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Rund um die Ponyfarm

Rund um die Ponyfarm

Titel: Rund um die Ponyfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinto
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letzten Meter kam ich nur langsam vorwärts und quälte mich halb humpelnd, halb hüpfend weiter.
    Jock überquerte gerade mit einem Ballen Heu den Hof, als ich erschöpft durch das offene Tor taumelte.
    „Um Himmels willen, Kindchen! Wo brennt’s denn?“ Als Jock mich sah, wie ich ganz allein und völlig aufgelöst auf den Hof stürzte, dachte er offenbar sofort an das Schlimmste. „Was ist passiert? Ist dein Bruder verletzt?“ Er ließ das Heu auf das Pflaster fallen und war sofort bereit, alles Nötige zu meiner Hilfe zu tun.
    „Nein, niemand ist verletzt. Jedenfalls noch nicht! Es geht um Ballantrae.“ Ich keuchte nach Luft. Und dann sprudelte ich meine Neuigkeiten hervor und berichtete hastig, dass der berühmte Hengst aus seiner Koppel ausgebrochen war und sich hoch in den Bergen an den Ufern eines Sees herumtrieb.
    „Ballantrae! Ich habe dir doch gesagt, dass dieses Pferd gar nicht bei uns ist.“ Jock presste seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, und seine Augen blitzten in dem gleichen feindseligen Glanz wie bei unserer ersten Begegnung. „Solltest du nicht diesen ganzen Unsinn vergessen?“
    „Gib dir keine Mühe, Jock!“ Diesmal würde ich mich nicht mit leeren Worten abspeisen lassen. Der Junge musste mich einfach ernst nehmen. „Es ist Ballantrae!“, erklärte ich entschieden. „Und er streicht dort oben durch die Berge. Es könnte ihm etwas zustoßen. Wenn du nicht ganz schnell etwas unternimmst, bricht er sich vielleicht sogar in den Felsen ein Bein.“
    Jock stutzte, und dann lächelte er mich plötzlich freundlich an.
    „Da gibt es nichts zu unternehmen, wirklich nicht. Aber es ist prima von dir, dass du so besorgt bist, Kleines. Nein, glaub mir, wir vermissen keines von unseren Pferden. Ich habe sie selbst für die Nacht in ihre Boxen gebracht. Sie sind alle da. Geh nur und überzeuge dich!“
    Es wies mit dem Kopf zu den Ställen hinüber. Die obere Hälfte der Boxentüren stand überall offen, und als ich hinüberschaute, trafen die Sonnenstrahlen hier auf eine rotbraune Flanke, dort auf den silbrigen Glanz eines hellen Schweifs und da auf eine schimmernde goldbraune Kruppe. Die Tiere in den Ställen zupften friedlich an ihren Heunetzen.
    Aus dieser Entfernung konnte ich unmöglich erkennen, ob das Pferd in Ballantraes Box auch tatsächlich der berühmte Hengst war.
    „Da ist dein Freund, um den du dir solche Sorgen machst.“ Jock ging voraus und öffnete die Boxentür. „Ruhig, mein Junge, ganz brav!“
    Beruhigend legte er die Hand auf die Schulter des Braunen und winkte mich heran.
    Ungläubig sah ich die weiße Zeichnung an der Hinterhand und den Kreis weißer Haare auf seinem Widerrist. Das Pferd drehte mir neugierig den Kopf zu, und da war auch die lange weiße Blesse auf seiner Stirn. Ja, das war Ballantrae, der Derbysieger, der gleiche Hengst, der vor knapp einer Stunde durch das Wasser eines Bergsees geschwommen war. Pete und ich hatten es doch mit eigenen Augen gesehen. Und nun stand er hier, ruhig und wohlbehalten in seiner Box.
    Aber wie war das nur möglich? Ich stand vor einem Rätsel.

„Ich begreife das nicht, Jock. Wie kann Ballantrae hier auf dem Hof sein? Es ist noch keine Stunde vergangen, da haben Pete und ich ihn oben in den Bergen gesehen. Er kann unmöglich inzwischen wieder auf seine Koppel gelaufen, von dir in den Stall gebracht worden sein und hier in aller Ruhe sein Heu knabbern. In dieser kurzen Zeit!“
    „Trotzdem gibt es hier kein Geheimnis!“ Jock beugte sich zu mir herab und sah mich scharf an. Seine dunklen Augen waren hart. „Erstens ist dieses Pferd nicht Ballantrae! Das habe ich dir schon einmal gesagt. Und zweitens hast du da oben in den Bergen bestimmt ein anderes Pferd gesehen. Es war doch am anderen Ufer des Sees. Du konntest es auf diese Entfernung unmöglich mit Sicherheit erkennen.“
    „Aber ich konnte erkennen, dass es ein Hengst war“, beharrte ich. „Und er hatte ein hellbraunes Fell. Da war die Blesse in seinem Gesicht und die weiße Fessel an der einen Hinterhand. Es war euer Pferd, Jock! Ich würde es überall wiedererkennen.“
    Hinter mir erklangen Schritte. Als ich mich umdrehte, sah ich einen Fremden mit einem rotbraunen Bart.
    „Was ist denn los, Jock?“, wollte er wissen.
    „Ach, nur ein bisschen Lärm um nichts, Herr Stirling.“ Jock tauschte mit dem Mann einen vielsagenden Blick aus. Das war also Kelvin Stirling, Lord Glencairns Verwalter. „Die junge Dame hier behauptet, sie hätte diesen Hengst

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