Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
einem Frontalzusammenstoß mit einem Pick-up voller Highschool-Schüler entging, bevor er zurückgelenkt wurde. Pilgrim konnte die weit aufgerissenen Münder der Teenager sehen, die vor Schreck laut aufschrien, als der Van sie nur knapp verfehlte.
Dieser Wahnsinn musste ein Ende haben. Pilgrim trat das Gaspedal durch und lenkte seinen BMW auf die Beifahrerseite des Vans.
Der Blonde mit der Stachelfrisur lehnte sich aus dem Fenster auf der Beifahrerseite und eröffnete das Feuer mit einer Schrotflinte. Pilgrim trat auf die Bremse, während ein Regen aus Schrotkörnern auf die Windschutzscheibe seines Wagens prasselte.
Der Van rutschte wieder auf die falsche Spur und schlingerte wie ein Betrunkener, um drei entgegenkommenden Autos auszuweichen. Während Pilgrim versuchte, dem Van Platz zum Manövrieren zu geben, sah er die ungläubigen Gesichter der Autofahrer, die nach einem langen, anstrengenden Tag, an dem sie Papier von einer Ecke ihres Schreibtisches in die andere geschoben, am laufenden Band telefoniert oder Hunderte E-Mails gelesen hatten, plötzlich dem Tod ins Auge sahen.
Vor ihnen lag ein leeres Stück Straße; auf der anderen Seite des Hügels musste eine Ampel auf Rot geschaltet haben, die den Verkehr zum Stillstand gebracht hatte. Pilgrim ließ das Fenster auf der Beifahrerseite herunter, fuhr den BMW an dem Van vorbei und riss das Steuer herum, sodass sich der Wagen quer zur Fahrbahn stellte. Dann zielte er auf die Vorderreifen des Vans und feuerte durch das offene Fenster. Grelle Funken auf dem Kühlergrill und der Stoßstange verrieten ihm, dass er sein Ziel verfehlt hatte. Sein Körper schmerzte immer noch, und sein Arm war alles andere als ruhig.
Der Van raste an ihm vorbei, und der Blonde mit der Stachelfrisur beugte sich am Fahrer vorbei und drückte ab. Pilgrim duckte sich, als die Windschutzscheibe zersplitterte. Nachdem der Van an ihm vorbei war, setzte er sich wieder auf und drückte das Gaspedal durch, um die Verfolgung aufzunehmen, doch er spürte, wie sich einer der beschädigten Reifen von der Felge löste, und übersteuerte, als eine Kurve auftauchte. Der BMW durchbrach die Leitplanke und rutschte zehn Meter über das Kalksteingeröll eines steilen Hügels nach unten, bis er gegen die Zedern an der Grundstücksgrenze eines Hauses prallte.
Pilgrim blinzelte heftig. Haare und Beine waren mit Glassplittern übersät, und die Beifahrertür war von einem Baumstamm eingedrückt würden. Der Motor war ausgegangen. Er machte die Tür auf und stieg aus.
Er war unverletzt, doch der BMW war nur noch Schrott und würde keinen Meter mehr fahren.
Pilgrim stolperte, aber dann fanden seine Füße Halt auf dem Geröll. Er rannte zu dem Haus und trat die Hintertür ein. In der Küche, die auf den Garten hinausging, stand eine ganze Familie neben einem Tisch: Vater, Mutter, zwei Mädchen im Teenageralter. Sie starrten ihn über Braten, Salat und Kartoffelgratin hinweg an. Das Essen roch wirklich gut. Er hob die Waffe und richtete sie auf den Vater.
»Entschuldigen Sie die Störung«, sagte er. »Ich brauche Ihren Wagen.«
Die Mutter ging zur Küchentheke, nahm einen Schlüsselbund und warf ihn Pilgrim zu. Er fing ihn mit einer Hand auf und sagte: »Danke.« Was dann kam, tat er gar nicht gerne. Er befahl der Familie, in einen Abstellraum zu gehen. Dann sperrte er die Tür ab und schob einen Stuhl unter den Knauf. »Sie bleiben zwei Stunden lang hier drin. Ich höre den Polizeifunk ab. Wenn Sie die Polizei rufen, komme ich zurück, und ich glaube nicht, dass Ihnen das gefallen wird«, brüllte er durch die Tür. Er musste ihnen einen gehörigen Schrecken einjagen, damit sie ihm genug Zeit ließen, um zu verschwinden. Als er sich umdrehte, hörte er, wie die Eltern die beiden Mädchen zu trösten versuchten.
Die Schlüssel gehörten zu einem kastanienbraunen Volvo Kombi. Mit brüllendem Motor schoss Pilgrim aus der Einfahrt und fuhr auf die FM Road 2222. An der Stelle, an der der BMW durch die Leitplanke gebrochen war, stand ein Streifenwagen. Pilgrim fuhr mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit daran vorbei und sah nicht zu den beiden Polizeibeamten hinüber, die die Familie vermutlich innerhalb der nächsten zehn Minuten finden und befreien würden. Als er über dem nächsten Hügel war, trat er das Gaspedal durch. Der Van war schon lange weg. Pilgrim fuhr ein paar Kilometer weiter und hoffte, dass er einen Reifen getroffen und dem Van einen Platten beschert hatte. Doch die Kidnapper blieben
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