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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die sich
noch im Raum befanden, ließen schlagartig von ihren
Gegnern ab, prallten zurück oder starrten Dulac einfach
nur ungläubig oder entsetzt an, und auch Sean und seine
Brüder nutzten die Atempause, um sich zurückzuziehen
und nebeneinander Aufstellung zu nehmen. Er konnte hören, wie Gwinneth hinter ihm entsetzt die Luft einsog und
dann ihren eigenen Schrei mit der Hand erstickte, dann
wichen die Elben wie auf ein unhörbares Signal hin gemeinsam weiter zurück. Zwei von ihnen ergriffen ihren
verwundeten Kameraden unter den Armen und schleiften
ihn mit sich, und auch der, den Dulac gegen die Wand
geschmettert hatte, kam mühsam und torkelnd wieder auf
die Beine. Nur einen Augenblick später waren die Elben
wie ein Spuk verschwunden.
Keuchend ließ Dulac Schild und Schwert sinken und
wandte sich um. Sein Herz jagte so schnell, dass er das
Gefühl hatte, kaum noch Luft zu bekommen, und tief in
ihm erwachte ein Gefühl, über dessen wahre Bedeutung er
sich nicht im Klaren war, und auch nicht sein wollte, denn
es war etwas, das ihm Angst machte.
Dann begegnete er etwas anderem, das ihm fast noch
mehr Angst machte: Dem Ausdruck in Seans Augen. Der
Ire starrte ihn regelrecht hasserfüllt an und das Schwert in
seiner rechten Hand zitterte als brauche er seine ganze
Kraft, um es davon abzuhalten, ganz von selbst auf Dulac
zuzufahren. Aber er sagte nichts, sondern drehte sich
plötzlich mit einem Ruck herum, ging zu seinem Bruder
und kniete sich neben ihn. Behutsam drehte er ihn auf den
Rücken, tastete mit den Händen über sein Gesicht und hob
seine Augenlider an. Dann schüttelte er den Kopf, stand
mit steinernem Gesicht auf und trat zu seinem Onkel hin.
Auch dieser war zusammengebrochen, aber er lebte noch,
und als Sean seinen Mantel öffnen wollte um nach seiner
Wunde zu sehen, schüttelte er trotzig den Kopf und wehrte
seine Hand ab.
»Das ist nur ein Kratzer«, sagte er. »Lass mich.« Sean
wirkte nicht überzeugt, doch er zuckte nur mit den Schultern, stand auf und schob sein Schwert in den Gürtel zurück, während er sich Dulac zuwandte.
Noch in der gleichen Bewegung machte er eine Geste zu
Patrick hin, der endlich auch aus seiner Starre erwachte
und mit wenigen schnellen Schritten bei der Tür war.
»Was bedeutet das?«, fragte Sean scharf. »Und erzähl
keine Lügen, Junge. Ich warne dich!«
»Ich … ich habe gar nicht darüber nachgedacht«, sagte
Dulac. »Ich habe nur die Waffen gesehen und Angst gehabt.«
Sowenig überzeugend diese Worte klangen, sosehr
schien Sean der verstörte Ton in seiner Stimme und viel
mehr noch sein entsetzter Gesichtsausdruck zu verunsichern. Für einen kurzen Moment hoffte Dulac sogar, mit
dieser Behauptung durchzukommen, aber dann machte
sich wieder jener grimmig-entschlossene Ausdruck auf
Seans Gesicht breit, der ihm klar machte, dass der Ire jetzt
auf Antworten bestehen würde.
»Mein Bruder ist tot«, sagte er kalt. »Und ich will wissen, warum er gestorben ist.«
»Lass uns darüber später streiten«, sagte Patrick von der
Tür her. Seine Stimme zitterte. »Sie kommen zurück!«
Sean fuhr zusammen, als hätte ihn eine giftige Spinne
gebissen, und auch seine Brüder griffen wieder nach ihren
Waffen. Selbst sein Onkel stemmte sich mühsam und mit
zusammengebissenen Zähnen in die Höhe und hob sein
Schwert auf, während Dulac mit zwei schnellen Schritten
zurück an Gwinneths Seite war. Sie stand noch immer wie
gelähmt da und hatte die Hand vor den Mund geschlagen
und sie zitterte am ganzen Leib.
»Bist du verletzt?«, fragte er.
Er bekam keine Antwort, aber er konnte zumindest keine
Verletzung sehen. Als er jedoch die Hand nach Gwinneth
ausstrecken wollte, um sie beruhigend am Arm zu ergreifen, prallte sie zurück und für einen Moment flackerte die
Angst in ihren Augen noch stärker auf. Und diesmal galt
diese Angst ihm. Er verstand das nicht. Er hatte diesen
Ausdruck in Gwinneths Augen schon mehr als einmal
gesehen, aber da hatte er stets die silberne Rüstung getragen, die ihn von Dulac zu Lancelot, dem Silbernen Ritter,
werden ließ, und das Elbenschwert in der Hand gehalten,
das ihn im gleichen Maße unbesiegbar machte, wie es ihm
seine Menschlichkeit nahm.
»Lauft nach hinten! Schaut, ob der Weg dort frei ist!«,
brüllte Sean. Die Worte galten dem Wirt, der zu Dulacs
Überraschung tatsächlich auf der Stelle herumfuhr und
verschwand, während Sean und die anderen Iren bereits
damit beschäftigt waren,

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