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Rune

Rune

Titel: Rune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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das Letzte, was er zugegeben hätte. Ich kannte die Sorte. »Komm schon, Arschloch«, sagte er. »Komm schon.«
    Ich kam näher, täuschte mit meiner Linken und schlug statt dessen wieder mit der Rechten zu. Die gleiche Stelle über seinem linken Auge. Breiiges Fleisch platzte unter meinen Knöcheln wie eine Schnecke. Mehr Blut. Viel mehr.
    Wendell zog sich nicht zurück, sondern duckte sich wieder und griff mich kopfüber an, wobei er mich mit einem gewaltigen Knall gegen mein eigenes Auto prallen ließ. Seine Arme droschen auf mich ein, und ich dachte, das war’s. Seine Schläge trafen und schmerzten höllisch.
    Er war zu nah, so daß ich nur mit dem Ellbogen zustoßen konnte. Dieses Mal mit dem linken. Nicht so erfolgreich wie beim ersten Mal, doch wenigstens ließ er ab von mir. So viel Blut floß aus der Stelle, wo ich ihn getroffen hatte. Und dann bemerkte ich mit einer Mischung von Schrecken und Freude, daß mein letzter Treffer die Zähne seines Unterkiefers durch seine Lippe getrieben hatte. Er kreischte, ein hohes, klagendes Geräusch, das mit seiner Heftigkeit Gänsehaut verursachte.
    Im Mondlicht sah ich an mir herab. Mein Körper war beschmiert mit dunklen Streifen. Und nie hatte ich außerhalb des Kinos einen blutüberströmteren Mann als Wendell gesehen. Er kämpfte, um aufrecht zu stehen; das eine Auge nutzlos, und das andere blinzelte, um sehen zu können. Sein Mund schwoll zu cartoonesken Proportionen an. Doch der Kampf war noch nicht vorbei für ihn, oh nein. Ich wußte, daß der Stolz von Harden ihn nicht aufgeben lassen würde.
    »Gib mir eine Flasche, Roy!« brüllte Wendell. »Gib mir ’ne Flasche!«
    »Scheiße, Wendell, wir trinken aus Dosen«, rief Roy.
    Das gab den letzten Ausschlag. Wenn ich je in Versuchung gestanden hatte, ihm Gnade zu erweisen, dann hatte er sich das jetzt verscherzt. Der Hurensohn würde eine Flasche gegen mich einsetzen, hätte er die Möglichkeit dazu. Ich stürzte mich schlagend und tretend auf ihn und gab alles. Ich merkte es kaum, wenn es ihm mal gelang, mich zu treffen. Ich ließ nicht ab von Wendell, bis er nur noch ein kläglicher Haufen auf dem Asphalt war. Selbst da noch trat ich auf ihn ein, doch seine Freunde und meine eilten herbei, um uns zu trennen. Roy versuchte, Wendell wegzuziehen, und obwohl ich mit ihm keinen Zwist hatte, traf ich ihn mit meinem Fuß an Schulter und Arsch. Und dann zogen Phil und Valerie mich zurück zum Wagen, wobei ich versuchte, mich ihrem Griff zu entwinden.
    »Hör auf, Chris«, flüsterte Phil mir ins Ohr. »Er liegt am Boden, er ist Geschichte.«
    Ich sah erst Phil an, dann Val. In seinem Gesicht sah ich Sorge und Bestimmtheit, und in ihrem krankhafte Furcht. Vielleicht sogar Ekel. Das ließ mich mehr als alles andere meinen Widerstand aufgeben, und sie brachten mich zum Auto. Ich griff mir mein Hemd und stieg ein. Wir ließen Wendell auf dem Asphalt zurück, und Roy und das namenlose, fette Mädchen knieten an seiner Seite. Sie weinte.
    Ich war schon losgefahren, als ich zu zittern anfing. An Armen und Beinen, überall. Niemand sprach ein Wort. Gleichviel, ich hätte auch nichts hören wollen. Also zitterte ich stumm und mußte anhalten, bevor ich auf die 1250 North fuhr.
    »Oh, Scheiße«, seufzte ich. »Was ist dort mit mir passiert?«
    Niemand wußte eine Antwort. Und meine Tränen strömten so frei wie Wendells Blut.

12.
     
    Sauftouren mitten in der Woche waren für Phil, Rick und mich nichts Unbekanntes, und wir brauchten dafür noch nicht einmal eine besondere Gelegenheit, wie etwa die Bemalung von Hürdenspringers Arsch. Am folgenden Mittwoch gingen wir einfach aus Spaß an der Freude aus; es war einige Tage vor dem Nationalfeiertag und Ricks Debüt mit Eclipse. Twang hatte seit Tagen von nichts anderem geredet, und es war seine heimische Hyperaktivität, die ihn dazu gebracht hatte, Phil und mich anzurufen. Da ich ein Bewahrer der Hochkultur bin, schlug ich vor, uns im Autokino Pornofilme anzusehen.
    Phil holte zuerst mich ab, dann fuhren wir zu Rick. Als Twang sich mit seiner Gitarre durch die Haustür kämpfte, sprang Phil aus dem Auto und bedrohte ihn mit einem Stein, bis er zustimmte, die Gitarre zur Abwechslung mal daheim zu lassen. Phil war ein äußerst einsichtiger Mensch.
    »Vielen Dank, daß ihr gekommen seid«, sagte Rick, als er im Auto war. Er beugte sich über den Vordersitz und umarmte Phil auf plumpe Weise. »Was würde ich ohne dich nur tun?«
    Phil entwand sich Twangs Armen, bevor er den Wagen

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