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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Ordnung, doch der Kephale und der Erzbischof aßen kaum etwas davon.
    Balantes hatte ein massiges Gesicht mit Hängebacken, seine Unterarme waren breit wie Schinken. Sein Haar und die Augenbrauen waren eisengrau, und einzelne Borsten so lang wie Spinnenbeine.
    Er wollte den Brief sehen, obwohl dieser an Honorius adressiert war. Mir kam es vor, als seien sie alle Verbündete, was sich bestätigte, als Erzbischof Honorius – ein dürres Männchen mit zu vielen Ringen an den Händen und einem Gesicht wie ein zerraufter Falke – anfing, die Situation zu erklären und sich immer wieder nach allen Seiten wie nach verborgenen Lauschern umsah. Beinahe war es komisch, aber wenn ich daran dachte, was es zu bedeuten hatte, brach mir der Schweiß aus.
    » Das … Paket … das du für Choniates abholen sollst«, sagte der Erzbischof, » befindet sich in der Kirche des Erzengels Michael in Kato Lefkara. Es wurde den Mönchen dort zur Aufbewahrung gegeben und soll hierhergebracht werden.
    » Was ist es denn?«, fragte ich.
    Balantes wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. » Das geht dich nichts an. Deine Aufgabe ist lediglich, es deinem Herrn zu überbringen, der es Choniates aushändigen wird. Wo ist er übrigens, dieser Starkad, von dem man mir erzählt hat?«
    » Er ist aufgehalten worden«, erwiderte ich. » Er hat noch andere Geschäfte zu erledigen.«
    » Von diesen anderen Geschäften habe ich gehört – irgend so ein abtrünniger Mönch«, knurrte Balantes finster. » Aber ich habe auch gehört, dass man euch Wölfe fürstlich dafür bezahlt hat, damit ihr das erstmal zurückstellt, bis dieser Auftrag erledigt ist.«
    » Ich bin hier, um es zu erledigen«, erwiderte ich mit dem ehrlichsten Gesicht, das ich fertigbrachte, wobei ich meine Hände ausbreitete, wie um sie alle zu umarmen. » Gebt mir einfach das Paket, und ich segle sofort wieder zurück.«
    Balantes machte ein verlegenes Gesicht.
    » Ganz so einfach ist es nicht«, sagte Tagardis zögernd. Er sah seinen Vorgesetzten an, dann mich. » Es gibt … ein Problem.«
    Und dann brach die ganze Geschichte aus ihm heraus wie ein Wasserfall.
    Die Insel war ursprünglich von der Großen Stadt und den Arabern gemeinsam regiert worden, doch Nikephorus Phocas hatte dem ein Ende bereitet. Er hatte den Arabern klargemacht, dass er sie, wenn sie nicht ihre Zelte packen und abziehen würden, allesamt im Meer ersäufen würde. Die meisten waren gegangen. Einige jedoch nicht, und einer von diesen, der sich Faruk nannte, hatte angefangen, vom Inneren der Insel aus auf Raubzüge zu gehen.
    » Leider ist seine Bande inzwischen recht groß geworden«, sagte Tagardis. » Jetzt hat er sogar die Stadt Lefkara eingenommen. Und Kato Lefkara, das Dorf, in dem die Kirche steht, liegt gleich dahinter, und wir haben schon seit Monaten keine Nachricht mehr von dort erhalten.«
    » Wie viele sind es denn?«, fragte ich, denn ich ahnte, woher der Wind wehte.
    » Ungefähr hundert Sarazenen«, knurrte Balantes. Er gebrauchte das griechische Wort, Sarakenoi. Später erfuhr ich, dass dies eigentlich die Bezeichnung für die Araber in der Wüste von Serkland ist, doch jetzt wurden alle so genannt.
    Er häufte noch einmal Hammelfleisch auf seinen Teller und fügte dann hinzu: » Die Truppen, die ich hier habe, sind ihm drei zu eins überlegen, deshalb greift er nicht an. Aber er kann weder weg noch kann er Verstärkung anfordern, denn ich habe die besseren Schiffe.«
    » Ich habe deine Männer gesehen«, sagte ich, » und deine Schiffe brauchen nur zu schwimmen, um besser zu sein als die eines Mannes, der gar keine hat.«
    Ich sah, wie Tagardis’ Lippen schmaler wurden, doch ich fuhr fort. » Was erwartest du von mir? Ich habe nicht mal ein Dutzend Männer …«
    » Ich dachte, bei euch Varangii ist ein Mann so viel wert wie zehn Männer eines jeden Feindes«, platzte Tagardis ungeduldig heraus.
    » Wie zehn Romanoi gewiss«, erwiderte ich. Das war dumm von mir, denn es ist unklug, seinen Gastgeber zu beleidigen – aber ich war jung und übermütig.
    Tagardis schob krachend seinen Stuhl zurück und stand auf, Zornesröte im Gesicht. Der Erzbischof wedelte mit der Hand, der Kephale fing an zu toben.
    Balantes schlug mit der Hand auf den Tisch, um sie zurückzuhalten. Stille trat ein. Der Strategos spuckte einen Knorpel aus und sah mich finster an. » Ich kenne dich nicht, und obwohl du aussiehst wie ein Grünschnabel, der gerade den ersten Flaum am Kinn hat, will ich gern glauben, dass

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