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Runen

Runen

Titel: Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Snæland Jònsson
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Jahren, gründeten die Goten ein Reich zwischen dem großen Strom Don im Osten und Dacia, der römischen Provinz im Westen.
    Die isländische Heimskringla, Snorri Sturlusons Geschichte der mittelalterlichen norwegischen Könige von 1230: Snorri Sturluson berichtet darin, dass Óðinn in jenem
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mächtigen Schwedenreich geherrscht habe, das nördlich des Kaukasus zwischen dem Schwarzen Meer und dem Asowschen Meer lag, also auf der Krimhalbinsel. Nördlich des Gebirgszuges, an dessen Fuß alle damaligen Ansiedlungen lagen, entspringt ein Fluss, der das Schwedenreich durchzieht. Sein Name ist Tanaïs – der Don. Östlich davon nannte man die Gebiete Asien, westlich davon Europa. Östlich der Tanaïs lag das Asenland oder Ásaheimur, dessen Hauptstadt sie Ásgarður nannten.
    Die Eddalieder: Einige der Heldengedichte in den Eddas beschreiben die Kämpfe zwischen Goten und Hunnen im vierten Jahrhundert, als der mächtige König Airmanareiks über das Reich Gothia herrschte. Die Goten mussten vor dem Hunnenkönig Attila kapitulieren und zogen zunächst nach Westen, dann nach Norden. Snorri Sturluson erzählt von Óðinns Zug durch Europa. Zuerst nach Sachsen, dann gen Norden, wo Óðinn und Þór wegen ihrer Heldentaten als Götter angesehen wurden. Ihre nordischen Verwandten, die Wikinger, besiedelten Island und kamen bis nach Grönland und Amerika. De Gothorum Origine et Rebus Gestis: die Geschichte der Goten nach dem römisch-gotischen Geschichtsschreiber Jordanes. Er lebte im sechsten Jahrhundert in Konstantinopel. Er zeichnete die Gotenkriege und ihre heftigen Kämpfe mit Hunnen und Römern auf. Jordanes wusste wohl von Island, da er in seiner Gotensaga Vergil zu einer Insel ganz weit im Norden zitiert: »Ultima Thule wird dir dienen.«
    Der Reichsführer hat mir einen Vortrag über große Pläne zur Wiedererstarkung eines deutschen Reiches gehalten, des Gotengaus auf der Krim, wo Gothia einst lag. Er hat die Vision von Hunderten kriegsgerüsteter deutscher Bauerndörfer
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als Korn- und Schatzkammer der Deutschen und als Schutzwall gegen die asiatische Bedrohung.

    Melkorka hatte noch nie zuvor von solchen Ideen eines deutschen Reiches auf der Krim gehört und rief ihren ehemaligen Professor an.
    »Gotengau?«, fragte Njáll Gunnarsson verwundert. »Warum fragst du mich nach dieser alten Phantasterei eines Verrückten?«
    »Ich bin im Tagebuch meines Großvaters auf diesen Begriff gestoßen, aber ich weiß nichts darüber.«
    »Der Gotengau war eine Idee von Himmler. Es sollte eine germanische Ansiedlung im ehemaligen Gothia werden. Die Ausführung dieser Idee ist eine grauenhafte Geschichte, eigentlich so gut wie alles andere auch, bei dem Himmler seine schmutzigen Finger im Spiel hatte«, erklärte der alte Professor.
    »Wieso?«
    »Spezielle SS-Verbände hatten die Aufgabe, parallel zu den Eroberungen der Deutschen in der Ukraine alle anderen Nationalitäten – ›Rassen‹, wie es damals hieß – auf der Krim auszurotten. In den ersten Wochen wurden die Menschen an den Rändern der Massengräber erschossen, die auszuheben man sie zuvor gezwungen hatte. Später schickte Himmler fahrbare Gaskammern, damit die Vernichtung der Frauen und Kinder schneller vonstattengehen sollte. Als die deutschen Truppen 1943 endlich zurückgedrängt wurden, hatte die SS etwa 40   000 Zivilisten umgebracht, die vor dem Überfall auf der Krim gelebt hatten.«
    |111| Melkorka verzichtete auf jeglichen Kommentar. Sie schüttelte nur lange den Kopf wie jemand, der es aufgegeben hat, etwas begreifen zu wollen.
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    Melkorka machte sich wieder an die Übertragung des Tagebuchs. Ihr Großvater beschrieb seine gefährliche Reise ans Schwarze Meer, wo es monatelange, schwere Kämpfe zwischen Deutschen und Russen gegeben hatte.
    Etwa um die Zeit der anfänglichen Erfolge der Wehrmacht in der Sowjetunion entsandte Himmler einige Wissenschaftler von Ahnenerbe mit dem Auftrag, Überreste wie Ruinen und Schätze des ehemaligen Gotenreiches ausfindig zu machen. Darunter sollte vor allem die Hauptstadt Doros sein, die im Dunkel der Geschichte versunken war. Höskuldur nahm als Runenexperte an der Expedition teil.
    Der Leiter der archäologischen Forschungsabteilung, Herbert Jankuhn, führte die Gruppe von Wissenschaftlern an, die ans Schwarze Meer reiste. Dr. Jankuhn war zu der Zeit einer der bekanntesten deutschen Archäologen und ein Günstling Himmlers. Er war insbesondere für seine Untersuchungen im schleswig-holsteinischen

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