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Runen

Runen

Titel: Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Snæland Jònsson
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hervor, dass es Himmlers vorrangiges Ziel war, Þórs Hammer zu finden. Diese berühmte Überwaffe der germanischen Götter, die mit Blitz und Donner alles tötete, was ihr in die Quere kam«, dozierte der Professor. »Es gibt zuverlässige schriftliche Quellen dafür, dass Himmler steif und fest daran glaubte, dass es |188| sich dabei um eine wirkliche Elektrostrahlenwaffe gehandelt hat. H. Steingrim war einer der fähigsten Spezialisten Himmlers in Sachen germanische Runen. Er behauptete, einen uralten gotischen Runentext ausfindig gemacht zu haben, Gotatýrs Runenlied genannt. Darin sollen Hinweise auf den mythologischen Versammlungsplatz Iðavöllur, den Schicksalsbrunnen und den Weisheitsbrunnen versteckt sein. Himmler scheint diesem Text blind vertraut zu haben, sonst hätte er Steingrim wohl kaum heimlich mitten im Weltkrieg nach Island geschickt, um diese göttlichen Kostbarkeiten zu suchen.«
    »Seltsam.«
    »Ich habe nicht allzu viel über die nordische Mythologie als solche gelesen, aber trotzdem genug, um zu wissen, dass Iðavöllur nicht auf der Erde, sondern im Himmel angesiedelt gewesen sein soll«, warf Susan ein.
    Houston sprang fast aus dem Sessel vor Eifer: »Da verweist du auf die Erzählungen in der jüngeren Edda, die dem Isländer Snorri Sturluson um das zwölfte Jahrhundert zugeschrieben werden. Snorri war Christ und glaubte, die Götter hätten im Himmel ihren Sitz, und zwar einfach deswegen, weil dort auch der christliche Gott war, wie die damalige Glaubensüberzeugung lautete. Alles andere kann man der Älteren Lieder-Edda entnehmen, die ihrerseits offenbar davon ausgeht, dass sich Iðavöllur und die beiden Brunnen unter der Erde befinden, also in den Undirheimar, der Unterwelt. Der schwedische Wissenschaftler Victor Rydberg hateine Abhandlung über die Mythologie der germanischen Völker geschrieben und legt überzeugende Argumente für eine derartige Interpretation der Eddalieder vor.«
    |189| »In Island? Unterirdisch?«, fragte Sexton.
    »Dazu kann ich nichts sagen«, erwiderte der Professor. »Ich habe von dieser Annahme zum ersten Mal in der Übersetzung des Runentextes von Höskuldur Steingrímsson gelesen.«
    »Ich weiß selbst auch nicht mehr über diese Vermutungen als das, was mein Großvater in sein Tagebuch geschrieben hat«, fügte Melkorka hinzu. »Er behauptet darin, dass Himmler diesen Runentext, also Gotatýrs Runenlied, als heilige Kostbarkeit angesehen und ihn an einem sicheren Ort zusammen mit geheimen Dokumenten zu der Reise der beiden SS-Leute mit dem U-Boot versteckt hat.«
    Sexton sah Melkorka an. Seine Augen brannten.
    »Von welchen Geheimdokumenten sprechen Sie?«
    »Weiß ich nicht. Großvater hat nur eins dazu in sein Tagebuch geschrieben, dass nämlich Himmler das Runenlied und die Geheimdokumente an einen sicheren Ort zur Aufbewahrung gegeben hat, bevor sie sich mit dem U-Boot auf ihre Reise über den Atlantik machten.«
    »An einen sicheren Ort? Wo?«, hakte Sexton nach.
    »Das weiß ich nicht genau.«
    »Sie wissen etwas darüber. Das steht fest.«
    Angesichts des lodernden Interesses in Sextons Augen fürchtete Melkorka, ihm schon viel zu viel verraten zu haben.

|191| DRITTER TEIL
ADLERHORST
    Dann reden wir am schönsten,
    wenn wir am schlechtesten denken:
    das täuscht kluge Köpfchen.
    Aus den Liedern des Hohen (Hávamál), Vers 91.
    39
    Montag, 14. Mai
    Melkorka lehnte es weiterhin strikt ab, mit dem Brownwater-Privatjet nach Kanada zu fliegen. Nach längerem Sträuben stimmte sie jedoch Alan Sextons beharrlich vorgetragener Bitte zu, wenigstens eine Telefonkonferenz mit seinem Arbeitgeber abzuhalten.
    Sie hatte keine Vorstellung davon, was sie sich von diesem Gespräch erwarten sollte. Sie bereitete sich darauf aber vor, indem sie Informationen aus dem Netz zusammensuchte. Dabei stellte sie fest, dass es in kanadischen Zeitungen zahlreiche und ausführliche Berichte über den kanadischen Milliardär John R. Melville und seine Familie gab. Die meisten davon behandelten zwar die finanziellen Aktivitäten des Unternehmens Melville Global Industries Group, darunter umstrittene Grubenbetriebe in Kanada, Südamerika und Afrika. Es hieß aber auch, dass Melville |192| seit Jahren auf der Liste der hundert reichsten Männer Kanadas ganz oben rangierte.
    »R?«, fragte Melkorka. »Wofür steht das R?«
    »Ramstein«, antwortete Alan Sexton.
    »Hat er denn deutsche Vorfahren?«
    »Darüber ist mir nichts bekannt.«
    Sexton hatte gegen die Anwesenheit Robert und

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