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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Asche zugedeckt und auf jeder Seite fünf Minuten gebacken. Die Asche kann man leicht abklopfen, und das Brot schmeckt gut.
    Wir alle hatten inzwischen großen Respekt vor Aliabu und seinen Brüdern und seinen Frauen, und zu unserer großen Verwunderung, brachten sie den gleichen Respekt auch uns entgegen.
    » Das kommt daher, weil ihr auf dem Weltmeer segelt«, sagte der Ziegenjunge. » Sie nennen es Ozean und fürchten sich davor.«
    Wie sich herausstellte, gab es im Ozean viele der gefährlichsten dschinn, die so etwas sein mussten wie unsere Fylgja. Sie sind auch sonst überall, aber sie berühren nie die Erde, und man kann sie nur sehen, wenn der Wind, den ihr Flug verursacht, kleine Wirbel im Sand hinterlässt.
    Die Beduinen sprechen nicht viel darüber, und das ist vernünftig, denn auch wir sprechen nicht gern über Fylgjen. Die dschinn wohnen manchmal auch in Menschen, die dann verrückt werden. Aliabu hatte einmal einen solchen Menschen gesehen, der war so verrückt, dass er Sand aß, und man musste ihn festhalten und Gebete über ihm sprechen, aber selbst danach war er nie mehr wie früher.
    Er erzählte uns diese Dinge, weil er sich um Sighvat Sorgen machte, der dieselben Anzeichen zeigte wie dieser Mann, ehe er anfing, Sand zu essen.
    Ich machte mir ebenfalls Sorgen. Sighvat sonderte sich immer mehr ab und grübelte stumm vor sich hin, Tag für Tag auf dem langen Weg, der uns in eine weitere Stadt aus der Vorzeit führte. Sie bestand aus nichts als Ruinen und umgestürzten Säulen und hatte früher Palmyra geheißen. Dann zogen wir weiter nach Süden, in die richtige Wüste, wie Aliabu sagte, ehe wir schließlich nach Westen ziehen würden, um das Ende des Pechmeeres und dann Jerusalem zu erreichen.
    » Die richtige Wüste?«, fragte der kleine Eldgrim ungläubig. Seine Lippen waren von Sand verkrustet und sein Mund war so trocken, dass er nicht einmal mehr verächtlich ausspucken konnte. » Ist das hier noch nicht Wüste genug?«
    Wir sollten es bald am eigenen Leib erfahren. Jetzt zogen wir durch die mit Säulen bestandenen Ruinen von Palmyra und die Sarazenenfestung Al-Gharbi. Wir gingen unsichtbar und lautlos wie Nachtgespenster. Wie gewöhnlich rasteten wir erst am nächsten Tag. Die Hitze unter dem ausgewaschenen, hellblauen Himmel war unerträglicher denn je. Die Luft flimmerte, und am Horizont sah man Wasser, das es gar nicht gab, oder Berge, deren Gipfel zwischen Himmel und Erde zu schweben schienen. In der Abendkühle setzten wir unseren Marsch fort, und im Laufe der Nacht gab das Land alle Hitze ab, und es wurde kalt wie ein Fjord im Sommer.
    » Muspel«, brummte Finn erschöpft. » Wir sind hier in Muspelheim gelandet.«
    » Was ist Muspelheim?«, wollte der Ziegenhirt wissen und Finn erklärte es ihm. Brennendes Eis und lodernde Flammen, es war der Ort, wo das Leben begann.
    Auch hier schien die Luft zu sieden, und noch ehe wir zwei Stunden gelaufen waren, entlud sich Thors Zorn mit einem gewaltigen Gewitter über uns. Wir waren gerade an einer alten Raststätte der Seidenstraße angekommen, das war Odins Glück für uns.
    Wir duckten uns unter die alte Mauer. Die Welt war stockdunkel geworden, und aus den schwarzen Wolken zuckten blauweiße Blitze.
    Das war der Donnergott, der zu uns sprach. Dann fegte ein heulender Sturm über die Ebene, und die Welt bestand nur noch aus Sand, der auf uns hagelte und uns geißelte. Und während dieses Tobens fiel nicht ein Tropfen Regen, was für uns alle unfassbar war, denn wir hatten damit gerechnet, bis auf die Haut nass zu werden.
    Selbst Bruder Johannes schien eingeschüchtert von dieser Naturgewalt, aber noch größer war seine Enttäuschung darüber, dass wir in der Nacht so schnell und zügig gelaufen waren, dass er in der Nähe von Aleppo weder die Säule gesehen hatte, auf der ein Christ namens Simon jahrelang wie ein Vogel gehockt hatte, noch die Gerade Straße in Damaskus oder die Ruinen von Palmyra.
    » Wenn dies eine Vergnügungsreise wäre oder eine dieser Wanderungen, die ihr als Pilger macht«, sagte ich gereizt, » dann würde ich dir ja recht geben.« Ich sah im Licht eines neuen Blitzes sein mürrisches Gesicht, dann fügte ich hinzu: » Aber dies ist keine Pilgerreise. Wir sind von Feinden umgeben, und wenn wir unser Ziel erreichen wollen, müssen wir bei Dunkelheit so weit marschieren, wie wir können.«
    » Und was für ein Ziel ist das, Orm, mein Junge?«, erwiderte Bruder Johannes bitter. » Wir verfolgen Leute, die ihrerseits

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