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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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unterhält, ist dicht und schnell: Wenn du wirklich Marikani bist, weißt du das, denn du hast es aufgebaut. Und ich verkünde, dass ein Austausch stattgefunden hat!«
    Diesmal lachte niemand. Arekh spürte, wie Lionor neben ihm erschauerte.

    »Meine Karawane ist in dem Felsenengpass angegriffen worden, der nach Sleys führt«, erklärte Marikani ruhig. »Die anderen sind gefangen genommen worden, aber es ist Lionor und mir - Venar sei Dank! - gelungen zu fliehen. Wir sind zu Fuß durch den Wald bis nach Persis gelaufen, und nach zwei Tagen ist es mir gelungen, einen Platz auf einer Galeere aus Kiranya für uns zu finden. Aber der Schiffskonvoi wurde von Schiffen des Emirs verfolgt und …«
    »Ich weiß, ich weiß«, schnitt Halios ihr das Wort ab. »Wir haben die Zeugenaussage eines überlebenden Galeerensträflings erhalten.«
    Ein überlebender Galeerensträfling? Arekhs Gedanken flogen dem Mann zu, der sich an jenem Nachmittag am Strand von ihnen getrennt hatte. War er gefangen genommen worden? Gefoltert? War er heute noch am Leben?
    »Ihr seid in Richtung Ascheberge geflohen«, fuhr Halios fort. »Dort, im Wald, haben die Soldaten des Emirs Euch eingeholt. Sie haben die echte Marikani getötet und sie durch eine Kreatur der Abgründe ersetzt, deren Gesicht sie durch Zauberei verändert hatten. Ich habe die schriftlichen Aussagen der Magier, die diese Missetat begangen haben, dem Hohepriester vorgelegt, und auch die des Offiziers, der der echten Marikani den Kopf abgeschlagen hat …«
    Lionor lachte kurz auf, und Marikani stand einen Moment lang da wie vom Donner gerührt.
    »Das ist wunderbar«, sagte sie schließlich. »Wunderbar natürlich nur deshalb, weil es sich nicht auf seinen Wahrheitsgehalt überprüfen lässt. Du behauptet, dass man mich an einem verlassenen Ort ohne Zeugen getötet hat … Aber warte, dort waren Nomaden …«
    »Nomaden? In den Aussagen, die ich kenne, war von Nomaden nicht die Rede«, sagte Halios von oben herab.
»Nicht wahr, mein Bruder?« Er wandte sich an den jungen Mann im purpurroten Wams.
    »Keine Nomaden«, bestätigte der.
    Sein Blick begegnete dem der jungen Frau. Das amüsierte Funkeln war nicht verschwunden. Er nahm einen leicht bedauernden Ausdruck an, der vielleicht besagen sollte: Tut mir ja sehr leid, aber du kennst meinen Bruder …
    Marikani hatte die Beherrschung zurückgewonnen. »Sehr gut. Herzlichen Glückwunsch, Cousin«, sagte sie mit so lauter Stimme, dass alle Adligen sie hören konnten. »Du erfindest eine Geschichte - natürlich eine ganz unglaubliche, die man aber unmöglich widerlegen kann, da sie in der Ferne an einem Ort in der Wildnis spielt, und die niemand an diesem Hof miterlebt hat, um sie bezeugen zu können. Du hoffst, mich mit diesem törichten Märchen hinter Gitter zu bringen … Alles, was die Prüfung aufhält, ist ein gewonnener Tag für dich, an dem du deinen Einfluss zu verstärken hoffst. Oh, das ist ein kluger Schachzug! Ich würde nur gern diesen Offizier sehen, der mir den Kopf abgeschlagen hat. Man spricht nicht oft im Nachhinein noch mit seinem Henker. Können wir ihn holen lassen?«
    »Er ist tot«, sagte Halios mit einem feinen Lächeln.
    »Oh, das ist ja sehr betrüblich.« Marikanis Wut wuchs. »Dein kleiner Plan funktioniert jedoch nur dann, Cousin, wenn ich dir die Zügel der Macht für die Zeit überlasse, die ich benötige, um zu beweisen, wer ich wirklich bin. Aber die Absicht habe ich nicht. Wo ist Banh?«
    »Ich bin hier, Herrin«, sagte ein grauhaariger Mann von geringer Körpergröße. Er drängte sich durch die Menge und beugte vor Marikani das Knie.
    »Erkennst du mich, Banh?«

    »Ihr seid es wirklich, Ayashinata.« Ein Leuchten der Zuneigung funkelte in den Augen des Mannes. »Ich bin froh, Euch lebend wiederzusehen.«
    »Auch ich bin froh, dich wiederzusehen, Banh. Ruf die Sekretäre zusammen, wir haben Arbeit vor uns. Such mir die wichtigsten Akten heraus, und bring sie in mein Schreibzimmer. Ich will, dass alles wie vor meiner Abreise weitergeht.«
    Halios kochte vor Wut. Der Hohepriester zögerte. In ihm musste der Wunsch, alles wieder seinen geregelten Gang gehen zu sehen, mit der Befürchtung ringen, seine eigene Autorität zu untergraben.
    »Das kommt nicht in Frage!«, rief Halios. »Das wäre eine Beleidigung der Würde der Götter, des Arrethas und all unserer Vorfahren!«
    »Du berufst dich allzu rasch auf die Götter, wenn es dir gerade passt.«
    »Ich berufe mich auf das Urteil Um-Akrs!«
    Marikani,

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