Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
zusammen, und es hat uns sehr gut gefallen. Die Leute, das Essen, die Musik. Und diese Woche hat er etwas ganz Merkwürdiges über New Orleans gesagt. Wir waren seit Katrina nicht mehr dort, und er sagte, er wollte nicht in die Nähe von New Orleans kommen, nicht in absehbarer Zeit.«
Vochek runzelte die Stirn. »Aber er hat nicht gesagt, warum?«
»Nein.«
Vochek zögerte. Pritchard hatte sie davor gewarnt, Ermittlungen in Richtung Hector Global anzustellen, doch eine Frage konnte nicht schaden, vor allem, weil sie inzwischen schon mehrmals auf Hectors Namen gestoßen war. Außerdem bekam Adam Reynolds ebenfalls Aufträge von der Regierung. »Hat Mr Reynolds jemals den Namen Sam Hector erwähnt?«
Delia trank einen Schluck Kaffee. »Hector? Nie gehört.«
»Er besitzt ein privates Sicherheitsunternehmen. Und erhält Regierungsaufträge in Millionenhöhe.«
Delia zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann. Adam hat mir nicht viel über seine Arbeit erzählt. Es ging um Technik, und ich bin nicht sehr … Adam wusste, dass Computertheorie viel zu hoch für mich ist.« Delia versagte die Stimme.
»Hat Mr Reynolds noch etwas gesagt, das merkwürdig klang?«
»Nein. Er war ganz aus dem Häuschen, weil die Arbeit an dem Projekt so gut voranging. Ich …« Delia brach abrupt ab, als hätte jemand ein schweres Gewicht auf sie fallen lassen. »Ich werde Sie anrufen, wenn mir noch etwas einfällt. Ich habe ja noch die Nummer, bei der ich gestern angerufen habe.«
»Ich habe mein Handy verloren.« Vochek schrieb ihre neue Nummer auf einen Notizblock, der auf der Arbeitsplatte lag.
»Kann ich seiner Mutter sagen, dass er tot ist? Sie wird es vielleicht nicht verstehen. Aber ich muss es ihr sagen.«
»Natürlich. Und wenn sonst noch etwas ist, können Sie mich jederzeit anrufen …«
»Das glaube ich nicht.« Delia faltete den kleinen Zettel zusammen. »Und ich würde gern wissen, wann Adams Leiche freigegeben wird. Ich muss seine Beerdigung vorbereiten.«
Sie weiß etwas, dachte Vochek. Aber wenn ich sie dränge, wird sie kein Wort mehr sagen.
Wenn sie Delia die Freigabe der Leiche melden konnte, würde ihr das vielleicht einen Pluspunkt bei ihr einbringen.
Vochek ging zu ihrem Wagen. Delia Moon war alles andere als eine trauernde Freundin, die alles tun würde, um ihnen zu helfen. Die Frau war ein Problem. Vochek würde richterliche Beschlüsse brauchen, um mehr über Delia herauszufinden. Sie rief Margaret Pritchard an und hinterließ eine Nachricht, in der sie um Informationen darüber bat, was das Computerteam auf Reynolds’ Computern gefunden hatte, und wann die Leiche zur Beerdigung freigegeben wurde. Dann versuchte sie noch einmal, ihr Mobiltelefon anzurufen. Keine Antwort.
Vochek blätterte durch die Akte und fand den Namen des Mannes, den sie als Nächsten besuchen wollte. Bob Taggart, der Detective, der der Polizei von Maui bei den Ermittlungen im Mord an Emily Forsberg geholfen hatte. Er hatte Emilys und Bens Leben in Dallas untersucht, um herauszufinden, ob Ben ein Motiv hatte, seine frisch angetraute Ehefrau zu ermorden. Er wohnte südlich von Dallas, in Cedar Hill. Vochek rief bei ihm an und erklärte, warum sie mit ihm sprechen wollte. Taggard erwiderte, dass sie jederzeit vorbeikommen könne.
Als Vochek wegfuhr, sah sie im Rückspiegel, wie Delia Moon sie von einem Fenster aus beobachtete. Dann wurde der Vorhang fallen gelassen, und Delia war weg.
Delia Moon entfernte sich von dem Fenster, das zur Straße hinausging. Der Tag war kühl und klar, und der Wind warf sich in heftigen Böen gegen das Glas. Sie hatte das Gefühl, als würden die Wände immer näher kommen, wie eine Faust, die sie zerquetschen wollte. Delia konnte sich lebhaft vorstellen, was Joanna Vochek von ihr hielt. Die Frau hatte zwar versucht, ihre Abneigung ihr gegenüber zu verstecken, doch Delia hatte es ihr trotzdem angesehen.
Joanna Vochek hatte sich geirrt. Delia war es egal, ob sie Adam beerbte oder nicht. Sie wünschte, sie hätte ihn mehr geliebt – oder wenigstens besser. Sie hatte keine Kopie der neuen Software, aber sie wusste, dass das Projekt, das vielleicht Millionen wert war, fast fertig gewesen war. Doch jetzt hatte der Heimatschutz Adams geistiges Eigentum beschlagnahmt. Computerdateien konnte man problemlos kopieren und stehlen. Jemand konnte sich sein Projekt aneignen. Selbst wenn sie keinen Cent für die Software sah, das Geld gehörte Adam. Es war Geld, das seine
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