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Runen

Runen

Titel: Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Snæland Jònsson
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Wegen in die geothermalen Zonen ab, wo auf Schritt und Tritt unter ihren Füßen Lebensgefahr lauerte. Andere liefen direkt zu den Parkplätzen.
    Der Einsatzleiter befahl dem Anführer der Spezialeinheit, sich einige Meter von Strokkur zu entfernen. Er befürchtete, Ragna könnte sonst ihre Drohung wahr machen.
    »Bleib ruhig!«, rief er Ragna zu. Der Schlund der Quelle war erst wieder halb vollgelaufen, unmittelbar drohte kein neuer Heißwasserausbruch.
    »Bleib ruhig!«
    Melkorka sah, wie Wut und Angst im Ausdruck der Frau einander ablösten. Sie hielt das schreiende Kind mit beiden Händen hoch.
    »Ich spring rein, wenn die nicht abziehen!«, schrie sie. »Ich spring mit dem Jungen rein!«
    |287| Erna beobachtete, dass die drei Männer der Spezialeinheit Sigríður nach der Verfolgung zwischen den Bäumen erwischt und zu Boden geworfen hatten. Einer lag über dem Mädchen und hielt Handschellen hoch.
    »Zieht euch weiter zurück«, wiederholte der Einsatzleiter. »Zehn Meter!«
    Die Männer zögerten, seinem Befehl zu gehorchen, befolgten dann jedoch die Ansage. Gleichzeitig sperrten sie die Wege über das Heißquellenfeld von beiden Seiten.
    »Die sollen Sigga auch loslassen!«, rief Ragna hysterisch.
    Der Einsatzleiter wusste, dass ihnen die Zeit davonrannte. Der mittlerweile unruhig überschwappende Wasserspiegel in Strokkurs Öffnung verwies deutlich darauf, dass die nächste Eruption in ein, allerhöchstens zwei Minuten erfolgen würde. Wenn Darri von dem kochenden Wasser getroffen würde, waren ihm lebensgefährliche Verbrühungen sicher.
    »Strokkur bricht in den nächsten Sekunden aus«, rief er. »Geh weg mit dem Jungen, sonst werdet ihr gekocht.«
    »Dann lasst Sigga sofort laufen!«
    »In Ordnung!«
    Drei Schwerbewaffnete zogen gerade die protestierende Sigríður aus dem Wäldchen. Guðjón gab den Befehl, sie loszulassen. Sie drehten sie um und nahmen ihr die Handschellen ab. Sigríður rannte zum Strokkur hinunter. Die drei Beamten blieben ihr auf den Fersen.
    Ragna verfolgte gespannt die Freilassung ihrer Freundin. Da ergriff Erna die Gelegenheit. In weiten Sätzen sprang sie an der Quelle vorbei, warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen Ragna und entriss ihr das Kind. Mit voller Wucht stürzte die Polizistin auf das raue, von heißem Wasser |288| überströmte Gestein des Sinterbeckens. Stechender Schmerz durchfuhr ihr Knie, die linke Schulter und den Arm. Sie biss die Zähne zusammen. Dann kam die Eruption. Strokkur schleuderte sein kochendes Wasser hoch in die Luft. Erna beugte sich schützend über den Jungen. Brennend heiß prasselte es ihr über Kopf und Rücken.
    Guðjón war Erna sofort hinterhergerannt, hatte die nach dem Überfall am Boden liegende Ragna grob an den Händen gepackt, sie umgedreht und ließ nun die Handschellen klicken.
    Jetzt sprang Melkorka ihm nach, beugte sich über Erna, die auf dem weinenden Jungen lag, drehte sie auf den Rücken und nahm den Kleinen hoch.
    »Mein Kindchen!«, rief sie ein ums andere Mal und presste den Jungen fest an sich. »Mama ist ja da. Mama ist jetzt bei dir.«
    Darri weinte herzergreifend.
    »Ist der Junge so weit in Ordnung?«, fragte Guðjón.
    »Ich glaube schon«, antwortete Melkorka. Sie befühlte Hände und Füße ihres Kleinen.
    Die drei Männer, die Sigríður eben hatten laufen lassen müssen, waren jetzt wieder dabei, die junge Frau in Gewahrsam zu nehmen.
    »Abführen die beiden!«, rief Guðjón dem Leiter der Spezialeinheit zu und wandte sich dann an Erna. Er sah sofort, dass sie unverzüglich ärztliche Hilfe brauchte.
    »Sie hat sich übel verbrüht«, sagte einer der Männer.
    Guðjón kontaktierte den Helikopterpiloten, der noch immer an der Ringstraße bei Úthlíð bereitstand, und beorderte ihn zum Geysir.
    »Lass den oberen Parkplatz räumen«, wies er den Chef |289| der Spezialeinheit an. »Wir müssen die beiden sofort in die Notaufnahme in Fossvogur bringen lassen.«

    Als der Helikopter schon eine gute Strecke in die Hauptstadt zurückgelegt hatte, konnte Erna das Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Noch hatte sie kein Betäubungsmittel gegen die Schmerzen bekommen, die jetzt von Minute zu Minute beißender wurden.
    »Du hast die wahnsinnige Tapferkeit einer Närrin bewiesen«, meinte Guðjón in väterlich vorwurfsvollem Ton. »Heldenhaft, erfolgreich, aber närrisch.«
    »Nächstes Mal bin ich vernünftiger«, murmelte sie.
    Kári begrüßte Melkorka und Darri höchst erleichtert in der Notaufnahme. Ein Arzt

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