Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
verschwunden. Als die FM Road 2222 zu Ende war und sich in zwei verschiedene Straßen gabelte, fuhr er auf einer Nebenstraße weiter, hielt auf dem Parkplatz eines chinesischen Restaurants und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Wo würden sie Teach hinbringen, und wer konnte ihm helfen?
Es gab niemanden, den er anrufen konnte. Das war ja das Geniale am Keller – man kannte die richtigen Namen der anderen Agenten nicht und wusste auch nicht, wie man sie erreichen konnte. Barkers richtiger Name war nicht Barker, und vermutlich hatte er noch zwei oder drei andere Namen, unter denen er arbeitete. Pilgrim war nur der Name, den Pilgrim im Keller benutzte, wenn er mal wieder von einem falschen Namen zum nächsten wechselte. Niemand konnte einen verraten.
Bis auf Teach. Sie war der einzige Mensch, der jedes Detail jeder Operation kannte.
Sie hatten es auf ihr Gehirn abgesehen. Ihr Gehirn konnte den Keller auffliegen lassen und jeden Agenten der Gruppe ins Gefängnis oder in das Fadenkreuz eines Scharfschützen bringen.
Pilgrim war der Meinung, dass er es mit einem außergewöhnlichen Gegner zu tun hatte. Schließlich konnte nicht jeder einen Ex-IRA-Auftragsmörder und eine Gruppe arabischer Schläger nach Texas bringen, um die schmutzige Arbeit zu erledigen. Barker hatte behauptet, nichts Ungewöhnliches in Adam Reynolds’ Bankkonten oder E-Mail-Protokollen gefunden zu haben, doch da er für den Feind gearbeitet hatte, hatte er mit Sicherheit gelogen und alle Beweise zerstört, die ihn und Adam Reynolds mit seinem Auftraggeber in Verbindung bringen konnten.
Pilgrim ging die Anrufliste mit den gewählten Nummern auf Barkers Mobiltelefon durch. Wenn der junge Verräter davon ausgegangen war, dass Teach gekidnappt und Pilgrim getötet wurde, hatte er sich mit Sicherheit nicht allzu viel Mühe gegeben, um seine Spuren zu verwischen. Die Liste sah so aus, wie das nach den drei Tagen, in denen sie die Operation vorbereitet hatten, zu erwarten war. Anrufe bei Teach, Anrufe zu Pilgrims Mobiltelefon. Doch es gab einen Anruf zu einer Telefonnummer in Austin, die Pilgrim nicht kannte.
Pilgrim fuhr weiter nach Austin. In der Koenig Lane fand er, was er gesucht hatte: Ein kleines Café mit einem Schild im Schaufenster, das kostenlosen Internetzugang verkündete. Er ging hinein. Es war früher Abend und nicht viel los. Auf einer Arbeitsplatte an der gegenüberliegenden Wand standen drei Computer, und er setzte sich vor einen davon hin und klickte einen Browser an. Er öffnete sich mit einer Nachrichtenseite, auf der Pilgrim einige Schlagzeilen sah: Der Senatsausschuss fordert, dass die CIA im Kampf gegen den Terrorismus mehr Agenten im Nahen Osten einsetzen soll; ein Football-Star beginnt nach einer schweren Verletzung mit den Rehamaßnahmen; eine Schießerei mit einem Heckenschützen in Austin, Texas.
Er überflog den Artikel. Bis jetzt waren die Namen der Toten noch nicht genannt worden. Und es war auch nicht erwähnt worden, dass ein Mann beim Verlassen des Tatorts gesehen worden war.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Pilgrims Blick ging zu der Barista hinter der Theke, und plötzlich wurde ihm klar, dass er aussah, als wäre er gerade aus einem entgleisten Zug geklettert. Die hübsche Frau im Collegealter deutete auf die Schnittwunde auf seiner Stirn. »Sie bluten.«
»Oh, tatsächlich?« Er ging zum Tresen, griff sich ein paar Servietten und betupfte damit seine Stirn. Das Papier tränkte sich mit Blut. »Ich bin gestürzt. Aber es ist alles in Ordnung.«
»Sind Sie sicher?«, fragte sie.
»Mir geht’s gut. Wirklich. Ich hätte gern einen mittelgroßen Latte Macciato. Danach bin ich mit Sicherheit wieder ganz der Alte.« Er versuchte es mit einem Lächeln.
Die Barista nickte und drehte sich zur Espressomaschine um. Er setzte sich wieder an den Computer und suchte in Google nach der Telefonnummer in Austin, die er auf Barkers Handy gefunden hatte.
Kein Eintrag.
Er wartete darauf, dass die Barista ihm zurief, der Latte sei fertig, doch sie brachte ihm das Getränk und stellte es neben den Computer. »Das geht aufs Haus«, sagte sie, als er aufstand und nach seiner Brieftasche suchte.
»Nein, das geht doch nicht …«
»Setzen Sie sich wieder hin«, erwiderte die Barista. »Ich glaube, Ihr Tag war ganz schön beschissen. Die Latte geht aufs Haus.«
Freundlichkeit war für Pilgrim ein Fremdwort, und für einen Moment wusste er nicht, wie er reagieren sollte. »Danke«, sagte er dann. »Vielen Dank.«
Sie lächelte
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