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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eingeschlagenen Bündel, das daneben an der Wand lehnte.
»Nein«, flüsterte Gwinneth. Ihre Stimme bebte. »Tu es
nicht!«
Die Angst in Gwinneths Stimme war fast so groß wie
die, die er selbst bei dem Gedanken spürte, das Elbenschwert aus seiner Umhüllung zu ziehen und diese
verfluchte Klinge noch einmal zu benutzen. Aber wenn er
nicht mit dieser Waffe gegen die Dunkelelben antrat, dann
waren nicht nur Sean und seine Brüder verloren, sondern
auch ihm und Gwinneth stand möglicherweise ein Schicksal bevor, das schlimmer als der sichere Tod war.
Hinter ihm erscholl ein dumpfes Krachen und als Dulac
herumfuhr, starrte er auf drei Dunkelelben, die gleichzeitig
durch die Tür stürmten und Sean und seine Brüder mit
kräftigen Schwerthieben vor sich herjagten. Die Iren hielten sich tapfer und wehrten nicht nur die Schläge der Angreifer ausnahmslos ab, sondern brachten selbst mehr als
einen Treffer an – aber es war so, wie Dulac befürchtet
hatte: Ihre Waffen vermochten die mit Magie gehärteten
Rüstungen ihrer Gegner nicht zu durchdringen. Es war die
pure Kraft ihrer Hiebe, die ihre Angreifer wieder und wieder zurückwarf. Doch wie lange würde es noch dauern, bis
die Iren erlahmten?
»Lauf weg!«, rief er Gwinneth zu. »Versuch den Stall zu
erreichen und nimm das Einhorn! Es wird dich sicher nach
Tintagel bringen!«
Ohne auf ihren Protest zu achten versetzte er ihr einen
Stoß, der sie haltlos in Richtung der Theke und der dahinter liegenden Tür taumeln ließ, fuhr endgültig herum und
war mit einem Satz neben dem Kamin. Mit einer einzigen
Bewegung ergriff er den Runenschild und das Ritterschwert, wirbelte auf dem Absatz herum und warf sich in
den Kampf.
Und wie es aussah, keinen Atemzug zu früh! Der Moment, den er abgelenkt gewesen war, hatte ausgereicht um
die Szene dramatisch zu verändern. Einer von Seans Brüdern lag in seinem Blut da und rührte sich nicht mehr und
auch Seans Onkel torkelte genau in diesem Moment zurück und starrte aus aufgerissenen Augen und anscheinend
vollkommen fassungslos auf den rasch größer werdenden
dunklen Fleck, der sich auf der Brust seines Fellmantels
bildete.
Noch während er langsam in die Knie brach, war Dulac
heran und rammte einem der Dunkelelben den Runenschild vor die Brust.
Die Wirkung war erstaunlich. Es war nicht das erste
Mal, dass Dulac den Schild als Waffe einsetzte, nicht zur
Verteidigung, und auch nicht das erste Mal, dass er seinen
Gegner damit überraschte. Was nun aber geschah, damit
hätte er niemals gerechnet: Sein riesenhafter Gegner, zwei
Köpfe größer als er und mindestens doppelt so schwer,
wurde wie vom Faustschlag eines Giganten getroffen von
den Füßen gerissen und quer durch den Raum bis gegen
die Wand neben der Tür geschleudert, wo er mit einem
erstickten Schrei zusammenbrach. Gleichzeitig ließen
zwei weitere Dunkelelben von ihren Gegnern ab und
wandten sich Dulac zu.
Er konnte ihre Gesichter hinter den heruntergeklappten
Visieren ihrer bizarren Helme nicht erkennen, aber er
spürte die Mischung aus Fassungslosigkeit und Schrecken,
die die Männer für einen Augenblick erfüllte.
Und er nutzte diese Chance. Vielleicht war es ja die letzte, die er hatte. Noch bevor der Elb, den er mit dem Schild
getroffen hatte, ganz zusammengebrochen war, attackierte
er einen zweiten und schwang das Schwert von Seans Onkel mit aller Gewalt nach dem Helm seines Gegners. Der
Elb versuchte nicht einmal seinem Hieb auszuweichen
oder ihn abzuwehren, sondern starrte ihn nur weiter mit
dieser vollkommenen Fassungslosigkeit an, die auch seinem Kameraden schon zum Verhängnis geworden war,
und der Hieb traf. Der von Menschenhand geschmiedete
Stahl des Schwertes vermochte seine Rüstung nicht zu
durchdringen, aber die pure Wucht des Schlages reichte
aus, den schwarz gepanzerten Riesen zwei Schritte rückwärts taumeln zu lassen, und mehr brauchte Dulac nicht.
Er setzte ihm nach, stieß mit dem Schild zu und traf seinen
Gegner diesmal mit der Kante.
Da Ergebnis war noch verheerender als das erste Mal:
Der Elbenkrieger wurde nicht gegen die Wand geschleudert wie sein Kamerad, sondern ließ Schild und Schwert
fallen und brach stöhnend in die Knie, während er beide
Hände vor dem Leib verkrampfte.
Unter dem Kettenhemd, dessen Schöße unter seinem
schwarzen Brustharnisch hervorschauten, sickerte hellrotes Blut hervor.
Für einen Moment schien es, als wäre die Zeit stehen
geblieben. Die sieben oder acht Dunkelelben,

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