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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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beim ersten Mal, auf der Galeere, aber sein Gegner war ein Mensch - er konnte kämpfen. Mit aus der Wut geborenem Schwung verdrehte Arekh den Arm, der ihn zu erwürgen drohte, und es gelang ihm, sich freizukämpfen. Er stieß sich vom Boden ab, um zur Oberfläche zu gelangen, und bemerkte, dass er im Wasser stehen konnte.
    Er fand sich aufrecht in der Dunkelheit wieder, in der Nähe des Bootes, keuchend und mit getrübtem Blick. Hinter ihm tobte der Kampf weiter; verschwommene Silhouetten rangen schreiend miteinander. Das Wasser reichte ihm nur bis zur Brust. Irgendjemand warf sich in den See, und ein gewaltiges Schuppentier glitt ihm nach. Ein abscheulicher Geruch ging von ihm aus, und Arekh unterdrückte das Bedürfnis, sich zu übergeben.
    Sein Gegner? Wo war …

    Irgendetwas traf ihn am Kopf - ein sehr schweres Holzstück. Arekh brach im Wasser zusammen, bekam keine Luft mehr und bemerkte, dass er sein Schwert nicht mehr hatte. Ohne auf den nächsten Schlag zu warten, warf er sich mit einem wenig eleganten Sprung zurück: Er hatte vor, den Mann, der ihn gerade geschlagen hatte, irgendwie zu erwischen … am Arm, an einem Kleiderzipfel, an irgendetwas, das ihm gestatten würde, ihn unter Wasser zu ziehen. Er sah immer noch nichts, aber es gelang ihm, ein Gesicht zu berühren und zuzuschlagen.
    Der Unbekannte stieß einen Schrei aus.
    Einen weiblichen.
    Arekh packte die Frau, stieß sie gegen die Bootswand, starrte seine Gegnerin zornig an. Und fand sich von Angesicht zu Angesicht mit Lionor wieder.
    Sie starrten sich einige Sekundenbruchteile lang an. Schlick tropfte über das Gesicht der jungen Frau; sie blutete dort, wo Arekh sie geschlagen hatte, an der Lippe. Hass leuchtete aus ihren Augen.
    Also hielt sie ihn für so gefährlich, dass sie zu allem imstande war, um sich seiner zu entledigen - sogar dazu, zu versuchen, ihn im Dunkeln zu erdrosseln, indem sie einen feindlichen Angriff ausnutzte.
    Sehr gut. Dieses Spiel konnte man auch zu zweit spielen.
    Arekh packte sie am Hals und zerrte sie unter Wasser. Es würde ausreichen, sie zu ertränken - dann würde es keine Lionor mehr geben, kein Affenweibchen von unreinem, verfluchtem Blut, das Marikani wer-weiß-was ins Ohr raunte, keine Feindin, die zu allem bereit war, um ihre Herrin davon zu überzeugen, sich seiner zu entledigen. Ohne sie würde er befreit sein …
    Wovon genau?
    Lionor bekam keine Luft mehr, er spürte, wie sie im Wasser
um sich schlug. Aber sie war kräftiger, als er angenommen hatte, und mit verzweifelter Anstrengung packte sie ihn an der Innenseite des Schenkels und verdrehte ihm das Bein, so dass Arekh einen Schmerzensschrei ausstieß. Er verlor das Gleichgewicht. Jetzt war Lionor in der günstigeren Position; sie zerkratzte ihm das Gesicht, rammte ihm die Nägel ins Auge. Arekh ließ sie los und schrie. Er wich ins Wasser zurück, hielt die Hand aufs Auge gepresst, um den Schmerz zu lindern, und hörte, wie Lionor aufs Boot zurückkletterte. Indem er die Lider trotz seiner Schmerzen wieder öffnete, glaubte er zu sehen, wie sie irgendetwas aufhob - eine Waffe - und zum Schlag ausholte.
    » Nein …!«
    Marikani. Ein halb erstickter Schrei, auf der Barke hinter ihnen, nahe beim Ponton. Nicht das Boot, auf dem sie sie zurückgelassen hatten, nicht das, auf dem sie das Ritual durchgeführt hatte. Arekh und Lionor versuchten beide gleichzeitig, trotz der Dunkelheit etwas zu sehen.
    Der Herr der Verbannten verteidigte sich gegen drei Männer, andere zerrten Marikani aufs Land zu. Sie wollen sie nicht töten, sondern gefangen nehmen , dachte Arekh, während er auf den Ponton zueilte, so schnell er im Wasser, das ihm bis zur Brust reichte, gehen konnte.
    Ein Geräusch neben ihm - Lionor war ebenfalls ins Wasser gesprungen.
    Auf der Barke verteidigte sich Marikani wie eine Tigerin. Arekh sah, wie sie einem der Angreifer den Dolch in den Bauch stieß und einen zweiten biss, der versuchte, sie an den Haaren zu packen. Ihre Hiebe waren gewiss nicht sehr gekonnt, aber immerhin wirkungsvoll. Der erste Mann stürzte und hielt sich den Bauch, während der zweite Marikani losließ. Sie nutzte die Atempause, indem sie sich ebenfalls ins Wasser warf.

    Und dann fanden sich alle im Joar wieder. Marikani versuchte, ein Boot - egal welches - zu erreichen, während die Männer des Emirs sich abmühten, sie einzuholen. Lionor schlug aufs Geratewohl mit einer zerbrochenen Stake zu - sicher der gleichen, die sie schon gegen Arekh eingesetzt hatte. Dieser schlug

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