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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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funktionierte. Botolf drehte sich um und brachte den fluchenden, um sich tretenden Mörder mit, sodass endlich Licht auf sein Gesicht fiel. Jetzt wusste er, dass er verloren war. Er hörte auf, sich zu winden und hing mit grimmigem Gesicht und zusammengebissenen Zähnen an Botolfs Arm.
    Ich wusste, die Frau war bezahlt worden, um mich in das Licht einer extra dort platzierten Laterne zu locken. Ich wusste auch, dass der Pfeil, der Bruder Johannes getroffen hatte, für mich bestimmt war. Als es schiefgegangen war, hatte der Mörder die Frau vorsichtshalber zum Schweigen gebracht, eine skrupellose Tat, und alles das in Sekundenschnelle.
    Eigentlich ein ziemlich guter Plan. Während ich über die Dächer jagte, war ich davon ausgegangen, dass Starkad einen seiner besten Männer zurückgelassen hatte, um diese Tat auszuführen.
    Doch es war Schielauge, der wie ein gefangener Hai an Botolfs Faust hing.

KAPITEL 14
    Das Kloster, in dem sich Aarons Grab befand, war eine Ansammlung weißer Gebäude auf einer Hochebene, die man über einen gewundenen Pfad durch karg bewachsene Berge erreichte. Nachdenklich betrachtete ich die Landschaft von hier oben; mir war, als treibe ich auf einem feindlichen Meer dahin, unter dessen Oberfläche eine unbekannte Gefahr lauerte.
    Die Sonne brannte gnadenlos herab, die Felder waren staubtrocken, und ihre verfallenen Zäune sahen aus wie abgebrochene Zähne, die aus dem roten Gaumen der Erde ragten. Es war eine trostlose Welt, die wir hier zwischen den verstreuten Lehmziegelbauten vorfanden.
    Finn und Kvasir tauchten auf, zwischen ihnen ging ein Mann in einer Kutte, der selbst in dieser Hitze die Hände in die Ärmel gesteckt hatte. Es war ein Mönch, in dessen wolfsgraues Haar eine Tonsur rasiert war, aber seine Augen waren hell und freundlich. Er stellte sich als Abt Dudo vor.
    » Bruder Johannes hätten wir abgeliefert«, sagte Finn, » trotzdem traurig, dass es so gekommen ist.«
    » Er war wie ein Stein im Schuh«, sagte Kvasir und nickte zustimmend, » aber er war unser Stein im Schuh.«
    » Euer Verlust tut mir leid«, sagte Dudo. » Er tut mir doppelt leid, weil er ein Bruder in Christus war und so grausam getötet wurde.«
    Er sprach Nordisch mit einem seltsamen, singenden Tonfall, denn er kam aus Bayeux in Valland. Er hatte in seiner Jugend den Sohn von Wilhelm Langschwert nach Bayeux begleitet, als dieser dort die Sprache seiner Vorfahren lernen sollte, denn selbst damals waren die Nordmänner in diesem Land – das sie Normannsland nannten – schon mehr Franken als Nordmänner.
    Immerhin, Dudo hatte in den dreißig Jahren seitdem an seiner dönsk tunga festgehalten und stolperte nur gelegentlich über einen Ausdruck, wie ein Betrunkener, wenn er von der Bank aufsteht, um zu pissen.
    » Umgebracht von einem unserer Männer«, sagte Finn düster. » Hinterrücks und unbewaffnet. So ein unwürdiger Tod. Brauchst du mehr Kerzen für dein Gotteshaus, damit er es in seine Gotteshalle schafft?«
    Dudo schüttelte lächelnd den Kopf. » Für Gott gibt es keinen unwürdigen Tod«, sagte er, und wie er es sagte, klang es wie eine große Selbstverständlichkeit. » Schließlich ist dies die Kirche Aarons, dem von Moses, seinem eigenen Bruder, auf Gottes Geheiß alle priesterlichen Zeichen abgenommen wurden, sodass er vor Scham und Schmerz darüber starb. Und trotzdem wurde er von Christus aufgenommen.«
    Ich wusste nicht, ob der Bruder von Moses wirklich hier begraben war oder nicht, aber es war auch nicht wichtig. Wir waren aus zwei Gründen hierhergekommen. Der erste Grund war, dass Bruder Johannes in einer Kirche des griechischen Patriarchats in Jerusalem keine Ruhe finden würde und dass es außer den jämmerlich kleinen nestorischen und jakobitischen Kapellen weiter keinen anständigen Christentempel in der Stadt gab, wo wir ihn hätten begraben können.
    Der zweite Grund war Ibn al-Bakilani al-Dauda, der Statthalter von Jerusalem im Namen des Ikschid, Mohammed ibn Tugh, Herrscher über Ägypten, Syrien und Palästina – oder wenigstens behauptete er, das zu sein.
    Ich kannte Daudas Position gut genug, um zu wissen, dass sie auf unsicheren Beinen stand, denn er hatte nicht genug Truppen, und sein Ikschid war viel zu sehr damit beschäftigt, gegen die Fatimiden und ihren Anführer, Muizz, zu kämpfen, ein Krieg, den er nicht gewinnen konnte. Ganz zu schweigen von all den anderen kleinen Dynastien, die sich in dem schwächelnden abbasidischen Reich vermehrten wie Maden in einem

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