Rund um die Ponyfarm
aber Kirsty schien noch zu schlafen.
„Kirsty!“, rief ich leise und erlebte zum ersten Mal dieses schöne Gefühl, von seinem Pony an der Stimme erkannt zu werden.
Die Stute war aufgewacht. Sie straffte sich, stellte lauschend die Ohren auf, und dann trottete sie mir mit einem leisen Wiehern entgegen. Ihre Hufe hinterließen dunkle Spuren in dem feucht glänzenden Gras.
Ich belohnte sie mit einem Stück Brot, das ich beim Abendessen auf die Seite gelegt hatte.
„Dir fehlt doch nichts, mein Mädchen? Nicht wahr, du machst einen ganz munteren und vergnügten Eindruck? Trotzdem, ich glaube nicht, dass wir beide heute zusammen ausreiten können. Firefly muss sich immer noch schonen, und wenn für Pete kein Pony frei ist, werde ich wohl auch zu Hause bleiben.“
„Nanu? War da nicht von mir die Rede?“
Das war Petes Stimme, und ich schaute mich überrascht um. Er stand hinter mir, seine Haare vom Schlaf zerzaust, mit hochgerollten Hosenbeinen, und seine Turnschuhe waren vom Tau völlig durchnässt.
„Ich war heute an der Reihe, das Holz für unser Lagerfeuer zu sammeln“, erklärte er. Und dann sah ich eine dünne, graue Rauchfahne aus der Senkung aufsteigen, in der die Pfadfinder ihr Lager aufgeschlagen hatten. „Wir machen gerade das Frühstück. Willst du nicht mitkommen?“
„Schrecklich gern, Pete!“ Der Duft von knusprig gebratenem Speck stieg mir in die Nase. „Aber ich fürchte, die anderen werden mich vermissen. Carol und Hamish fragen sich bestimmt schon, wo ich so lange bleibe. Trotzdem, es ist gut, dass ich dich schon so früh am Morgen treffe. Was hast du heute vor? Firefly muss sich noch schonen, und ich habe mir überlegt, ob wir nicht Lord Glencairn bitten, uns Forrester für den Ausflug heute zu leihen.“
„Nein, das finde ich nicht gut.“ Pete schüttelte den Kopf. „Wir können doch unmöglich eines von Lord Glencairns Ponys anschleppen, nachdem wir gestern Firefly lahm geritten haben. Wie würde das denn aussehen? Andy würde glatt durchdrehen. Und Carol und Hamish wären bestimmt auch nicht übermäßig begeistert.“
„Wahrscheinlich hast du recht.“ Ich schämte mich fast ein bisschen. „Ja, ich habe auch irgendwo gelesen, dass man nach Möglichkeit keine fremden Ponys in eine Gruppe bringen soll, die sich schon lange kennt. Das stiftet nur Unruhe.“
Pete grinste. „Na, ich schätze, es muss schon eine Bombe einschlagen, bevor unsere braven Hochländer aus der Fassung geraten. Aber trotzdem, es kann nichts schaden, wenn wir auf Nummer sicher gehen.“
„Dann können wir heute also nicht ausreiten.“ Ich konnte meine Enttäuschung nur schwer verbergen. Schließlich wäre heute die erste Gelegenheit für einen Tagesausflug gewesen.
Pete schien meine Gedanken zu erraten.
„Niemand hat gesagt, dass du zu Hause bleiben sollst, Pippa. Nimm Kirsty und amüsiere dich! Ich setze ganz gerne einmal aus. Erstens bin ich nicht so ein Pferdenarr wie du. Und außerdem …“ Er presste seine Hände gegen den Rücken und machte ein paar steife, ungelenke Bewegungen. „Um ehrlich zu sein, mein Rücken könnte auch ein bisschen Schonung vertragen.“ Er grinste kläglich. „Anscheinend braucht man beim Reiten ganz andere Muskelpartien als beim Fußball.“
„Ach, du machst doch nur Theater! Du willst mir einen Gefallen tun. Deshalb behauptest du, du hättest keine Lust.“ Lachend warf ich ein Büschel Gras nach Pete. „Aber vielen Dank, Brüderchen! Ich habe mich nämlich schon wahnsinnig auf den Tag heute gefreut!“
„Kein Grund zur Dankbarkeit, Pippa!“ Pete senkte die Stimme. „Ich habe nämlich andere Pläne. Heute ist die beste Gelegenheit, sich hier ein bisschen umzusehen. Ich warte schon lange auf solch einen Augenblick. Mir sind nämlich ein paar ziemlich eigenartige Dinge aufgefallen. Und die werde ich heute etwas genauer untersuchen.“
Die Gäste, die sich in dieser Woche auf dem Reiterhof angemeldet hatten, waren alle unerfahren und bisher nur selten geritten. Wir blieben also alle zusammen in einer Gruppe, und Andy übernahm auf Peppermint, einem jungen Schecken, die Führung. Carol reihte sich mit Scheherezade in unserer Mitte ein. So war sie bei eventuellen Schwierigkeiten sofort zur Stelle. Hamish bildete mit seinem Rappen die Nachhut und wollte dafür sorgen, dass der eine oder andere Nachzügler nicht den Anschluss an die Gruppe verlor.
Kirsty hatte die Anstrengungen des Vortags allem Anschein nach gut überstanden. Offenbar freute sie sich auf
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