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Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Titel: Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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und ging wieder hinter die Theke. Pilgrim trank einen Schluck von der Latte – Koffein und Kalorien, die er auch dringend brauchte. Die Türglocke bimmelte. Ein Mann und seine Tochter im Teenageralter kamen herein. Das Mädchen strich sich die kastanienbraunen Haare aus dem Gesicht, die der feuchte Wind draußen durcheinandergewirbelt hatte. Als Pilgrim sie lachen sah und hörte, wie sie darüber diskutierten, was sie bestellen sollten, spürte er ein beklemmendes Gefühl in der Brust.
    Das solltest du sein, dachte er. Vielleicht kannst du es ja noch sein. Wenn dieses Chaos vorbei ist.
    Er drehte sich wieder zum Computer. Er benutzte den Browser, um sich in eine Online-Datenbank der Regierung einzuloggen, in der die Telefongesellschaften alle ausgegebenen Nummern – sowohl für das Fest- als auch für das Mobilfunknetz – eintragen mussten. Dazu benutzte er ein Passwort, das Teach von einem CIA-Beamten gestohlen und an ihn weitergegeben hatte. Dann suchte er nach der Nummer.
    Die Datenbank sagte ihm zwar nicht, wo das Telefon stand, doch sie verriet ihm, dass die Nummer zu einer Firma namens McKeen Property gehörte und die Rechnungsadresse in der Second Street in der Innenstadt von Austin war. Er wechselte zu Google Maps und sah sich an, wo die Straße lag.
    Pilgrim trank seine Latte aus und eilte zu seinem gestohlenen Wagen, wobei er es vermied, Vater und Tochter anzusehen, die sich angeregt über ihre Kaffeebecher hinweg unterhielten. Jackie Lynch saß in sich zusammengesunken an der Theke, deren Granitplatte sich unter seinen Handflächen kühl anfühlte. Er war durch die Straßen der Innenstadt geirrt, als ihm klar geworden war, dass er den Chef anrufen und ihm erklären musste, dass der Auftrag in einer absoluten Katastrophe geendet hatte und Nicky tot war.
    Irgendwann hatte er im Fenster einer Bar eine Leuchtreklame mit einer Harfe gesehen, die für Guinness warb. Er war hineingetaumelt und hatte mit einem heiseren Flüstern ein Pint bestellt. Es mit einem Zug geleert, tief Luft geholt und sich gesagt, dass er jetzt nicht zu weinen anfangen durfte. Dann ein zweites Pint bestellt, denn, wie sein Vater zu sagen pflegte, kein Vogel flog nur auf einem Flügel nach Hause.
    Nach Hause. Er hatte seinen Bruder und seinen Mentor verloren. Nicky war das Gehirn ihrer Firma, denn Jackie hatte wenig Erfahrung darin, wie man mit gefährlichen Kunden umging, Verträge und deren Risiken beurteilte, Fluchtwege festlegte, Geld auf Nummernkonten verwaltete. Und jetzt hatten sie einen Auftrag für einen sehr, sehr mächtigen Mann vermasselt. Jackie starrte auf die Theke.
    Den versiegelten Umschlag hatte er immer noch in der Hand. Eigentlich hätte er ihn auf Adam Reynolds’ Schreibtisch legen sollen, nachdem Nicky die Zielpersonen getötet hatte, doch der Schock darüber, nur eine statt zwei Leichen im Büro zu finden, war schuld daran gewesen, dass er sich umgedreht hatte und zur Tür hinausgerannt war.
    Er ließ sein halb geleertes Guinness auf der Theke stehen und ging zum Fenster der Bar. Die Straßen um die Parkgarage und Reynolds’ Bürogebäude einige Blocks weiter waren von der Polizei abgesperrt worden. Die Bullen hatten Nickys modifiziertes Heckler & Koch PSGI-Gewehr im Kofferraum des Wagens sicher längst gefunden, und wenn nicht, würde es nicht mehr lange dauern. Und irgendjemand würde das Loch im Fenster des Bürogebäudes sehen oder Reynolds’ Leiche finden und eins und eins zusammenzählen.
    Er würde es nicht schaffen, den Umschlag jetzt noch auf den Schreibtisch zu legen. Unmöglich. Das musste der Kunde verstehen.
    In einer Ecke der Bar stand eine kleine Bühne, auf der ein Gitarrist und ein Pianist gerade einen Soundcheck durchführten. Sie spielten einige Takte seines Lieblingsliedes von Johnny Cash, »The Tennessee Stud«. Jackie liebte Musik fast so sehr wie seinen Bruder, und einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, den Kunden nicht anzurufen und einfach zu verschwinden. Am liebsten wäre er jetzt nach Belfast zurückgegangen, hätte seine Platten abgespielt und sich im Bett verkrochen.
    Nein. Das war egoistisch. Weglaufen bedeutete, dass Nickys Mörder davonkam. Jetzt war Jackie der Chef des Familienunternehmens, und er musste sich wie ein Mann benehmen. Nicky war immer der Erwachsene, der Vernünftige von ihnen gewesen, doch diese Zeit gehörte der Vergangenheit an. Im Vergleich zu Blut war Musik gar nichts.
    Er ging zu einem Tisch in der Ecke, der weit genug von potenziellen Zuhörern

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