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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Kadaver.
    Man hatte unsere Herberge im Fremdenviertel von Wachen umstellt, Männer in Rüstung mit Speeren und mit Helmen, die bis auf die Augen das ganze Gesicht bedeckten. Sie waren gekommen, um uns einerseits davor zu bewahren, dass die Anwohner uns in Stücke rissen, andererseits, um uns unter Arrest zu stellen.
    Schielauge und mich hatten sie in jener Nacht mitgenommen und in Einzelzellen in einem der Türme des Jaffators gesperrt.
    Am nächsten Morgen, als ich fröstelnd aufwachte und das Ungeziefer im Stroh rascheln hörte, wurde ich herausgeführt und über eine Wendeltreppe in einen ähnlichen Raum in der Turmspitze gebracht. In diesem jedoch lagen Teppiche auf dem polierten Holzfußboden, und an den Wänden hingen kostbare Gobelins.
    Hier saß ein Mann in einer Robe aus grün-weißem Stoff, der geschmeidig wie Wasser war; in seinem geflochtenen Gürtel steckte ein mit Edelsteinen besetzter Dolch, und auf dem Kopf trug er einen weichen, gefalteten Stoffhut mit einem grünen Stein. Wenn das ein echter Smaragd war, dann hätte man in unseren Wiken dafür einen ganzen Bauernhof kaufen können.
    Abdul-Hassan ibn al-Bakilani al-Dauda, wie er sich in makellosem Griechisch vorstellte.
    » Orm Ruriksson«, erwiderte ich, aber er winkte nur ab.
    » Ich weiß, wer du bist. Du machst uns Schwierigkeiten.«
    Nicht der beste Gesprächsanfang, dachte ich und erinnerte mich an Jarl Brands Prophezeiung, dass ich einst mit einem Pfahl im Arsch geröstet werden würde. Also war es am vernünftigsten, den Mund zu halten und abzuwarten. Mit seiner beringten Hand öffnete er ein kleines Kästchen auf dem Tisch, nahm meinen Thorhammer heraus und ließ ihn angeekelt an seinem verschwitzten Lederband vom Finger baumeln.
    » Mir scheint, ihr seid keine Anhänger von Jesus«, sagte er und hielt sich das Amulett vor die Augen, um es genauer zu betrachten. » Und doch reist ihr mit einem Christenpriester – und dazu keinem römischen aus Konstantinopel, sondern einem aus dem Westen. Solche Mönche sieht man momentan hier nur sehr selten.«
    » Wir sind Christen«, sagte ich vorsichtig, » wir sind in heiliges Wasser getaucht worden, wie es sich gehört. Was du da hast, ist ein christliches Zeichen.«
    » Ich denke oft«, erwiderte er trocken, » dass wir, die wir dem rechten Glauben angehören, einen Fehler machen, wenn wir unseren Bildhauern verbieten, Gott figürlich darzustellen. Dies hier ist jedenfalls ein Meisterwerk an Doppeldeutigkeit. Wenn dieses kleine Männchen euer Gott ist, dann hat der christliche Jesus anscheinend sein Kreuz verloren und stattdessen eine Art Hammer bekommen.«
    Ich gab nach. » Thor«, sagte ich. » Der Donnergott, Sohn des Odin und Beschützer der Menschen.«
    » Dachte ich mir’s doch. Ihr seid keine ›Menschen des Buches‹, obwohl dieser kleine dschinn hier mehr Kraft zu haben scheint als der Christengott«, erwiderte er, indem er mit gerümpfter Nase das Amulett in meine Hand fallen ließ. » Er hat dich vor dem Tod bewahrt, während der Gott des ungläubigen Priesters ihn im Stich gelassen hat.«
    Seine Bemerkung ärgerte mich, und ich konnte mir nicht verkneifen, einzuwenden: » Und die Frau? Hat Allah die nicht im Stich gelassen?«
    Er verzog keine Miene, aber er legte den Kopf leicht auf die Seite, offenbar überrascht, dass ich den Namen seines Gottes kannte. » Das war eine Armenierin, außerdem eine Hure und genauso eine Ungläubige wie ihr und die Christen. Offenbar hat die unreine Göttin, der sie diente, sie auch verlassen, wie es eben alle falschen Götter tun«, antwortete er mit ruhiger Stimme. » Aber was mich viel mehr interessiert, ist, warum sie und der Priester durch einen eurer eigenen Leute gestorben sind.«
    » Wenn du es herausgefunden hast, sage es mir – ich habe keine Ahnung.«
    Er seufzte und faltete seine beringten Hände. Seine Augen waren wie zwei Perlen aus Jett. » Ich habe zwei tote Ungläubige und mehrere verletzte Angehörige des wahren Glaubens am Hals, ganz zu schweigen von dem Schaden an ihrem Eigentum. Fast hätte es einen Aufstand gegeben. Dabei wart ihr erst ein paar Stunden in der Stadt, nachdem ihr durch die Wüste oder aus Damaskus hierhergezogen seid. Ich frage dich nochmals: Warum musste der Priester sterben?«
    Mir lief der Schweiß über den Rücken, denn jetzt war seine Stimme hart wie Stahl. Ich breitete die Hände aus und lächelte hilflos. » Das musst du seinen Mörder fragen. Er heißt Halfred, und ehe ich sein Gesicht sah, nachdem ich über

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