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Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Titel: Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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keine Selbstbeherrschung. Was kümmerte es ihn, wenn ein paar Landeier ihn weinen sahen? Seine mangelnde Selbstkontrolle hatte dazu geführt, dass er aufgefallen war und um ein Haar die Frau verloren hätte. Jackie fuhr den Van wieder auf den IH-35. Er musste ein anderes Auto stehlen und den Van loswerden, und das schnell. Oh, verdammt. Er stellte sich vor, wie Nickys Geist auf seiner Schulter saß und enttäuscht den Kopf schüttelte. Keine Dummheiten mehr. Das brachte ihn ins Gefängnis. Oder es brachte ihn um.
    Jackie kam zu dem Schluss, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte getrauert. Das würde ihm nicht noch einmal passieren. Von jetzt an würden nur noch die anderen Trauer und Schmerz empfinden. Dem Jungen das Auge herauszuhebeln hatte seinen Schmerz gelindert. Und genau so musste man mit seiner Trauer umgehen: Man musste sich in die Arbeit stürzen.
     
    Zwei Stunden später parkte Jackie einen anderen Van vor einem Einkaufszentrum am Rand von Frisco, einem rasch wachsenden Vorort von Dallas. In Waxahachie, zwischen Hillsboro und Dallas, hatte er den Van der Entführer stehen lassen und vor einem Wohnblock einen neuen gestohlen. Der gestohlene Van stank nach Marihuana, woraufhin Jackie das erste Mal an diesem Tag fast hysterisch gelacht hatte. Ein Joint war ja nicht schlecht, doch dann ermahnte er sich, dass er jetzt das Familienunternehmen leitete und Geschäftsführer nach Möglichkeit nüchtern sein sollten.
    Vor allem, wenn sie es mit einem sehr wütenden Kunden zu tun hatten.
    Und daher war es vermutlich vernünftig und klug – zwei Eigenschaften, die zu einem reifen, unternehmerisch denkenden Jackie dazugehörten, wie er sich sagte -, ein Druckmittel gegenüber Sam Hector in der Hand zu haben.
    Er lenkte den Wagen in eine Ecke des Parkplatzes, weit weg von den wenigen anderen Autos, weit weg von der Beleuchtung. Teach lag auf dem Boden des völlig verdreckten Vans und beobachtete ihn. Als er sie anstarrte, machte sie die Augen zu. Aber nachdem er den Blick in ihren Augen gesehen hatte, war ihm klar, dass die Wirkung des Betäubungsmittels nachließ.
    »Die meisten älteren Damen in Ihrer Situation wären aus dem Van gestiegen und hätten laut um Hilfe geschrien. Aber Sie wollten möglichst unauffällig entkommen.«
    Teach machte die Augen wieder auf. Unter dem Knebel und dem großen Bluterguss in ihrem Gesicht erschien der Anflug eines Lächelns. Dann verschwand es wieder. Er ging in den hinteren Teil des Vans und nahm ihr den Knebel ab.
    »Was sind Sie? Was arbeiten Sie?«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, flüsterte sie. »Eine Million Dollar, wenn Sie mich gehen lassen.«
    Er lachte. »Eine Million. Kein schlechtes Angebot. Aber mein Bruder ist tot. Und daher geht es mir inzwischen nicht mehr ums Geld. Tut mir leid.«
    »Mein Angebot läuft in einer Minute aus.«
    Sie war es gewohnt, hart zu verhandeln, dachte er. »Ich brauche keine zehn Sekunden, um Nein zu sagen.«
    »In Ordnung«, erwiderte sie. Er glaubte, Respekt in ihrer Stimme zu hören. Und es beeindruckte ihn, dass sie nicht bettelte.
    »Dieser Pilgrim ist ein Freund von Ihnen.«
    »Er wird Sie töten. Das garantiere ich Ihnen.«
    »Ich habe ihn angeschossen, und dann ist er aus einer Parkgarage in die Tiefe gestürzt. Die Chancen stehen also ziemlich gut, dass er tot ist.« Es war besser, wenn sie sich nicht zu viel Hoffnung machte.
    »Das hat ein Mann heute Nachmittag auch geglaubt. Er dachte, er hätte ihn getötet. Hat er aber nicht.«
    Jackie beugte sich zu ihr hinunter. »Wenn er nicht tot ist, werde ich ihn umbringen, und wenn Sie dann noch am Leben sind, werde ich Ihnen seinen Kopf bringen. Dann können Sie ihm zum Abschied einen Kuss geben.«
    »Wer sind die Männer, die mich entführt haben?«, fragte sie.
    Jackies Mund wurde zu einem schmalen Strich. Er gab keine Antwort. Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Lassen Sie mich raten. Pilgrim hat alle getötet, mit denen Sie heute zusammengearbeitet haben. Wollen Sie es wirklich mit ihm aufnehmen? Sind Sie dazu nicht noch ein bisschen zu jung?«
    Das Miststück hatte Mut. Er ignorierte die Wut, die in ihm aufflammte, und beschloss, ihr nicht die Zähne einzuschlagen. Hector wollte sie unverletzt haben. Als er sich wieder ans Steuer setzte, fragte sie: »Wo bringen Sie mich hin?«
    »Ich hoffe, zu einem möglichst schmerzhaften Tod.«
    Im Rückspiegel sah er, wie sie die Augen aufriss, nur kurz, nur leicht, aber immerhin. Ja, dachte er, ihr das zu sagen war besser gewesen,

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