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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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Schatten der Götter spielte; irgendeine Hexerei war am Werke.
    Die Verbannten tanzten weiter, aber um sie herum wurde die Luft seltsam, zugleich eisig und von ungewöhnlicher Klarheit. Der Herr der Verbannten schauderte, holte eine Flasche Alkohol und ließ sie unter den Tänzern herumgehen, als wolle er ihre Leidenschaft anheizen.

    Die Laternen leuchteten auf den überkreuzten Linien.
    Der Himmel wurde noch schwärzer. Die Sterne waren verschwunden, und ein kalter Wind blies gegen die Laternen.
    Eine von ihnen erlosch.
    Der Herr der Verbannten stellte die Flasche ab, ging in sein Zelt und nahm ein Kurzschwert aus einer kleinen Holztruhe.
    Lionor zündete die Laterne wieder an. Marikani beobachtete den Himmel, ohne etwas zu sagen.
    Die Stunden vergingen. Die Erschöpfung hatte die Tänzer übermannt. Die meisten waren zusammengesackt und schliefen; auf den angrenzenden Booten unterhielten sich andere mit gesenkter Stimme. Keine einzige Kerze leuchtete in den Fenstern der Stadt.
    Lionor saß an der Reling des Boots und ließ die Füße ins Wasser baumeln.
    Arekh fühlte sich aufrecht stehend wohler, da er so die Umgebung im Auge behalten konnte, aber auch er hatte in der vergangenen Nacht nicht geschlafen, und seine Beine waren müde. Er setzte sich hin und lehnte sich mit dem Rücken an eine Taurolle.
    Ja, irgendeine Hexerei war am Werk. Er spürte es in der Luft, im seltsamen Licht des Himmels.
    In seinem Geist, in den sie wie eine tintenschwarze Welle eindrang …
    Arekh versuchte, sich zu bewegen, aber seine Gliedmaßen waren so schwer wie die einer steinernen Statue. Die Kerzen flackerten, sein Geist wurde schwarz …
     
    Der Schrei einer Frau entriss ihn den Abgründen.
    Arekh sprang auf die Füße. Er hatte geschlafen. Wie lange? Es war mittlerweile sehr kalt, und das Feuer war fast
erloschen; drei Laternen waren umgefallen, und etwas … irgendetwas kroch über das Boot.
    Dann brach das Chaos los. Zur Linken wurde gekämpft, Menschen rannten über den Ponton: mindestens zwanzig Männer mit Fackeln, bereit, die Boote zu stürmen. Andere schwammen auf sie zu, aber da war noch etwas anderes; ein Ding, das über das Holz kroch …
    Das Boot schwankte, und Arekh reagierte endlich, bekam einen Umhang zu fassen, entzündete ihn am Feuer einer Laterne und warf ihn auf die schwarze Form zu, die er entdeckt hatte. Das Licht loderte auf, Schreie ertönten hinter ihm, und sogar Arekh selbst zuckte zurück. Das Tier war gelb und schuppig mit schlammfarbenen Augen. Dick wie ein Schenkel und zwei Beine lang, kroch es auf die Rune zu …
    Das Boot schwankte erneut, und Arekh sah, dass noch weitere solche Geschöpfe in dem schwarzen Wasser schwammen. Zu seiner Linken stand ein Boot in Flammen, und die Verbannten kämpften erbittert. Zwei Männer sprangen vom Ponton auf das Nachbarboot, und plötzlich schwappte der Kampf auf die Ritualfläche hinüber wie eine Springflut. Die Kreaturen setzten ihren Vormarsch fort; sie glitten aufs Holz hinauf wie Würmer. Arekh suchte Marikani mit Blicken und entdeckte sie: Sie stand mit dem Dolch in der Hand nicht weit vom Herrn der Verbannten entfernt, bereit, sich zu verteidigen. Mit drei Schritten war Arekh bei ihr, packte sie um die Hüfte und warf sie, ohne auf ihre Proteste zu achten, ins Innere der Rune.
    Aber die Kerzen waren umgefallen, und das Wasser, das kam und ging, begann, die Zeichnung fortzuwaschen. Plötzlich kenterte das Boot, das Feuer gefangen hatte; die Flammen verschwanden und mit ihnen die hauptsächliche Lichtquelle.

    Die Wasserfläche lag nun praktisch im Dunkeln. Schreie ertönten, während Schatten auf Marikani zusprangen und so das Boot noch mehr zum Schwanken brachten, so dass auch noch die letzten Laternen umstürzten. Arekh zog sein Schwert und wollte zum Angriff übergehen, verlor dann aber das Gleichgewicht und rollte ins schwarze Wasser.
    Jemand packte ihn am Hals, zerrte ihn nach unten; aus einer unvernünftigen Regung heraus öffnete er den Mund und erstickte fast. Die Kreaturen hatten ihn in ihrer Gewalt. Es war zwecklos, gegen die Geschöpfe der Abgründe zu kämpfen … Finger gruben sich in seine Kehle, und nun reagierte Arekh.
    Finger . Es waren nicht die schuppigen Geschöpfe, die durch Hexerei - die Götter wussten, was für eine! - auf ihre Boote gelockt worden waren, die ihn zu ertränken versuchten. Dies war ein Mensch, ohne Zweifel ein Soldat des Emirs. Arekhs Füße berührten den schlammigen Grund, er sah nichts, seine Lunge brannte wie

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