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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tisch und Stühle zu einer provisorischen Barrikade vor sich aufzutürmen. Dulac glaubte
nicht, dass dieses Hindernis die Dunkelelben ernsthaft
aufhalten würde, aber wenn das Leben nur noch nach Augenblicken zählte, dann war ein Atemzug so wichtig wie
ein Jahr.
Seine Gedanken wurden unterbrochen, als eine ganz in
Schwarz gehüllte Gestalt unter der zerborstenen Tür erschien, die eine riesige Streitaxt schwang. Dulac hob ganz
instinktiv den Schild und machte einen Schritt auf sie zu,
erstarrte dann aber mitten in der Bewegung, als er seinen
Irrtum erkannte. Es war kein Elbenkrieger, der hereingestürmt kam. Es war ein schwarzhaariger Hüne aus dem
Volk der Pikten. Und hinter ihm drängten weitere, in Felle
und zerschrammtes schwarzes Leder gehüllte Gestalten,
Barbarenkrieger mit langem Haar und verfilzten Bärten,
die schartige Schwerter, Keulen und Streitäxte schwangen.
Der Hüne mit der zweischneidigen Axt stürmte brüllend
heran und ging dann zu Boden, als Sean mit einem Stuhl
nach ihm warf; ein vielleicht ungewöhnliches, nichtsdestoweniger aber äußerst wirkungsvolles Wurfgeschoss.
Und auch die Barrikade, die die Iren errichtet hatten, erwies sich als überraschend großer Vorteil, denn mehr als
ein Pikte ließ sein Leben bei dem Versuch, das hastig improvisierte Hindernis zu übersteigen.
Dennoch war Dulac schon nach Augenblicken klar, dass
sie auf verlorenem Posten standen. Die Barbarenkrieger
waren zwar nicht unverwundbar wie die gepanzerten Elben, gegen die sie gerade gekämpft hatten, aber sie standen ihnen weder an Kraft noch an Entschlossenheit nach
und ihre Zahl war ungleich größer.
Schon jetzt verteidigten sich Sean und die anderen erbittert gegen mindestens ein Dutzend Angreifer und von
draußen drängten immer noch mehr und mehr herein.
Auch Dulac warf sich tapfer in den Kampf, doch das war
ein Entschluss, den er um ein Haar mit dem Leben bezahlt
hätte. Zwar gelang es ihm, einen der piktischen Angreifer
so wuchtig mit dem Runenschild vor die Brust zu stoßen,
dass er rückwärts taumelte und hilflos zu Boden fiel, aber
ein anderer schwang im gleichen Moment seine Keule und
Dulac konnte nur noch im buchstäblich allerletzten Augenblick den Schild hochreißen, um dem Hieb die
schlimmste Wucht zu nehmen.
Die stachelbesetzte Eisenkugel prallte harmlos vom Runenschild ab, und das mit solcher Wucht, dass sie ihrem
Besitzer aus der Hand geprellt wurde, aber auch Dulac
taumelte mit einem Schmerzensschrei zurück. Sein ganzer
linker Arm schien gelähmt und Wellen heißen Schmerzes
pulsierten durch seinen Körper. Er spürte den nächsten
Angriff mehr, als er ihn sah, riss automatisch das Schwert
in die Höhe und wurde damit belohnt, dass nun auch sein
rechter Arm und die Schulter vor Schmerz regelrecht explodierten, doch es gelang ihm, den Schwerthieb abzulenken.
Der Pikte nahm nicht annähernd so viel Rücksicht auf
ihn, wie es die Elbenkrieger getan hatten. Durch einen
Nebel von Schmerz und Schwäche sah er einen hünenhaften Barbaren auf sich zustolpern, versuchte vergeblich
zurückzuweichen. Das Schwert des Barbaren hob sich zu
einem vernichtenden Hieb, aber im allerletzten Augenblick warf sich einer von Seans Brüdern dazwischen. Dulac sah nicht einmal, ob er den Hieb abfing oder vielleicht
an seiner Stelle getroffen wurde. Er torkelte blindlings
zurück, halb wahnsinnig vor Angst und Schmerz, und sein
einziger Gedanke galt Gwinneth, die irgendwo in dem
tobenden Chaos hinter ihm verschwunden zu sein schien.
Von draußen drängten immer noch mehr und mehr Pikten
herein und auch auf der anderen Seite des Hauses glaubte
er jetzt dumpfe Schläge und Poltern zu hören, vielleicht
Schreie.
Endlich entdeckte er Gwinneth. Sie hatte sich in einem
Winkel neben dem Kamin zusammengekauert und einen
Dolch gezogen; eine Waffe, die geradezu rührend wirkte
angesichts der Äxte, Keulen und Schwerter ihrer Feinde,
die Dulac aber auf grausame Weise klar machten, dass
Gwinneth vermutlich eher ihrem Leben selbst ein Ende
bereiten als zulassen würde, dass sie in die Hände dieser
Barbaren – und damit in Morgaines und vielleicht Artus’ –
fiel. Selbst taumelnd vor Schwäche, löste er sich vollends
aus dem Kampf und wankte zu ihr hin.
»Wir müssen raus hier«, keuchte er. »Der Wirt hat vielleicht … Auf der anderen Seite …«
Wie auf ein Stichwort hin flog die Tür hinter der Theke
in diesem Moment auf und der Wirt stürmte herein.
Dulac fuhr zu ihm herum,

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