Runen
deshalb leicht zugänglich.
Er bekam einen persönlichen Befehl Himmlers, seine Expedition in Sachsen zu beginnen und danach in Dänemark weiterzusuchen:
Ich habe mit allen Experten von Ahnenerbe gesprochen, die die historischen Götterfelsen im Teutoburger Wald am gründlichsten untersucht haben, und habe ihre Untersuchungsberichte durchgearbeitet. Habe auch den alten Wilhelm Teudt aufgesucht. Er ist immer noch davon überzeugt, dass die Externsteine jahrhundertelang der heiligste Ort der Germanen waren, bis sich die Sachsen im Jahre 772 Karl dem Großen geschlagen geben mussten. Der christliche Kaiser ließ damals die prächtige Säule Irminsul zerstören, die von den Sachsen auf dem höchsten Felsen errichtet worden war. Keiner dieser Gelehrten weiß etwas von Runen in den Felsen, außer einer einzigen umstrittenen Runenritzung, die dem Gott Tiwaz oder Týr geweiht sein soll. Das heißt, ich habe eine offensichtlich schwierige Aufgabe, da mir ein schriftlicher Befehl des Reichsführers der SS vorliegt, die Felsen und ihre nächste Umgebung so gründlich wie möglich zu untersuchen und nichts unversucht zu lassen, den Runenstein zu finden.
Höskuldur Steingrímsson wurde in Detmold untergebracht, wo Dr. Schweizer Leiter der wissenschaftlichen germanistischen Abteilung von Ahnenerbe war. Er begann seine Suche am frühen Morgen.
|100|
Was für Felsenriesen. Die heiligen Felstürme der Sachsen ragen wie die Finger der Götter in den Himmel auf. Sie erscheinen einem größer, als ihre Abmessungen tatsächlich sind. Sie spiegeln sich in dem stillen See: der heilige Hain unserer Vorväter, an einer klaren Waldquelle gelegen.
Im Inneren der Felsen sind zahlreiche unterschiedlich große Höhlen und Treppen, die im Laufe der Jahrhunderte in den Sandstein geschlagen wurden und die bis auf die höchsten Felsen hinaufreichen. Hier gibt es auch Reliefs verschiedener Art und unterschiedliche Steinritzungen. Zuoberst in dem höchsten Felsen ist eine große Höhlung, von der mit Sicherheit angenommen werden kann, dass sie ein germanischer Tempel war. Reichsführer Himmler erzählte mir, dass ihn, als er hier oben zum ersten Mal stand und über den Teutoburger Wald hinwegsah, die Energie der Vorväter durchströmte und ihm die Kraft zu großen Heldentaten verlieh. Ich kann ihn gut verstehen.
In den darauffolgenden Tagen untersuchte Höskuldur die Felsen eingehend. Sorgfältig überprüfte er alle Felswände, sowohl im Freien als auch in den Höhlen, und ließ dabei weder Boden noch Decke aus. Er übersah keine Felsplatte und kein Loch, weder Reliefs noch eingekratzte Schriftzeichen. Aber er fand nichts, das mit Gotatýrs Runenlied in Verbindung zu bringen gewesen wäre.
Allmählich musste er sich der drängenden Frage stellen, ob er sich nicht möglicherweise doch geirrt hatte. Er verbot sich solche Zweifel aber sofort wieder und beharrte auf seinem Standpunkt, dass er das uralte Heiligtum einfach noch nicht gründlich genug untersucht hatte.
Kurz vor Sonnenuntergang legte ich mich vor dem Opferstein auf den Rücken, den einige als Altar bezeichnen. Es
|101|
ist ein mächtiger flacher Stein, der an beiden Enden auf Stützen aus Sandstein ruht. Dazwischen sind nach außen offene Hohlräume. Ich beobachtete die Schatten, die von den flackernden Fackeln an Wände und Decke der Tempelhöhle geworfen wurden, wie es unsere Vorväter sicherlich jahrhundertelang getan haben. Ich grübelte wieder einmal darüber, ob ich wohl gezwungen sein würde, meine Deutung der Runen in Montserrat zu revidieren. Irgendetwas, für das ich noch keinen Namen habe, brachte mich dann aber dazu, unter den Opferstein zu blicken. Im gedämpften Licht der Fackeln erschienen mir dort sonderbare Steinritzungen. Es war wie eine Offenbarung.
Am Morgen danach halfen mir sechs kräftige Männer beim Anheben und Umdrehen des Opfersteins. Ich wischte den Staub der Jahrhunderte mit einer weichen Bürste fort. Dann versuchte ich aus den Einritzungen Schriftzeichen oder Worte zu erkennen. Schließlich stand fest: Es sind germanische Runen.
Der junge Runenspezialist brauchte einige Tage, um die Zeichen zu entziffern und zu deuten. Schließlich gelang es ihm, obwohl er mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden war:
Ve rflixt schwierig, diese alten Runen in den Griff zu bekommen. Sie können bis zu fünfzehnhundert Jahre alt sein. Für sich genommen verraten sie nicht viel über den Weg zu Óðinns verborgenem Heiligtum, aber man muss bedenken, dass dies ja nur einer
Weitere Kostenlose Bücher