Runenschwert
als Verpflegung, um Starkad hinterherzujagen. Die anderen kamen mit Giorgios hierher.
» Dann ist das Bergwerk leer?«
» Niemand mehr … dort. Alle weg.«
Sein Kopf fiel zur Seite und Bruder Johannes sah ihn an und zuckte mit den Schultern. » Er lebt noch, er ist nur ohnmächtig. Dieser Riemen um seinen Arm muss gelockert werden, sonst fault der Stumpf und er stirbt. Aber wenn wir ihn lockern, wird er vermutlich verbluten und auch sterben.«
Ich hörte ihn kaum, aber ich nahm mein Schwert und schnitt aus Mitleid den verkrusteten Lederriemen durch. Ich sah zu, wie das Blut aus der kaum verschorften Wunde floss, und mein Inneres war aufgewühlt wie die Brandung in einem Sturm.
Valgard und die Gefährten, die wir retten wollten, waren fort, wir waren zu spät gekommen. Ich hatte befürchtet, dass sie alle bereits tot waren, aber auf das hier war ich nicht vorbereitet gewesen. Von Menschenfressern als Verpflegung mitgenommen zu werden! Nicht einmal Svala und ihre böse Siedr-Magie konnten so etwas vorhersehen.
Es schien, dass Odins Rache an uns für den Bruch des Schwurs kein Ende nahm.
KAPITEL 13
Bruder Johannes wollte, dass wir den Armenier Giorgios weiter verfolgten, weil er eine » Beleidigung Gottes« war, wie er sagte, und wir sollten dem ein Ende bereiten. Ich erklärte ihm, wir würden so schnell wie möglich nach Süden gehen, denn ich fürchtete, dass Soldaten hier auftauchen könnten. Das bestätigte sich auch, als wir zu Aliabu zurückkamen, der uns die Situation mithilfe einer Zeichnung im Sand erklärte, um die wir uns scharten.
In der Umgebung von Aleppo, sagte er, wobei er Steine auf seiner Zeichnung verteilte, waren die Hamdaniden, die in Antiochien gegen die Armee der Großen Stadt gekämpft hatten. Viele von denen, gegen die wir gekämpft hatten, waren Beduinen vom Stamme der Kitab.
Im Osten waren die Buyiden, die Bagdad eingenommen hatten und seither den abbasidischen Kalifen in Geiselhaft genommen hatten. Sie hatten sich mit den Hamdaniden zusammengetan, um gegen uns zu kämpfen, obwohl sie eigentlich nicht mit ihnen befreundet waren. Die Qarmatiner aus Damaskus schienen die gleiche Sorte Muselmänner zu sein wie die Fatimiden, hingegen behaupteten diese, die Qarmatiner seien gar keine echten Muselmänner. Jedenfalls waren sich alle einig, dass man sich davor hüten sollte, bei den Qarmatinern in Gefangenschaft zu geraten.
Im Süden, in ihrer neu gegründeten Residenzstadt mit Namen Kairo, feierten die Fatimiden unter der Führung von Al-Muizz mit rosa-grünen Fahnen gerade ihren Sieg, den ihr Heerführer Dschauhar über die Herrscher am Nil errungen hatte. Auch sie waren nur so lange Freunde mit anderen, wie diese derselben Meinung waren wie sie selbst.
Und überall, halb verborgen, gab es die Beduinen mit ihren eigenen Gefolgschaften und Fehden.
» Scheiße«, sagte Kvasir angewidert. » Um dieses Kaff hier streiten sich so viele Kameltreiber, dass man denken könnte, hier gebe es irgendwelche Schätze, aber sieh sie dir mal genau an. Nichts als Steine und Staub. Wenn es hier schöne grüne Felder, Wiesen und Weiden gäbe, dann könnte ich das Gezänk ja verstehen. Aber was gibt’s hier schon? Selbst die Silberbergwerke sind leer.«
Immerhin, so erklärte Aliabu uns, gebe es hier wertvolle Pferde. Das asil, so sagte er, sei das beste Pferd der Welt und Menschen würden dafür töten. Sein Pferd sei auch der Grund gewesen, so erzählte er, dass er Jarl Brand in Antiochien in die Hände gefallen war.
Im Stamme der Kitab gab es eine mächtige Sippe namens Mirdasid, und Aliabu war von seinen Leuten, den Beni Saher vom Schwarzen Meer, zu ihnen geschickt worden. Er sollte die Abstammung der vierzig Pferde in Erfahrung bringen, die die Beni Saher ihnen einige Monate zuvor gestohlen hatten, ein großer Verlust, der die Kitab immer noch sehr schmerzte.
» Moment mal«, unterbrach Finn und sah Aliabu ungläubig an. » Was erzählt er da? Will er uns weismachen, dass er ins Lager des Stammes ging, den seine Leute gerade beraubt hatten, um sie nach dem Wert des Raubguts zu fragen?«
Genauso war es. Und anscheinend wurde Aliabus Anwesenheit genauso respektiert wie die eines jeden Abgesandten, denn das Erste, was jeder Beduine wissen will, wenn er ein Asil-Pferd bekommt, ist seine Abstammung.
Allerdings wollte Aliabu jetzt, wo er die Information hatte, die Gastfreundschaft der Kitab nicht überstrapazieren und wollte auf dem schnellsten Weg wieder heimreisen. Doch er machte in Antiochien
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