Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
geholfen hatten, ein Selbstmordattentat in einer Schule zu verhindern – einer seiner Subunternehmer hatte den Attentäter erschossen, dabei aber leider auch einen Wächter getötet, der den Mann gepackt hatte. Bedauerlich. Er schickte seinem Einsatzleiter in Afghanistan eine E-Mail, in der er vorschlug, der Familie des getöteten Wächters etwas Geld zukommen zu lassen. Anonym natürlich; Hector Global konnte nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass es seine Aufträge erfüllte. Im Krieg gab es eben eine Menge tragischer Unfälle, und die Arbeit, die Hector Global machte, diente schließlich dem Gemeinwohl. Nicht nur dem Amerikas, dachte Sam, sondern dem der ganzen Welt.
Bei der nächsten E-Mail runzelte er die Stirn: Ein Manager in Bagdad berichtete, dass sich ein großer Teil des Sicherheitspersonals über die Touren und die zunehmende Gewalt beschwerte. Sam war der Meinung, dass die Männer den nächsten Flug nach Hause nehmen sollten, wenn sie nicht gern für Hector Global arbeiteten. Gang oder Fenster, Huhn oder Nudeln, sie konnten es sich aussuchen, dachte er. Die letzten zwei Wochen waren allerdings ziemlich übel gewesen; er hatte fünf Männer bei drei verschiedenen Zwischenfällen verloren. Es war gut, dass er keine Kranken- oder Lebensversicherung bezahlte; dafür mussten seine Subunternehmer selbst aufkommen.
Die letzten sieben Ausschreibungen für Sicherheitseinsätze im Irak hatte er verloren, und die Verträge für Sicherheitsaufgaben im Inland wurden immer weniger. Er hatte dreitausend Angestellte; er brauchte jeden Vertrag, den er bekommen konnte.
Hector schob den Abakus zur Seite und tippte eine E-Mail an die Frau vom Außenministerium, die mehr als nur berufliches Interesse an Ben gezeigt hatte. Ben wird Sie morgen anrufen; ich glaube, er ist heute aus dem Urlaub zurückgekommen. Ich bin sicher, dass wir zu einer Einigung kommen werden. Mit freundlichen Grüßen, Sam Hector. Er verschickte die E-Mail. Wenn Ben mit dieser Zicke ins Bett gegangen wäre, als sie die erste Andeutung gemacht hatte, wäre der Vertrag schon längst unterzeichnet, und er hätte jetzt ein paar Millionen, die er dringend in seinen Büchern brauchte.
Doch Ben würde wohl mit keiner Frau mehr ins Bett gehen.
Die letzte E-Mail in seinem Eingang war aus New Orleans und enthielt einen Link auf Google Maps. Hector sah sich die Karte lange an. Sie war der erste Schlüssel für seine Zukunft. Er lernte sie auswendig und spürte, wie seine Aufregung wuchs.
Eines der fünf Mobiltelefone klingelte: Er sah sich die Nummer auf dem Display an. »Hallo?«
»Der Heimatschutz hat Ben Forsberg verhaftet. Es gibt Beweise, die ihn mit einem Auftragsmörder aus dem Ausland in Verbindung bringen, der heute in Austin getötet wurde.«
Aber … Jackie hatte den Umschlag nicht auf den Schreibtisch gelegt. Die Falle für Ben war noch nicht fertig.
Doch Hector wollte sich nicht über eine glückliche Fügung des Schicksals beschweren. »Wo ist Forsberg jetzt?«
»Im neuen Büro des Heimatschutzes in der Stadt, im ehemaligen Waterloo Arms. Sie vernehmen ihn gerade.«
»Keine Polizei?«
»Keine Polizei.«
»Sie haben sich gerade einen Bonus verdient«, sagte er und legte auf. Es war nützlich, Kontakte in der Regierung zu haben, die bereit waren, ihm Informationen zu geben. Für gutes Geld natürlich.
Sam Hector stand auf und ging zum Fenster. Er hatte seit Jahren niemanden mehr getötet; er hatte gedacht, dass er sich nicht mehr die Hände schmutzig zu machen brauchte. Doch wenn Nicky und Jackie Lynch und das Team aus dem Libanon es nicht schafften, Pilgrim umzubringen, wurde es Zeit, dass er wieder mit dem Training begann. Die Aussicht darauf, wieder aktiv zu werden, gefiel ihm.
Wieder läutete eines der Mobiltelefone, dieses Mal ein anderes. Er nahm es vom Schreibtisch.
»Hier ist Jackie.«
»Sprechen Sie.«
»Ich habe mich mit Ihrem Team getroffen, und wir hatten Glück.« Jackie klang fast fröhlich. »Dieser Pilgrim ist nur zwei Straßen von dem Hotel entfernt, das Sie für unser Treffen ausgesucht haben.«
»Sind Sie sicher, dass er es ist?«
»Er sitzt in einem Volvo Kombi und fährt die Straße auf und ab, als würde er ein Gebäude auskundschaften. Ich war auf dem Rücksitz des Vans und habe ihn durch die Heckscheibe gesehen. Wir können ihn sofort eliminieren.«
Pilgrim war es gelungen, eine Spur bis zum Waterloo Arms zurückzuverfolgen. Kluger Junge.
Sam Hector überlegte. Und dann fiel ihm eine Lösung ein
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