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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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leer. Arekh bog um eine Ecke, dann um noch eine, fand eine Bank und setzte sich hin.
    Er stützte den Kopf in die Hände und versuchte, seinen Geist zu leeren. Der Wechsel der Atmosphäre war zu abrupt, zu heftig. Bilder, Gesichter und Klänge wirbelten durch seinen Verstand und verstärkten seine Kopfschmerzen. Und außerdem … fühlte er sich seltsam verloren.
    Seit Wochen hatte er ein Ziel gehabt: zu überleben und Marikani bis in ihren Palast zu begleiten. Jeder Tag war eng mit dem folgenden verbunden gewesen, jeder Morgen hatte eine neue Herausforderung bedeutet.
    Sie waren angekommen.
    Und jetzt?
    Auf der Reise war alles so einfach gewesen. Er hatte seinen Platz gehabt.
    Seinen Platz? Wo war sein Platz?
    An Marikanis Seite, wie er plötzlich begriff, und ein Schmerz, dem nichts Körperliches innewohnte, durchzuckte seinen Bauch.
    Er holte tief Luft. Das war lächerlich, er wusste es, aber wenigstens würde er sich nicht lange lächerlich machen. Marikani war in den Palast gelangt, und er hatte sie vielleicht zum letzten Mal gesehen. Sie war an ihren Platz zurückgekehrt, und wahrscheinlich würde er nie mehr Gelegenheit haben, mit ihr zu sprechen.
    Sie würde ihm einen Beutel mit Geld zum Dank für
erwiesene Dienste bringen lassen, ihm im besten Fall einen Offiziersposten in der Armee von Harabec anbieten … Und schon ein solches Angebot war eigentlich mehr, als er in seiner Situation erwarten konnte. Er würde ablehnen, irgendwo anders hin reisen, ein neues Leben beginnen.
    Nein … Da war noch dieser Titel, den sie ihm verliehen hatte: Er sollte ihr Ratgeber werden. Aber vielleicht war das nur zum Spaß gewesen oder um keine Erklärungen abgeben zu müssen, das wollte nichts heißen und …
    Die Zeugenaussagen . Arekh richtete sich plötzlich auf. Sie würde ihn für das Urteil Um-Akrs brauchen: Er und Lionor waren die einzigen Zeugen dessen, was sich damals wirklich in den Bergen abgespielt hatte. Natürlich war auch noch Mîn bei ihnen gewesen, aber der arme Junge war nicht mehr da und konnte nicht aussagen.
    Mîn. Wie fern das alles schon schien. Binnen weniger Stunden hatte sich alles geändert.
    Ja, sie würde ihn als Zeugen brauchen, und natürlich würden Halios und die Seinen versuchen, seine Vergangenheit anzugreifen, um seine Glaubwürdigkeit in Zweifel zu ziehen. Das würde nicht besonders schwer sein. Wenn Halios wirklich die Zeugenaussage des letzten Überlebenden von der Galeere hatte einsehen können, hatte er sich sicher schon über Arekh informiert.
    Und er wusste …
    Arekh spürte, wie ihn eisige Kälte überkam. Natürlich. Halios wusste es …
    Es war leicht, Arekhs Vergangenheit zu rekonstruieren, wenn man über die nötigen Mittel verfügte. Wenn Halios vorhin vor dem Hohepriester nichts gesagt hatte, dann sicher nur, weil er es sich für den Augenblick aufsparte, in dem Arekh im Tempel seine Aussage machen würde.
    Arekh stand auf; er fror. Er musste Marikani warnen,
und zwar schnell. Er musste ihr erklären, dass er gegen seinen Willen zur Spielfigur der Gegenseite werden könnte. Sie würde entscheiden, was er tun musste, und wenn sie wollte, dass er den Hof verließ …
    Er ging den Gang wieder hinauf und kehrte schnellen Schrittes in die Galerie zurück; der Hunger, der ihn peinigte, war vorerst vergessen. Die Blicke der Adligen waren ihm nun gleichgültig, und er stürmte ins Vorzimmer, so dass alle dort Anwesenden zusammenzuckten. Zwei Sekretäre, ein Pärchen, das sich schon dort befunden hatte, als er aufgebrochen war, ein Soldat. Arekh kannte niemanden von ihnen. Er murmelte einige Flüche. Sogar Lionor wäre ihm nun nützlich gewesen, oder Leutnant Eydoïc. Er hätte sie überzeugen können, Marikani eine Nachricht von ihm zu bringen. Aber diese Dummköpfe hier würden ihn nicht durchlassen.
    Er dachte nach, wie er sich wohl gewaltsam würde Eintritt verschaffen können, als die Tür aufschwang und Banh mit einem Aktenstapel unter dem Arm erschien. Arekh sprang eilig auf ihn zu, bevor der Soldat reagieren konnte.
    »Ich muss sie sehen«, sagte er, während der alte Mann zurückzuckte. »Ich muss mit Marikani sprechen … mit Ayashinata Marikani«, verbesserte er sich, als er den entsetzten Blick seines Gegenübers sah.
    »Sie wird Euch zu gegebener Zeit empfangen …«, begann Banh.
    Aber Arekh fuhr fort: »Nein! Es ist dringend! Es geht um die Zeugenaussagen und um Halios. Ich bin kein Bittsteller, aber ich muss vor dem Urteil Um-Akrs mit ihr sprechen.«
    »Gut, gut«,

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