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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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ließ; jeder Gedanke an eine Hilfe in letzter Minute war im Eifer der Verfolgungsjagd vergessen.
    Eine dunkle Gestalt ohne Umhang schwang sich über die niedrige Balustrade aus Lehmziegeln auf das nächste Dach. Ein Topf fiel scheppernd um, und er fluchte auf Ostnordisch. Einer von Starkads Dänen also, der mich hier im Dunkel umbringen sollte.
    Die Gestalt nahm drei kurze Stufen, fiel hin und fluchte wieder. Ich hörte Stimmen, andere Gestalten sprangen auf; es waren die Bewohner, die der Hitze wegen auf ihren kühlen Dächern schliefen und jetzt aufschreckten, als er sich fluchend an ihnen vorbeidrängte. Stahl blitzte auf, worauf die Bewohner sich eilig und mit ängstlichem Geschrei zurückzogen.
    Ich schob sie alle zur Seite wie Schilf am Seeufer und rannte hinter ihm her. Er sah mich kommen, aber noch immer konnte ich nicht sehen, wer es war. Er versetzte jemandem einen Hieb mit dem Messer, dann rannte er weiter und machte einen Satz aufs nächste Dach, wo er beim Landen stolperte.
    Ich setzte hinterher und landete besser, denn ich hatte gesehen, was er falsch gemacht hatte. Jetzt wurde es heller, in der Dunkelheit erschienen gelbe Fackeln, als er über die abgestuften Dächer nach unten rannte. Es roch überall nach Essen, und ich wusste, dass wir auf den Dächern unserer Straße waren.
    Er rutschte ein Stück, dann blieb er stehen und schwankte einen Moment, ehe er mit einem Schrei über die Dachkante stürzte. Eine Sekunde später war ich an derselben Stelle und sah, wie er im Fall das Kohlebecken einer Garküche umriss, worauf sich glühende Kohlen und Öl über ihn ergossen. Laut stöhnend blieb er in der Gasse liegen.
    Natürlich fingen der Koch und seine Nachbarn ein lautes Geschrei an und hoben drohend die Arme, und erst recht, als ich hinterherkam. Und als sei das alles noch nicht genug, machte sich meine alte Knöchelverletzung bei der Landung wieder bemerkbar. Ich knickte ein und fiel in eine Pfütze aus heißem Öl. Flammen zischten auf, als das Öl über die staubige Straße floss und die verstreute Glut erreichte. Schreiende Menschen liefen in Panik hin, um Erde darauf zu schütten oder sie mit nassen Tüchern zu ersticken.
    Sie wollten den Mörder von Bruder Johannes auf die Beine zerren, doch als der sein Messer aufblitzen ließ, wichen sie zurück. Einer war etwas zu langsam gewesen; er taumelte, sah überrascht seine blutende Hand an und zeigte sie den anderen, worauf sie auch vor ihm zurückwichen wie vor einem Leprakranken.
    Man ergriff mich und zog mich auf die Beine. Ein Schwarzbärtiger schrie mich an, dass der Geifer nur so spritzte. Ich wollte an ihm vorbei und dem Mörder hinterher, aber der Schwarzbart gab mir einen solchen Stoß in die Rippen, dass ich Sterne sah. Ich schlug zurück, doch dann fielen plötzlich alle über mich her, sie traten und schlugen mich und versuchten, meine Kleider zu zerreißen, also ließ ich mich auf den Boden fallen und rollte mich fest zusammen.
    Ein besonders fettleibiger Kerl, der stark nach Zwiebeln stank und eine zerlumpte Robe anhatte, beugte sich mit leicht gespreizten Beinen über mich. Er wollte mich beim Haar packen und meinen Kopf im Schmutz der Straße aufschlagen lassen, aber ich schlug seine Hände weg, als seien es Fliegen.
    Da trat ein Fuß mit einem festen Stiefel zwischen seine gespreizten Beine. Der Mann brüllte auf und machte einen Satz durch die Luft. Es war ihm unmöglich, wieder aufzustehen, er war wie von Sinnen vor Schmerzen und wahrscheinlich lebenslänglich zum Krüppel geworden.
    Ein anderer flog zur Seite und prallte in einer Staubwolke von der Mauer ab. Die anderen zerstreuten sich und plötzlich standen Finn und Kvasir da; Botolf, der den Mann mit der Zwiebelfahne erwischt hatte, stand daneben und die anderen kamen ebenfalls angerannt.
    Ich sah wie der Mörder aufstand, er hatte immer noch das Messer in der Hand. Aber mit seinem Bein schien etwas nicht in Ordnung zu sein. » Packt ihn«, keuchte ich und deutete auf ihn. » Er hat Bruder Johannes erschossen … dort in der Gasse.«
    Der Mörder wollte loshinken, aber Botolfs riesige Pranke packte ihn beim Kragen und der kleine Eldgrim nahm ihm das Messer aus der Hand wie einem Kind.
    » Heya, du Arschloch, hör auf zu zappeln, oder ich erwürge dich«, sagte Botolf gleichmütig, wobei er den Mörder mit einer Hand leicht anhob, sodass dessen Zehenspitzen in der Luft schwebten.
    Ich stand langsam auf, wobei ich meine Glieder prüfend bewegte, um zu sehen, ob noch alles

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