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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Situationen wie diese waren Routine für ihn, also schüttelte er nur müde den Kopf, wischte sich das Regenwasser vom Gesicht und ging hinaus. Ziphas, der Wirt, hörte schließlich auch auf, seine Hände an der Schürze abzuwischen. Jetzt breitete er sie aus und legte versöhnlich den Kopf schief.
    » Vielleicht in einer Woche, ja?«, sagte er entschuldigend. » Bis wieder Ruhe eingekehrt ist. Wenn die Leute euch morgen hier sehen, bleiben sie mir ganz weg, und an euch verdiene ich nicht genug.«
    Lammfromm zogen wir ab, obwohl Finn sich noch immer darüber ausließ, welche Schmach es für einen ehrbaren Mann aus dem Norden war, von einem Griechen mit einer Schürze hinausgeworfen zu werden.
    » Wir sollten Starkad verfolgen«, sagte der kleine Eldgrim, » und ihn uns sofort schnappen.«
    Finn Rosskopf brummte zustimmend, aber als wir wieder in unserem Lagerhaus angekommen waren und den Regen abschüttelten, machte Kvasir uns auf etwas aufmerksam, was wir bedenken mussten.
    » Starkads neue Mannschaft besteht, wie es scheint, aus Söldnern, die Waffen tragen dürfen«, überlegte er. » Choniates wird für sie alle bürgen, wie ein Jarl.«
    Radoslaw räusperte sich, offenbar zögerte er, seine Meinung in einer Sache zu äußern, die ihn eigentlich nichts anging. » Ihr solltet wissen, dass dieser Starkad, wenn er wirklich für Choniates arbeitet, hier vom Gesetz geschützt ist. Wenn Blut fließt, bekommen wir es mit der Miliz der Stadt zu tun. Nicht nur mit der Wache und ihren Spießen, sondern mit richtigen Soldaten.«
    » Wir?«, fragte ich.
    Sein Grinsen war breit wie eine Bärenfalle. » In meinem Stamm ist es üblich, dass man, wenn man jemandem das Leben gerettet hat, ihm auch weiterhin hilft«, erklärte er. » Außerdem möchte ich dieses Wunderschwert doch zu gern einmal sehen, diese Runenschlange, oder wie ihr es nennt.«
    Erst wollte ich ihn verbessern, aber dann ließ ich es. Es war als Name so gut wie jeder andere für diesen besonderen Säbel – und schließlich war es viel wichtiger, wie wir ihn zurückbekommen würden.
    » Aber was war denn das für ein Märchen«, meldete sich Gisur Gydasson zu Wort, » von wegen, dass der Mönch nach Serkland gereist ist? Wollte er dort wirklich hin?«
    Die Frage hing in der Luft wie ein Raubvogel.
    » Wenn Kraft nichts ausrichtet, dann muss die Findigkeit es tun«, sagte Bruder Johannes, ehe ich antworten konnte. » Magister artis ingeniique largitor venter.«
    » Dofni bacraut «, fluchte Finn in breitem Westnordisch. » Was heißt das denn schon wieder?«
    » Dass Not erfinderisch macht, du Ignorant.«
    » Warum sagst du das nicht gleich?«, grinste Finn.
    » Weil ich kein Ignorant bin«, erwiderte Bruder Johannes freundlich. » Und wenn du mich noch mal ein dämliches Arschloch nennst, egal in welcher Sprache, dann werde ich dafür sorgen, dass dir der Kopf brummt.«
    Alles lachte, nur Finn sah den Christenpriester böse an. Niemand wusste so recht, wie es jetzt weitergehen sollte, und so gab ich fürs Erste dem kleinen Eldgrim den Auftrag, Starkad aufzuspüren und ihn zu beobachten. Dann wandte ich mich an Radoslaw und fragte ihn nach seinem Schiff. Sofort glänzten alle Augen und die Schultern strafften sich, denn jetzt wussten sie: Starkad würde hinter Martin herfahren und wir würden ihm folgen, im Vertrauen auf die Götter und unser Können, wie schon so oft. Vor allem aber im Vertrauen auf die Götter. Denn niemand weiß, welches Schicksal ihn auf der Straße der Wale erwartet.

KAPITEL 2
    Nach Starkads Besuch im Delphin zogen wir um auf Radoslaws Knarr, die Woltschok, teils, um den Wachen aus dem Weg zu gehen, teils aber auch, um bereit zu sein, wenn der kleine Eldgrim die Nachricht brachte, dass Starkad in See gestochen sei.
    Es gab noch eine Menge zu tun, um die Woltschok seetüchtig zu machen. Radoslaw war von mütterlicher Seite her halb Slawe, aber sein Vater war ein Händler aus Gotland, und daher hätte man von ihm eigentlich mehr Geschick im Umgang mit einer Knarr erwartet, die so lang war wie zehn Männer. Stattdessen lag sie unbemannt in einer Ecke des Julianshafens, wo sie ihn mehr Gebühren kostete, als er sich leisten konnte – bis er hörte, dass eine berühmte Gruppe von varjazi ohne Schiff hier war, und wie er sagte, als wir uns per Handschlag einig wurden, unser Wyrd hatte uns füreinander bestimmt.
    Aber er war kein Seemann, und jedes Mal, wenn er mit wichtiger Miene kluge Bemerkungen zur Schifffahrt abgab, grinste Sighvat ihn nur an

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