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Rune

Rune

Titel: Rune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Haus.
    Tut mir leid, daß ich das alles bei Dir ablade. Ich hoffe, ich verderbe Dir damit nicht den Tag. Aber ich mußte es jemanden erzählen, und jetzt, da ich alles zu Papier gebracht habe, fühle ich mich besser.
    Jedenfalls freue ich mich, Dich an Erntedank zu sehen. Onkel James wird hier sein. Ist das nicht großartig? Upps, ich hätte es Dir besser nicht erzählen sollen, sonst kommst Du auf einmal nicht.
    Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich brauche dringend Urlaub.
    Paß auf Dich auf, Bruderherz.
     
    Bis dann,
    Aaron

33.
     
    Als die Schule schließlich zu einer sicheren Zuflucht zu werden schien und alles andere währenddessen auf den schrecklichen Höhepunkt zusteuerte, begann ein allzu vertrautes Szenario sich zu wiederholen. Weder ich noch sonst jemand war Zeuge davon, doch es gibt nur wenige Zweifel darüber, was geschehen war. Und nun, da ich zurückblicken und die ganze Sache mit Tri-Lakes in allen schrecklichen Einzelheiten begreifen kann, ist es kein Problem für mich, es mir vorzustellen. Ich kann nicht behaupten, bis ins Kleinste zu wissen, was in dieser Nacht passierte, aber ich kann es mir sehr gut ausmalen …
     
    *
     
    Mitch Gainer ging sonntags normalerweise nicht mit Mädchen aus, doch an jenem Wochenende machte er eine Ausnahme. Mary Harlow hatte sich seit letztem Donnerstag äußerst rar gemacht, aber die Schuld dafür lastete auf den Schultern eines anderen: Hürdenspringer.
    Dieses fette Schwein hatte ihre Beziehung fast zunichte gemacht, bevor sie überhaupt angefangen hatte. Und so kurz nach Bobbys Tod gab es ohnehin schon genug, was ihm im Wege stand.
    Er überprüfte sein Aussehen im Rückspiegel. Der Schnurrbart wurde immer dichter. Vermutlich war es an der Zeit, Hürdenspringer zum Teufel zu schicken. Selbst wenn er noch nicht alt genug für den Schnapsladen aussah, so war es doch das beste, ihn zu meiden. Er entwickelte sich zu einem regelrechten Ärgernis.
    Mitch fuhr zu Marys Haus, parkte auf dem Bürgersteig und lief rasch zu ihrer Haustür. Ein Wagen war ihm in einiger Entfernung gefolgt, hielt und beschleunigte dann. Ein bekannter Wagen, den Mitch nicht bemerkte.
    Und man darf stets nur einen schweren Fehler begehen.
     
    Sie gingen ins Kino wie alle, die sich gerade erst kennenlernen und sich über die Gelegenheit freuen, zwei Stunden in der Gesellschaft des anderen zu verbringen, ohne ein Wort sprechen zu müssen. Mary war danach nicht hungrig, also schlug er vor, nach Tri-Lakes zu fahren. Nur für eine Weile.
    »Ich weiß nicht, Mitch«, sagte sie und wandte ihm ihr schmollendes Gesicht zu. »Nach der Sache mit Hürdenspringer kann ich dort nicht mehr hin.«
    »Komm schon«, sagte er und grinste. »Der Ort ist in Ordnung. Das waren nur Hürdenspringers Hormone.«
    »Nun …«, sagte sie, dachte darüber nach und sah dabei so niedlich aus, daß es ihm fast weh tat. »In Ordnung. Aber ich muß heute früh zu Hause sein. Wenn ich später als halb elf heimkomme, wird mein Vater mich umbringen.«
    Er versicherte ihr, sie pünktlich heimzubringen, über pünktlich, und sie rutschte näher auf dem Vordersitz. Mitch fuhr nach Norden und bog ab.
    Dann saßen sie im Auto und sprachen miteinander, und sie waren sich der schleichenden Kälte nicht bewußt. Ihr Atem ließ die Scheiben beschlagen, und Tropfen liefen dort herab, wo die Flüssigkeit kondensierte.
    Mitch hielt sie, und sie küßten sich zögerlich. Sein Herz hämmerte. Irgendwie komisch, denn Aaron hielt ihn aus irgendeinem Grund für einen großen Verführungskünstler. Wenn Aaron das glauben wollte, gut. Mitch würde ihm diesen Glauben nicht nehmen.
    »Wie fühlst du dich?« fragte er. »Besser?«
    »Mmm.« Sie kuschelte sich näher an ihn. »Verlaß mich niemals.«
    Er schüttelte lebhaft den Kopf und stieß gegen ihre Lippen. »Mm-mm, niemals.«
    Ihr Mund suchte seinen und berührte ihn leicht. »Nach dem mit Bobby, wenn ich dich verloren hätte … ich wüßte nicht, was ich machen sollte …« Ihre Hand fiel in seinen Schoß und fing dort langsam mit der Erforschung an. Mitchs Atem ging schneller, und er glaubte zu explodieren. Das war alles zu viel auf einmal. Viel zu viel.
    Einen Moment mal. Das Auto – es war, als wäre es abgesunken und hätte sich nach rechts geneigt. Plötzlich war der Winkel verkehrt.
    Mary ließ ab von ihm, und ihr ewig schmollendes Gesicht war von Sorge überschattet. »Was ist denn?«
    »Hast du das nicht bemerkt? Das Auto?«
    Sie sah noch verwirrter aus. »Mitch, was ist

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