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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht so leicht hinters Licht zu führen war.
»Aber vielleicht hast du Recht und ich war einfach nervös und unaufmerksam«, fuhr Sean schließlich fort, als er
wohl begriff, dass er keine Antwort bekommen würde.
Dulac konnte sich nicht erinnern, etwas in dieser Art gesagt zu haben, hütete sich aber zu antworten.
Vielleicht war es überhaupt das Klügste, wenn er nur
noch das Allernotwendigste mit dem Iren sprach.
»Immerhin habe ich ebenso die Spuren eures Freundes
nicht mehr gefunden«, fuhr Sean fort. »Sie waren einfach
weg, als hätte der Sturm ihn verschluckt.« Dulac antwortete auch darauf nicht, aber sein Herz begann schneller zu
klopfen. Es war das erste Mal, dass Sean ihn direkt auf
den Silbernen Ritter ansprach. Wider besseren Wissens
hatte er sich bislang an die Hoffnung geklammert, dass er
es nicht tun würde. Und jetzt fragte er sich vergeblich, was
er sagen sollte, wenn der Ire weiter auf dem Thema herumritt.
Was er ganz offensichtlich vorhatte, denn alles Schweigen und beharrliches Wegsehen nutzte nichts. »Du fragst
gar nicht, von welchem Freund ich rede«, sagte Sean nach
einer Weile.
»Du wirst es mir schon sagen«, antwortete Dulac unfreundlich. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich war draußen im Wald …«
»… und du hast dich im Sturm verirrt und die Orientierung verloren, ich weiß«, unterbrach ihn der Ire. Er lachte
leise. »Das ist schon seltsam, findest du nicht? Halb Britannien sucht nach einer entflohenen Königin und einem
Ritter, der seinen Treueid gebrochen hat. Und was finde
ich? Eine entflohene Königin, die in Begleitung eines Küchenjungen durch die Wälder irrt.«
»Das ist zumindest das, was du dir selbst eingeredet
hast«, korrigierte ihn Dulac. »Aber …«
»Aber im Moment der höchsten Not ist er dann doch da,
der Ritter«, unterbrach ihn Sean völlig unbeeindruckt. »Er
fährt wie der Leibhaftige unter die Pikten, rettet uns allen
die Hälse und verschwindet dann wieder.« Er schüttelte
den Kopf. »Das ist schon sonderbar. Und kaum ist er verschwunden, da tauchst du wieder auf.«
»Also gut, du hast mich ertappt«, sagte Dulac in übertrieben gespieltem, zerknirschtem Ton. »In Wahrheit bin
ich Ritter Lancelot. Ich habe mich nur als Küchenjunge
verkleidet, damit wir nicht so auffallen.«
Sean sah ihn einen winzigen Moment lang so verwirrt
und fast erschrocken an, dass sich Dulac fragte, ob er nicht
vielleicht zu weit gegangen war, aber dann warf der Ire
den Kopf in den Nacken und begann schallend zu lachen.
Seine Brüder blickten überrascht hoch und Gwinneth warf
einen schnellen und eindeutig besorgten Blick in seine und
Dulacs Richtung.
»Du gefällst mir, Bursche«, sagte Sean kichernd. »Du
hast Humor, vor allem wenn man bedenkt, dass du gestern
um diese Zeit noch mehr tot als lebendig warst.«
Er schüttelte immer noch glucksend und mit einem breiten Grinsen den Kopf, dann schlug er Dulac so kräftig mit
der flachen Hand zwischen die Schulterblätter, dass dieser
keuchend nach vorne rutschte und um ein Haar aus dem
Sattel des Einhorns gekippt wäre. Das Fabelwesen
schnaubte erschrocken und warf dem Iren einen drohenden Blick zu, und Dulac beeilte sich, sich wieder aufzusetzen und dem Tier beruhigend mit der Hand über die Stirn
zu streichen. Für Sean, wie für alle anderen Menschen
dieser Welt, war das Einhorn nur ein ganz normales, wenn
auch ausnehmend schönes, prachtvolles und seltsam gerüstetes Tier, aber die Wahrheit war, dass er in diesem Moment mit seinem Leben spielte ohne es auch nur zu ahnen.
»Sogar dein Name klingt ja ein bisschen so, nicht
wahr?«, fuhr Sean fort. »Dulac – Lancelot du Lac … Ist
das ein Zufall?«
»Ich sagte doch, dass ich in Wirklichkeit der Silberne
Ritter bin«, beharrte Dulac.
»Hör mit dem Unsinn auf«, antwortete Sean streng.
»Aber immerhin reitest du sein Pferd, das ist richtig.«
»Sein Pferd?« Dulac sah ganz automatisch und erschrocken auf das Einhorn hinab. »Das ist …«
»Halt mich nicht für dumm«, fiel ihm Sean ins Wort. Er
lächelte noch immer, aber seine Stimme war schärfer geworden. »Auch wenn es jetzt keine Schabracke und keinen
Panzer mehr trägt – ein Tier wie dieses vergisst man nicht.
Warum ist sein Reiter nicht bei uns?«
»Er ist ganz in der Nähe, da kannst du sicher sein«, antwortete Dulac. Seine innere Stimme mahnte ihn, nichts
mehr zu sagen, doch er war im Grunde schon viel zu weit
gegangen, um es jetzt nicht zu Ende zu bringen.
Nicht zum

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