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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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wenn ein Mann sie erst besessen hat, ist ihre Macht ohnehin gebrochen.«
    Ich schwieg. Es stimmte nicht ganz, dass ihr Zauber bei einem Muselmann oder einem Juden nicht wirkte, aber es konnte uns egal sein, wenn sie dadurch den Verstand verloren. Ich war sicher, dass ihr Zauber sogar Macht über eine steinerne Heiligenfigur der Christen hätte, aber mir gefiel der Gedanke nicht, dass ein Mann sie » besaß«, um ihre Macht zu brechen. Es klang nach Schmerz und Blut. Jarl Brand war auf seine Art großzügig und nachsichtig mit ihr – doch ich erinnerte mich noch immer an den Duft der Rumman-Frucht.
    » Würdest du sie mir verkaufen?«, fragte ich, ohne groß zu überlegen. Brand sah mich verwundert an.
    Er runzelte die Stirn und dachte nach. » Ich glaube, sie ist gefährlich, Orm, mein Junge. Bei Odins Arsch, nach dem Angriff des Raben hatte sie ein Gesicht wie eine zerkaute Feige, und sie hasst uns alle, aber offenbar wirkt ihr Zauber immer noch auf dich, denn du willst sie retten. Ist dir das nicht Warnung genug?«
    » Verkaufst du sie mir?«
    Er dachte nach, dann schüttelte er den Kopf, und mir sank das Herz.
    » Ich glaube, es wäre dein Unglück«, sagte er. » Aber es ist auch dein Wyrd, und niemand lehnt sich ungestraft gegen die Nornen auf, die unser Lebensmuster weben. Ich verkaufe nur ungern eine Sami-Hexe an einen guten Mann der Wiken, aber ich sage dir, was ich tun werde. Bring mir den Beweis, dass Starkad tot ist. Das wäre ein Beweis, dass die Götter dein Glück wollen, außerdem hast du bis dahin Zeit zum Überlegen, ob du wirklich ein Auserwählter bist und diese Frau nehmen solltest.«
    Ich wusste, das war das Äußerste, wozu er bereit war, also nickte ich. Brand nickte ebenfalls, und der Handel war perfekt. Ich erwartete einen Beutel Hacksilber, als ich ihm jetzt die Lederkapsel aushändigte, aber Brand war eben ein besonderer Jarl und überraschte mich abermals. Er stand auf und klopfte auf die Bank, bis alle still geworden waren, dann nahm er den wunderschönen Silberring von seinem Hals und überreichte ihn mir.
    Er brauchte nichts weiter zu sagen. Die Nordmänner wussten, was es bedeutete, und den Juden, Arabern und Griechen würde man es später erklären. Ein lauter Jubel ertönte, und es wurde begeistert auf die Bänke getrommelt, als ich die zwölf Unzen geflochtenes Silber aus seiner Hand nahm und um meinen Hals legte. Und obwohl die Nacht tropisch und schweißtreibend war, blieb das Silber auf meiner Haut lange kühl.
    Jetzt, in der Hitze des aufziehenden Tages, befühlte ich das Silber erneut, die beiden Enden mit den Schlangenköpfen und die Runen, die eingraviert waren, und ich fragte mich, ob alles Blut abgewaschen war, denn mir war erst später klar geworden, dass der Ring Skarpheddin gehört hatte, aber ich zog es vor, dies niemandem gegenüber zu erwähnen. Einige der Männer hätten es für unklug gehalten, den Jarlring eines Mannes zu tragen, der vom Unglück verfolgt gewesen war.
    Natürlich hatte ich auch Schuldgefühle wegen des Lederbehälters und dem, was er barg, aber das war erst ein Jahr später, als ich hörte, dass Rotstiefel, Leo Balantes und einige andere in das Schlafgemach des Basileus eingedrungen waren und ihn im Schlaf erstochen hatten, worauf Rotstiefel sich auf den Thron gesetzt hatte. Ich hörte, dass Rotstiefel dem Basileus mit dem Griff seines Schwerts sogar die Zähne herausgebrochen und den Schädel zertrümmert hatte, und das war ein wirklich trauriges Ende für den mächtigsten Mann der Welt.
    Doch die Blutfehden der Großen Stadt gingen mich nichts an, wie Brand gesagt hatte, und in dieser Öde aus Hitze und Staub fand ich, dass es ein guter Handel gewesen war. Ich war sicher, Odin lächelte auf die Eingeschworenen herab, wie ich so dasaß und die Fliegen von meinem Haferbrei verscheuchte. Schließlich waren viele meiner Probleme jetzt gelöst, dazu waren wir bestens ausgerüstet und hatten Geld.
    Aliabus Frau Nura ging mit einer Melkschale, die sie ader nannten, zu einem der Kamele. Sechzehn davon waren Stuten und fünf hatten Kälber, sodass die, die nicht säugten, viel Milch gaben.
    Während Delim die vier Kamelhengste, die angebunden gewesen waren, losließ, damit sie im kargen Gebüsch grasen konnten, nahm Nura die Hülle vom Euter der einen Stute und machte Sauggeräusche, um es anzuregen. Auf einem Bein stehend, wobei sie das andere gegen das Knie stemmte, nahm sie die dicke Zitze in die Hand und fing an, in die Schale zu melken.
    Ich saß da

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