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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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hatte, hatte er ihn nicht gehört. Oder man hatte ihn ihm nicht zugerufen. Harrakin warf ihm zwischen den Soldaten hindurch einen spöttischen Blick zu, und Arekh ging sich das Gesicht waschen.
    Eine kurze Pause von etwa einer Stunde trat ein. Die Männer des Emirs formierten sich neu, und Harrakins Truppen taten dasselbe. Zum Glück strahlten die drei Monde am Firmament und erlaubten den Männern, zu sehen, was sie taten, und ohne große Schwierigkeiten zu manövrieren.
    Auf der Suche nach etwas zu essen lief Arekh Harrakin
erneut in der Nähe eines Zelts über den Weg. Harrakin unterbrach das Gespräch, das er gerade führte, um Arekh mit einem fast jungenhaften Lächeln zuzurufen: »An vorderster Front, wie? Gewöhnt Euch daran, denn es ist nicht vorüber!«
    Arekh kehrte mit zusammengezogenem Magen zu seinem Rehali zurück. Dass er ihn so in den Tod schickte, war einfach Teil des Krieges, schließlich hatte er von ihm verlangt, ganz vorn mit dabei zu sein - aber Harrakin opferte auch fünfzig seiner eigenen Soldaten aus persönlichem Groll. Arekh war sich nicht sicher, wie Harrakin sich künftig verhalten würde - musste er mit dem versprochenen Duell rechnen?
    Da ertönten die Hörner des Emirs: Er hatte gerade noch Zeit, zu seinem Rehali zurückzukehren, bevor die Schlacht ihn aufs Neue verschlang.
    Der Ansturm war sogar noch heftiger als der erste, und diesmal begann die Erschöpfung, ihr Werk zu tun. Arekh war zu Fuß und hörte den schweren Atem der Männer an seiner Seite. Gleich zu Anfang ritzte ihm ein Hieb leicht den Kopf auf: Er tötete den Mann, aber Blut und Schweiß liefen ihm in die Augen und verklebten in seinen Brauen. Seine Brust schmerzte dort, wo der Reiter ihn getroffen hatte. Ein mit einer Axt bewaffneter Koloss, der wer weiß woher gekommen war, tauchte plötzlich vor ihm auf; er enthauptete Arekh beinahe mit dem ersten Schlag, und Arekh verdankte seine Rettung nur seinen Reflexen. Indem er sich, den Kopf voran, nach vorn warf, konnte er den Riesen zurückstoßen und ihm dann das Schwert in die Brust rammen. Die Klinge blieb stecken, und Arekh musste sie loslassen; er wich zurück und ergriff den Hâsir eines sterbenden Feindes.
    Er parierte den Angriff eines Reiters und verlor dann
erneut jegliches Zeitgefühl; er kämpfte in einem höllischen Nebel aus Schmerz und Tod ums nackte Überleben.
    Da sah er im aufgewirbelten Staub wie eine Luftspiegelung den Fuchs Harrakins erscheinen. Harrakin ritt elegant durch die Reihen und schlug sich mit großen Schwerthieben den Weg frei. Er kam auf Arekh zu. War der Zeitpunkt für das Duell gekommen? Wich der Feind zurück? Arekh war erschöpft; er würde nicht lange durchhalten. Harrakin würde ihn nur erschlagen müssen - wer würde ihm schon einen unauffälligen Hieb mitten in der Schlacht zum Vorwurf machen?
    »Morales!«, schrie Harrakin, stürzte sich zugleich auf einen Nâla, der zu nahe herangekommen war, und drängte ihn zurück.
    Arekh spannte sich an, bereit, sich zu verteidigen, mit allen Mitteln zu töten. Wenn er das Pferd traf, würde es sich aufbäumen, dann würde er Harrakin bei den Haaren packen können …
    »Morales, zieht Euch zurück!«, rief Harrakin und wies nach hinten. Er machte eine ausladende Bewegung. »Mit Euren Männern! Zieht Euch zurück!«
    Arekh fragte sich, ob er recht gehört hatte, aber Harrakin schrie noch einmal, und der Rehali begann, sich zurückzuziehen. Arekh folgte den Männern, während ringsum die Schlacht weitertobte - nein, der Emir war noch nicht besiegt -, und fand sich schließlich in der relativen Ruhe hinter der Front wieder, in der Nähe der Zelte, im Schutz einer Bodenfalte.
    Harrakin war verschwunden. Arekh bedeutete seinen Männern, auf ihn zu warten - ihnen war jede Erholung willkommen. Indem er sich das Gesicht abwischte, ging er wieder nach vorn und stieß auf den Leichnam Behias, der mit aufklaffender Brust und verdrehten Augen dalag.
Irgendjemand hatte den Leichnam hinter die Linien getragen, ihm aber nicht die Augen geschlossen. Arekh wollte das gerade tun, als Harrakins Pferd angesprengt kam und der junge Mann aus dem Sattel sprang. Seine Kleidung war kaum blutbefleckt und seine Haltung immer noch untadelig, als hätte der Sturm der Verwüstung ihn kaum gestreift.
    Doch etwas an ihm war anders: sein Gesichtsausdruck. Keine Spur von Ironie, Dünkel oder Heiterkeit mehr. Arekh hatte den Eindruck, einen anderen Harrakin kennenzulernen: den Heerführer, den Prinzen, auf dessen Schultern

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