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Runen

Runen

Titel: Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Snæland Jònsson
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gefoltert werden und ermordet.«
    »Ich werde in jeder Hinsicht auf Ihre Sicherheit achten und dafür Sorge tragen, dass man Sie nach dem Besuch wieder nach Reykjavík zurückbringt«, erwiderte Sexton.
    |184| Melkorka stand auf, holte sich einen Schluck kaltes Wasser und überdachte die Sache.
    »Fällt mir ja gar nicht ein, dass ich dich mit dem Typen in den Privatjet lasse«, stellte Kári entschlossen klar. »Das steht absolut fest.«
    »Am besten, ich lasse Ihnen Zeit, die Sache zu bereden«, meinte Sexton und ging zur Tür. »Ich komme am Nachmittag noch mal wieder.«
    |185| 38
    Susan rief Melkorka kurz nach Mittag an. Sie hatte sich entschieden, noch ein paar Tage länger in Island zu bleiben. Daraufhin lud Melkorka sie mit ihrem Vater zu einer Fahrt nach Þingvellir ein. Der amerikanische Professor besuchte die weite Lavaebene östlich von Reykjavík zum ersten Mal. Er war hingerissen von den bizarren Lavaformationen und den festungsartigen Felsschluchten, in denen im Jahre 930 das isländische Althing als Versammlung aller freien Isländer gegründet worden war.
    »Hier wurden Óðinn und Þór verehrt, bevor das Christentum eingeführt wurde«, sagte er. Andächtig ließ er den Blick über Lögberg, den »Gesetzesberg«, schweifen. Von diesem Hügel waren jedes Jahr ein Drittel der Gesetze auswendig vorgetragen worden; die ausgezeichnete Akustik der nahe gelegenen Felswand hatte die Stimme des Gesetzessprechers weithin hörbar werden lassen. Links davon plätscherte die Öxará friedlich unterhalb der alten Holzkirche in den Þingvallavatn.
    Nachmittags saßen sie beim Kaffee in Káris und Melkorkas lichtdurchflutetem Wohnzimmer, als Alan Sexton erneut vor der Tür stand.
    Melkorka war sich mittlerweile darüber klargeworden, dass sie kein Interesse daran hatte, mit Brownwater-Söldnern nach Kanada zu fliegen, um einen sonderbaren und |186| einzelgängerischen Milliardär zu treffen, der sie schon einmal hatte grob täuschen wollen.
    Alan Sexton stellte sich dem Professor und dessen Tochter vor. Als die ihm sofort ihr Befremden über das Täuschungsmanöver seines Kollegen vorhielten, gab er sich äußerst gelassen.
    »Es ist nicht meine Aufgabe, die Aktionen meines Kollegen zu verteidigen«, antwortete er ruhig und setzte sich in einen Ledersessel. »Forster hielt es für am erfolgversprechendsten, sich auf diese Weise zu tarnen, und hat es leider mit dem Leben bezahlen müssen.«
    »Hat er Ihnen die CD mit dem Tagebuch meines Großvaters zugeschickt?«
    »Das kann Ihnen mein Arbeitgeber alles selbst sagen, wenn Sie ihn treffen.«
    »Danke sehr, kein Interesse.«
    Alan Sexton schien ihre Ablehnung nicht zu berühren.
    »Mein Arbeitgeber wäre dankbar für alle Informationen, die Sie zu der Reise des U-Boots auf dem Foto haben«, fuhr er fort.
    »Mein Großvater hat in erster Linie über die Aufgaben geschrieben, mit denen er sich auseinandersetzte.«
    »Was für Aufgaben?«
    »Heinrich Himmler hat ihn in der ganzen Welt herumgeschickt, um nach alten Runen zu suchen, die ihn zu Þórs Hammer und dem Brunnen des Lebens und der Weisheit führen sollten. Seine Fahrt mit dem U-Boot nach Island diente unmittelbar dem Zweck, diesen den Göttern geweihten Ort zu finden.«
    »Ich habe von Þórs Hammer gehört, aber was ist der Brunnen des Lebens und der Weisheit?«
    |187| »Himmler hat die Erzählungen in den isländischen Eddaliedern offenbar wortwörtlich geglaubt. Darin ist von Mímirs Weisheitsbrunnen und dem Brunnen Urðarbrunnur die Rede, an dem über das Schicksal der Menschen entschieden wurde«, beantwortete Professor Houston die Frage.
    »Das Schicksal der Menschen entschieden?«, fragte Alan Sexton zurück.
    Der Professor lächelte.
    »Es gibt eine Spruchsammlung, die Óðinn zugeschrieben wird und die man nach seinem Beinamen »Hoher« als »Die Reden des Hohen« bezeichnet, isländisch
Hávamál
. Darin gibt es das Runenlied, das berichtet, wie Óðinn von der altnordischen Totengöttin die Macht über Leben und Tod erlangt«, erklärte er. »Er konnte seine Gegner beispielsweise mit einem Runenzauber töten und seine eigenen Helden wieder zum Leben erwecken. Das ist aber nur ein Bruchteil der großen Kräfte, die in den Eddaliedern mit Óðinn und den beiden Brunnen in Verbindung gebracht werden.«
    »Glaubte Himmler, dass sich diese Brunnen hier in Island befinden?«
    »Scheint so.«
    »Wie kam er darauf?«
    »Aus den Notizen H. Steingrims alias Höskuldur Steingrímssons geht meines Erachtens

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