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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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sich nervös mit der Zunge über die Lippen. Kvasir blinzelte mit seinem einen Auge in die Dunkelheit und ließ sich auf ein Knie nieder, als wolle er erstmal ein Thing darüber abhalten, aber Botolf ging entschlossen auf die Treppe zu, Sighvat ebenfalls. Der Rabe war auf seine Schulter zurückgekehrt und sagte mit seiner krächzenden Stimme: » Odin.«
    » Ein schöner Vogel«, sagte Harek, Skarpheddins Skalde, » aber mir ist die stumme Sorte lieber.«
    Ich fragte mich noch immer, auf welcher Seite er eigentlich stand; denn obwohl er uns, wie von seinem Herrn befohlen, die Nachricht gebracht hatte, machte er keine Anstalten, zu Skarpheddin zurückzukehren. Dennoch hatte ich Bruder Johannes gebeten, ihn zu beobachten.
    Ljot trat zu uns, sah in die Runde, dann zu mir. » Und?«
    Ich dachte einen Augenblick nach, dann entschied ich mich, mit dem kleinen Eldgrim, Finn, Sighvat, Kvasir und dem großen, kräftigen Botolf dort hinabzusteigen. Ich wollte auch den Skalden und Bruder Johannes mitnehmen, damit ich den Verseschmied nicht aus den Augen verlor. Sollten Schwerter nötig sein, so würde ich Ljot rufen, der sie schnellstens bringen sollte.
    Ich ging voran, die Treppe hinunter in die Dunkelheit. Vielleicht lag es an dem kalten Stein, der mich hier in der Wüstenhitze umgab, dass ich die Zähne zusammenbeißen musste, damit sie nicht klapperten. Als ich mich umdrehte, um mich zu vergewissern, dass ich nicht allein war, sah ich, dass Finn wieder auf seinem römischen Nagel herumkaute.
    Ich tastete mich die Treppe hinunter, dann blieb ich stehen, denn ich hatte ein schwaches rötliches Licht gesehen, den Widerschein auf einer Wand. Die Treppe führte zu einem Absatz, dann ging es rechts herum und zu einer weiteren Treppe, wo das Licht zwei weitere Steine mit Löwenköpfen und eine Kammer beleuchtete.
    Die Luft war kalt und roch nach altem Staub. Der Boden war mit Geröll bedeckt, und als ich die letzten Stufen nahm, hörten wir scharrende Geräusche, und an den Wänden sah man die Schatten von Männern, die im Fackelschein nach ihren Waffen griffen.
    Thorhalla stand bei Skarpheddin und seinen Männern, während Svala den Hirtenjungen festhielt, der verkrampft und zitternd dastand. An seinem Hals blitzte blutrot eine Klinge auf.
    Hinter ihnen erhob sich ein großer Steinblock, und darauf stand die mächtige Statue eines stolzen Mannes. Sie war einst vergoldet gewesen, und in den leeren Augenhöhlen waren vielleicht Edelsteine gewesen, aber das war lange her. Jetzt war es nur die Gestalt eines Mannes, und die uralten Steinmetzarbeiten waren kaum noch zu erkennen.
    » Ich wusste es, ich wusste es«, gackerte Thorhalla. » Ich hab’s ja gesagt, er ist gekommen, mein Sohn.«
    » Du hast es gesagt«, brummte Skarpheddin.
    Die anderen schlüpften herein, Schilde und Waffen bereit. Skarpheddins Männer rührten sich, und der fettwanstige Jarl räusperte sich.
    » Wir sollten vielleicht unnötige Härten vermeiden, nicht wahr?«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf den Hirtenjungen, den Svala umklammerte, mit dem Messer an seinem Hals, in dem die Angst pulsierte. Unsere Blicke trafen sich, und sie lächelte verächtlich.
    » Runter damit«, sagte Skarpheddin streng.
    Jetzt hatte ich Svala wirklich gesehen und wusste, wie es in ihrem Herzen aussah. Ich gab ebenfalls ein Zeichen, das Metall fiel laut scheppernd zu Boden und man hörte ein Geräusch wie einen Windzug – Skarpheddins Drenge, die vor Erleichterung aufatmeten.
    » Erzähle«, befahl Thorhalla und beugte sich vor, sodass ihr Gesicht halb verdeckt war. Sie sah aus wie jemand, der schon lange tot und eben erst wieder ausgegraben worden war.
    » Lasst den Jungen los«, entgegnete ich, wohl wissend, dass sie es nicht tun würden.
    » Erst wenn du uns sagst, wo der Schatz ist, den du letztes Jahr gefunden hast«, erwiderte Skarpheddin und steckte die Daumen in seinen zu engen Gürtel.
    » Sag es«, kreischte Thorhalla. » Heraus damit!«
    Ich öffnete den Mund – und machte ihn wieder zu. Ich weiß nicht, warum. Ich dachte erst, der Hirtenjunge sei ein angemessener Preis für einen Haufen verfluchtes Silber, das höchstwahrscheinlich ohnehin für alle Zeit versunken war; eine Lüge hätte ich mir mit Leichtigkeit ausdenken können. Doch in dem Moment wusste ich, wie durch Seidr-Magie, dass meine Antwort nichts ändern und der Hirtenjunge trotzdem sterben würde.
    In der Dunkelheit kam eine Stimme, leise und sanft wie ein falscher Kuss. » Der Junge ist ihm nicht

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