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Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Titel: Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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versucht.«
    »Ist gar nicht so schwer. Sie lernen es bestimmt schnell.« Pilgrim sank gegen die Beifahrertür, die Augen halb geschlossen. »Mir ging’s schon mal entschieden besser …«
    Ben trat aufs Gaspedal und raste über den Highway.

14
     
     
     
     
    Jackie Lynch hatte Halsschmerzen vom Singen. Das kaputte Radio des Vans gab nur statisches Rauschen von sich, und er konnte die Stille nicht ertragen, also sang er, langsam und laut, alle Lieder aus Johnny Cashs Album At Folsom Prison. Die wiederveröffentlichte Version war sein und Nickys Lieblingsalbum gewesen. Er hatte mit »Folsom Prison Blues« angefangen und dann nacheinander die anderen achtzehn Titel gesungen. Er kannte jede Zeile auswendig, doch bei Nickys Lieblingsstücken war es ihm schwergefallen, bis zum Ende zu singen. In einer Stunde sang er das ganze Album von vorn bis hinten, dann hörte er sich fünf Minuten lang die Stille im Wagen an und fing wieder zu singen an, als wäre er eine kaputte Spieluhr, die bis in alle Ewigkeit die immer gleichen Töne von sich gibt. Als er die kleine Stadt Hillsboro erreichte, die neunzig Minuten südlich von Dallas lag, begann sein Magen zu knurren. In Hillsboro gab es ein großes Outlet-Einkaufszentrum und das übliche Angebot an Fast-Food-Restaurants und Tankstellen. Jackie ging davon aus, dass ihn in der Menschenmenge niemand erkennen würde. Er hasste das Hungergefühl in seinem Magen; es erinnerte ihn daran, dass er am Leben war und Nicky nicht.
    Sein Abendessen kaufte er sich im Drive-in eines McDonald’s, während er die bewusstlose Teach im Auge behielt, die gefesselt im Laderaum des Vans lag. Er betrachtete sie mit herzlicher Abneigung. Und er kaufte ihr nichts zu essen für den Fall, dass sie aufwachte – das Miststück konnte ruhig verhungern, ihm war das egal.
    Jackie stellte den Van am äußersten Rand des Parkplatzes ab, um seinen Hamburger und die Pommes zu essen. Zuerst trank er einen großen Schluck Cola, um seine wunde Kehle zu kühlen, dann biss er in den Hamburger. Er musste ständig an Nicky denken. Jetzt hätten sie eigentlich Hummer und Steak zusammen essen sollen, dazu eine teure Flasche Wein, um einen erfolgreich ausgeführten Auftrag zu feiern, der ihren Ruf in der Branche noch mehr gefestigt hätte. Doch jetzt, da Nicky tot war, würde er immer allein essen, und als ihm das klar wurde, tat ihm das Gesicht weh.
    Er legte den Hamburger und die Pommes auf den Beifahrersitz. Tränen stiegen ihm in die Augen, und er bettete den Kopf auf das Lenkrad, während er an glückliche Zeiten dachte. Nicky, der ihm Fahrrad fahren beibrachte, weil ihr Vater ständig bei Verhören und Geheimtreffen war und keine Zeit hatte. Nicky, der ihm zeigte, wie man Fußball spielte, wie man mit einer Halbautomatik schoss, wie man ein Messer so führte, dass die Halsschlagader gleich beim ersten Schnitt durchtrennt wurde. Er konnte nicht tot sein. Jackie benutzte die Papierservietten, um sich die Tränen und den Rotz aus dem Gesicht zu wischen, dann nahm er den Ärmel. Und als er den Kopf hob, sah er die Jungen, die über ihn lachten.
    Es waren drei, alle etwas jünger als er, neunzehn oder so. Sie standen vier Parkplätze weiter und wollten gerade in eine alte Limousine steigen, deren Lack schon abblätterte. Doch dann hatten sie ihn wie ein Baby weinen sehen. Einem von ihnen war es sichtlich peinlich, doch die beiden anderen lächelten und machten sich über seinen Schmerz lustig.
    Die Frau hinter ihm stöhnte und bewegte sich. Er warf einen Blick in den Laderaum; sie lag wieder ruhig da.
    Zwei der drei Jungen waren in ihr Auto gestiegen, doch einer stand noch da und rieb sich mit der Hand über die Wange, als würde er Tränen wegwischen.
    Jackie stieß die Fahrertür auf und stieg aus. Kühle Nachtluft umfing ihn. Das Rauschen des Verkehrs vom Highway hörte sich wie ein kehliges Murmeln an, und der Nachthimmel schüttete Sterne über die Dunkelheit. Er ballte die Faust in der Tasche, zum Zuschlagen bereit. Er brauchte keine Pistole. Und das Messer auch nicht.
    »Hast du ein Problem?«, fragte Jackie.
    Der Junge behielt sein Grinsen im Gesicht und sagte: »Du hast wohl gar keinen Stolz.«
    »Mein Bruder ist heute gestorben.« Er ging schneller auf den Jungen zu, dem das Grinsen im Gesicht gefror. »Soll ich vielleicht lachen? Oder tanzen?«
    Der Junge stieg in den Wagen und wollte die Tür schließen.
    Jackie packte den Türgriff. Die Wut machte ihn stark, und er griff ins Innere des Wagens und zerrte

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