Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runen

Runen

Titel: Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Snæland Jònsson
Vom Netzwerk:
Briefumschlages auf Aðalsteinns Schreibtisch fallen. Es waren einige bedruckte Seiten. Sie stammten aus einer deutschen Zeitung.
    »
Münchner Merkur
«, las Alan Sexton.
    Er überprüfte den Inhalt der anderen Kuverts, fand aber nichts anderes als Seiten derselben Zeitung. Feindselig funkelte er Melkorka an: »Was wird hier gespielt?«
    »Ich spiele hier gar nichts«, verteidigte sie sich sofort. »Die Dokumente waren in diesen Umschlägen, als ich sie auf die Post gebracht habe. Das kann ich beschwören.«
    »Welches Datum steht auf den Zeitungsseiten?«, erkundigte sich Aðalsteinn.
    Alan Sexton schaute auf der Frontseite des
Münchner Merkurs
nach.
    »Die Zeitung ist vom Mittwoch.«
    »Es liegt also klar auf der Hand, dass jemand an das Päckchen gekommen ist, als es noch bei der deutschen Post war«, meinte Aðalsteinn ruhig.
    |297| »Wenn sie die Dokumente nicht selbst unterschlagen hat«, hielt Alan Sexton dagegen und sah Melkorka kalt an. »Mich zu täuschen und hinters Licht zu führen, damit kommen Sie mir nicht davon.«
    »Ich bin darüber genau so erstaunt wie Sie«, erwiderte Melkorka.
    »Die Fakten sprechen eine klare Sprache. Wenn diese Dokumente jemals überhaupt in diesem Päckchen im Postamt abgegeben wurden, dann müssen Sie den Leuten, die Sie verhört haben, alle Informationen über die Postsendung gegeben haben, obwohl Sie mir gegenüber bis jetzt immer etwas anderes behauptet haben.«
    »Susan hat mir beteuert, dass ich ihnen die Paketnummer aber nicht verraten habe.«
    »Dann lügen entweder Sie oder Susan«, versetzte Sexton zornig.
    Melkorka schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe einfach nicht, wie das passieren konnte«, murmelte sie.
    »Melville wird ausrasten, wenn er erfährt, dass die Dokumente verschwunden sind«, fuhr Sexton fort. »Er hat viel zu viel investiert, um das so einfach stillschweigend hinzunehmen.«
    In den nächsten Minuten befragte er Melkorka noch einmal in allen Einzelheiten über den Inhalt der Dokumente. Dann steckte er die drei Umschläge wieder in den kleinen Karton und stand auf.
    »Melville will diesen Plunder zweifellos mit eigenen Augen sehen«, verkündete er. »Aber rechnen Sie nicht damit, dass die Sache für ihn erledigt wäre. Fehler, die man ihm antut, vergisst er nie.«
    |298| »Drohungen sind hier vollkommen überflüssig«, mischte sich Aðalsteinn ein.
    »Die Fakten darzustellen stellt keine Drohung dar.«
    Als Sexton gegangen war, begleitete Aðalsteinn die drei anderen zur Tür.
    »Ihr dürft euch seine Drohungen nicht zu Herzen nehmen«, meinte er und tätschelte Darri die Wange. »Genießt es lieber, euren Sohn wieder heil und wohlbehalten bei euch zu haben. Das ist doch die Hauptsache.«
    Melkorka setzte sich auf die Rückbank ihres Range Rovers neben den Kindersitz. Sie war unendlich erleichtert, dass sie nicht auf die Dokumente aus dem Adlerhorst angewiesen war, um ihren Sohn zu retten. »Lass uns im Krankenhaus vorbeischauen«, schlug sie Kári vor.
    Der diensthabende Oberarzt der Unfallabteilung aber wollte zuerst keine Besucher zu Erna vorlassen. Sie erholte sich gerade nach einer langen und schwierigen Operation. Schließlich ließ er sich aber doch überreden, sie selbst zu fragen, ob sie sich den Besuch von Melkorka und Kári zutraute. Nach einer Weile kam er zurück und wandte sich an Melkorka: »Fünf Minuten hast du. Aber das Kind darf nicht in den Bereich hinein.«
    Kári nahm den Kleinen auf den Arm: »Dann warten wir draußen im Auto.«
    An diesem Abend war in der Notaufnahme einiges los. Mehr Patienten als sonst waren auf engem Raum untergebracht. Zwischen den Betten hatte man Sichtschutzwände aus hellem Kunststoff aufgestellt.
    Erna lag mit geschlossenen Augen auf der Seite. An Kopf, Hals und Rücken trug sie Wundverbände. Ihr linker Arm war in Gips gelegt.
    |299| Melkorka setzte sich auf einen weißen Hocker vor das Bett und legte ihre Rechte behutsam in die linke Hand der Kranken. Erna öffnete die Augen.
    »Hallo«, flüsterte Melkorka. »Wie geht es dir?«
    »Komplett zugedröhnt. Ich penn gleich weg«, murmelte die frisch Operierte.
    »Ich musste kommen, um dir für die Rettung von Darri zu danken. Mit deinem raschen Eingreifen hast du sein Leben gerettet.«
    »Geht’s dem Kleinen gut?«
    »Ja, ja. Darri ist unverletzt.«
    »Schön«, hauchte Erna, der die Augen wieder zufielen.
    »Ja, schlaf jetzt«, sagte Melkorka. »Ich besuche dich morgen noch mal, und dann können wir besser reden.«
    Sie drückte Ernas Hand leicht

Weitere Kostenlose Bücher