Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
und warf immer wieder einen Blick in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand folgte. Er bog ab und fuhr ein paar Blocks weit nach Norden, dann wieder nach Osten. Das Brackenridge Hospital lag in der East Fifteenth Street, ganz in der Nähe.
»Kein Arzt. Kein Krankenhaus«, stieß Pilgrim zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Jetzt begreifen Sie es doch endlich – Sie sind verletzt.«
»Bis jetzt habe ich immer Glück gehabt. Ich bin noch nie angeschossen worden. Und ich bin auch noch nie aus einer Parkgarage gefallen. Was für ein Scheißtag.«
»Ich bringe Sie in ein Krankenhaus.«
»Nein. Das geht nicht. Dann wären wir wieder genau da, wo wir angefangen haben. Sie in Haft und ich …«
»Wo wären Sie?«
»Sprechen tut weh. Fahren Sie weiter.« Pilgrim presste die Faust auf seine blutende Schulter. »Ein Bundesbeamter hat Sie mit einer Waffe bedroht, ein Auftragsmörder hatte Ihre Visitenkarte in der Tasche, und ein zweiter Killer hat gerade versucht, Ihnen den Kopf wegzublasen. Es wäre vielleicht keine schlechte Idee, wenn Sie untertauchen.«
»Ich bringe Sie trotzdem in ein Krankenhaus.«
»Wenn Sie am Leben bleiben wollen, bringen Sie uns jetzt nach Dallas. Und wenn ich bewusstlos werde, schaffen Sie mich in ein Motel, in ein billiges, und besorgen sich einen Erste-Hilfe-Kasten.«
»Erste Hilfe. Für eine Schusswunde.«
»Und etwas, mit dem Sie die Kugel rausholen können. Das dürfen Sie auf keinen Fall vergessen.«
»Ich werde keine Kugel aus Ihnen herausholen. Jetzt werden Sie doch endlich vernünftig.« Ben fuhr auf den Parkplatz des Brackenridge Hospital. Das Schild der Notaufnahme strahlte wie ein Leuchtturm.
Pilgrim griff ihm ins Lenkrad. »Nein. Ben, ich bitte Sie. Wenn Sie mich da reinbringen, sind wir beide tot.«
Ben zögerte, als der Wagen unter das Vordach am Eingang rollte.
»Wir sind mit Sicherheit tot. Wir müssen nach Dallas.«
»Warum müssen wir nach Dallas?«
»Weil das Streichholzbriefchen, das ich bei einem der Männer gefunden habe, von einem Restaurant in Dallas stammt. Barker hat mich verraten, und die Adresse auf seinem Führerschein ist in Dallas. Das sind meine einzigen Spuren.« Dann fügte er noch hinzu: »Die Wache, die ich bewusstlos geschlagen habe, hatte einen Ausweis von Hector Global in der Tasche. Auf der Rückseite des Ausweise stand eine Adresse in der Nähe von Dallas.«
Bens Finger krampften sich um das Lenkrad. »Die Wachen waren nicht vom Heimatschutz?«
»Nein. Und daher glaube ich, dass Hector Global irgendwie in diese Sache verwickelt ist.«
Ben musste schlucken. »Sam Hector – das ist der Besitzer von Hector Global – ist einer meiner Kunden. Und einer meiner besten Freunde. Er würde nie etwas Illegales tun. Vor drei Stunden habe ich noch mit ihm telefoniert …«
Pilgrim starrte ihn an. »Halten Sie das nicht für einen äußerst merkwürdigen Zufall? Warum hat unser Freund Kidwell nicht Beamte des Heimatschutzes als Wachen eingesetzt, sondern Leute von einer privaten Sicherheitsfirma?«
Aus der Notaufnahme kamen zwei Sanitäter und gingen auf den Volvo zu.
»Wir können hier nicht bleiben. Ben, bitte. Fahren Sie los!«
»Hector Global muss einen Vertrag mit Kidwells Abteilung haben … Sam kann uns helfen, er kann uns sagen, was zum Teufel hier los ist …«
»Vielleicht.« Pilgrim lehnte sich gegen die Tür und übte Druck auf seine Schulterwunde aus. »Wenn er wirklich Ihr Freund ist, sollten wir ihn um Hilfe bitten. Aber nicht jetzt. Bringen Sie uns nach Dallas. Bitte.«
Hinter ihnen hupte ein Auto, und Ben lenkte den Wagen wieder auf den Parkplatz, an den Sanitätern vorbei. Dann fuhr er auf die Fifteenth Street und von dort aus nach Norden auf den IH-35, in Richtung Dallas.
»Das ist die erste kluge Entscheidung, die Sie heute getroffen haben.«
»Ich tue das nur, weil … Kidwell hat angedeutet …« Ben musste schlucken. »Vor zwei Jahren wurde meine Frau getötet. Ermordet. In unseren Flitterwochen. Sie wurde erschossen. Zufällig.«
»Verdammt. Das ist echt Scheiße. Tut mir leid.«
Die Reaktion Pilgrims war eine der aufrichtigsten Beileidsbekundungen, die Ben je bekommen hatte. Die meisten Leute sagten nur Das tut mir leid. Ein paar gaben Geschmacklosigkeiten wie Wenigstens hat sie nicht leiden müssen oder Sie sind ja noch jung, Sie werden wieder heiraten von sich. Die meisten sagten gar nichts, was irgendwie noch schlimmer war, so, als hätte es Emily nie gegeben.
»Kidwell hat gesagt,
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