von Blarney’s Steakhouse verantwortlich.
»Fred, ich habe zu tun. Jetzt passt es mir ganz schlecht.«
»Ja, Mr Hector, nach dem Tod unserer Männer in Austin wundert mich das nicht … Es tut mir wirklich leid … aber nach dem, was in Austin passiert ist, dachte ich mir, es würde Sie interessieren, wenn es bei einem Kundenunternehmen einen Sicherheitsbruch gibt. Wir hatten heute Abend einen Einbruch in der Firmenzentrale von Blarney’s.«
»Details. Sofort.«
»Ich weiß nicht genau, wie er es gemacht ist. Um 21.30 Uhr hat jemand die Alarmanlage deaktiviert. Das haben wir auf Videoband. Er hat ein Bedienteil aufgebrochen und einen PDA mit dem System verbunden; der Computer hat die Codes ausgelesen und ihm Zugang verschafft.« Espinoza machte eine Pause. »Das war kein gewöhnlicher Einbrecher.«
»Sie haben Recht.« Hectors Finger strichen über die Kugeln des Abakus. »Was hat er dann gemacht?«
»Ich habe die Videoaufnahme der Überwachungskamera auf unsere interne Website gestellt.«
Hector fand die Seite mit dem Video. Randall Choate, jetzt unter dem Namen Pilgrim bekannt, geht mir inzwischen gewaltig auf den Sack, dachte er. Pilgrim lief durch abgedunkelte Korridore in das Büro des Geschäftsführers. Er schaltete eine Stablampe ein und schwenkte ihren Strahl durch den Raum, was von einer versteckten Kamera aufgezeichnet worden war. Pilgrim zog an den Türen der Aktenschränke, stellte fest, dass sie abgeschlossen waren, blieb stehen und starrte die Wand an. Das Video zeigte, wie Pilgrim sich vorbeugte und den Lichtstrahl auf ein gerahmtes Foto richtete. Die Eröffnung des ersten Blarney’s – Hector konnte sich noch gut daran erinnern. Es war ein schöner Tag gewesen.
Pilgrim nahm das Foto aus dem Rahmen und steckte es in die Tasche. Dann richtete er den Strahl der Stablampe auf seine Hand und streckte ganze fünf Sekunden lang den Mittelfinger aus. Der Rest des Videos zeigte, wie er das Gebäude verließ.
»Haben Sie den Kunden bereits informiert?«, fragte Hector.
»Ja, natürlich. Ziemlich schräge Sache, schließlich hat der Eindringling nichts von Wert mitgehen lassen.«
»Dem Stinkefinger nach zu urteilen, war das Ganze ein schlechter Scherz.«
»Ein ziemlich aufwendiger schlechter Scherz.« Die Zweifel in Espinozas Stimme waren nicht zu überhören.
»So wie Computerhacker, die ihre Gehirnzellen dafür verschwenden, die Website eines Unternehmens zu verunstalten.« Mit einem lauten Klicken schob er alle Kugeln des Abakus auf eine Seite. »Den Einbruch brauchen wir der Polizei nicht zu melden.«
»Mr Hector …«
»Vielleicht haben wir es hier mit einem Herrn zu tun, der Aufmerksamkeit erregen will. Es hat bereits einen Anschlag auf ein von uns bewachtes Gebäude gegeben, und jetzt noch dieser Einbruch. Dass die Polizei dieses Video in die Finger bekommt und irgendein Trottel es rausgibt und auf You Tube stellt, hat uns gerade noch gefehlt. Der Kerl versucht doch nur zu beweisen, dass Hector Global seinen Job nicht richtig macht, und dafür lässt er sich einiges einfallen.«
»Ja, Sir«, erwiderte Espinoza.
»Noch mehr negative Publicity über unsere Arbeit können wir uns nicht leisten. Machen Sie ein Geschäft mit Blarney’s, sagen Sie ihnen, dass wir sechs Monate umsonst für sie arbeiten. Aber halten Sie die Sache unter Verschluss. Die Polizei darf nichts davon erfahren.«
»Ja, Sir.«
»Und danke dafür, dass Sie angerufen und mich über den Einbruch informiert haben. Sie haben mir einen großen Gefallen getan.«
»Gute Nacht, Mr Hector.«
Er sah sich noch einmal das Video an. Choate, der einen Zeitungsartikel mit einem alten Foto von ihm stahl.
Als Sam Hector hat er dich nicht gekannt. Jetzt schon. Hector war nicht davon ausgegangen, dass Choate von seinem kometenhaften Aufstieg in der Sicherheitsbranche wusste; er hatte Choate für tot gehalten. Erst vor ein paar Tagen hatte er erfahren, dass Choate noch am Leben war. Und jetzt … jetzt kennt er deinen richtigen Namen.
Wenn ich diesen Finger das nächste Mal sehe, schieße ich ihn ab, dachte er. Dann war Pilgrim also immer noch in Dallas. Vielleicht hatte er Ben Forsberg, vielleicht arbeiteten die beiden zusammen. Letzteres behagte ihm überhaupt nicht, aber er war klüger als die beiden. Sie konnten ihm nicht viel anhaben, wenn sie sich wie die Ratten in irgendeinem Loch versteckten, aber er musste sie aufhalten. Er musste sie aufhalten.
Das Telefon
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