Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
Vom Netzwerk:
Leute verfolgen, die einem Priester bis in die Brutstätte Satans nachlaufen. Wenn hier etwas nach Dschinn-Besessenheit aussieht, dann das.«
    Ich musste ihm recht geben, und den anderen Gesichtern, die in der Dunkelheit aufleuchteten, sah man an, dass sie ähnlich dachten.
    » Unser Heimweg ist derselbe, den auch Starkad zurücklegt«, sagte ich laut und deutlich, sodass es hoffentlich alle hörten. » Wir sind hierhergekommen, um unser Runenschwert zurückzuholen und unsere Kameraden zu befreien. Danach gehe ich zurück auf die Elk und verlasse dieses von den Göttern verfluchte Land, in das ich nie wieder einen Fuß setzen möchte. Diejenigen, die noch durch den Schwur gebunden sind, können mitkommen, wenn sie wollen.«
    » Und dann holen wir uns den Silberschatz, der uns alle zu Königen macht«, sinnierte Kvasir. Es wurde still, während alle ihren Gedanken nachhingen und der Himmel noch immer grollte.
    » Wenn unsere Kameraden nicht schon längst verspeist wurden«, sagte der kleine Eldgrim leise. Es donnerte wie zur Bestätigung. » Oder was ist, wenn wir zu spät kommen und sie ihnen schon die Eier abgeschnitten haben?«
    » Ein Grund mehr, sich zu beeilen«, sagte Finn energisch. » Wenn es einen von uns erwischt hätte … bei den Göttern, stellt euch das mal vor. Erst die Eier abgeschnitten kriegen und dann von Leichenfressern verschleppt werden? Da muss man doch alle Hoffnung aufgeben.«
    » Auf jeden Fall ist dann weniger dran an ihnen, wenn sie keine Eier mehr haben«, sagte Kvasir verdrießlich.
    Das wurde von den anderen mit empörten Bemerkungen quittiert und Kvasir wollte wissen, was denn an dieser Feststellung so schlimm gewesen sei.
    Ich schwieg, denn die Furcht und Unsicherheit der anderen war schon schlimm genug. Ich wechselte einen Blick mit Botolf und sah, dass er dasselbe dachte wie ich.
    » Es ist ja keine Krankheit«, sagte jemand in die Stille hinein, in der nur das ferne Grollen des Donners zu hören war. Es war Sighvat.
    » Was sagst du da? Bist du endlich aufgewacht? Wird auch Zeit«, sagte Finn.
    Sighvat ignorierte ihn, doch er kam näher, während der Wind heulte und das unsichtbare Ziegenfuhrwerk des Rotbarts mit seinen Eisenrädern am Himmel entlangpolterte. » Wenn man Tote isst – das ist keine Krankheit, es bedeutet auch nicht, dass man von einer Fylgja verfolgt wird. Es geschieht nur aus Hunger, ein Hunger, der so schlimm ist, dass einem jedes Fleisch recht ist, egal, woher es kommt.«
    » Aber ein Mensch, der das gemacht hat, ist hinterher nicht mehr derselbe«, sagte Bruder Johannes entschieden. » Einem solchen Menschen kann man nie mehr trauen.«
    » Dann kann man auch niemandem von uns mehr trauen«, erwiderte Sighvat ernst, » denn wenn die Umstände entsprechend wären, würden wir alle es wahrscheinlich auch machen.«
    » Du wärst der Letzte auf meiner Liste«, sagte ich in dem Versuch, die Stimmung etwas aufzulockern. Einige kicherten, aber Sighvat zeigte keine Neigung, sich in dieser Nacht, in der Thors Wut auf uns niederging, aufheitern zu lassen.
    » Wahrscheinlich wäre ich der Erste«, sagte er nüchtern. » Denn mein Todesurteil ist bereits gesprochen.«
    » Was willst du damit sagen?«, fragte Botolf alarmiert. So eine Sache durfte nicht beim Namen genannt werden; trotz all seiner Muskeln hatte der Riese eine entsetzliche Angst vor den Nornen und dem, was sie webten.
    » Dieser Godwin, der Sachse«, sagte Sighvat, » hat mit mir gesprochen. Es ist mein Wyrd, wie meine Mutter es vorausgesagt hat.«
    Blitze zuckten am Himmel, und für einen Moment waren wir wie geblendet. Mein Magen fühlte sich an, als sei er voller Steine, die mich herunterzogen. Im Geiste sah ich Sighvat, wie er auf Zypern in den grauen Himmel sah, während er mir erzählte, wie seine Mutter von einer Volva aus dem Nachbartal erfahren hatte, ihr Sohn werde den Tod finden, nachdem ein Milan zu ihm gesprochen hatte.
    Godwins Beiname, Puttoc, bedeutete durchaus nicht » Bussard« – mein Angelsächsisch war nicht gut genug gewesen – er bedeutete » Milan«.
    Das erklärte Sighvat den anderen, worauf alle still wurden. Die, die neben ihm saßen, berührten mitfühlend seine Schulter oder umklammerten seinen Unterarm, aber niemand zweifelte daran, dass sein Schicksal besiegelt war, bis auf Bruder Johannes natürlich, der vor Empörung über so viel Aberglaube fast schäumte.
    Er nannte uns nutzlose Heiden, Neidinge, die nie in den christlichen Himmel mit seinen Freuden kommen würden, solange

Weitere Kostenlose Bücher