Runenschwert
Brunnen und einigen Christentempeln, von denen mindestens einer vorher einer griechischen Göttin geweiht gewesen war. Es gab sogar ein Theater, doch damals hatte ich noch keine Ahnung, was das war.
In der Stadt war ein Platz, der Forum hieß und von Säulen umstanden war, die so groß wie Bäume waren. An einer Seite befand sich ein großes weißes Gebäude, das ein Badehaus war.
Dorthin marschierten wir nun und gingen hinein. Die wohlhabenden Griechen wickelten ihre Geschäfte gern im Badehaus ab, und später lernte ich diese Sitte ebenfalls zu schätzen. Drinnen wurde Wein gereicht, was meine » Leibgarde« draußen sauer machte, denn sie bekamen nur verdünntes Bier zu trinken. Wir unterhielten uns über dieses und jenes und kamen schließlich auf frühere Besucher zu sprechen.
» Das ist jetzt fünf Jahre her«, sagte Tagardis, als er vom letzten Besuch meiner » Landsleute« erzählte. » Sie gingen hier auf Raubzug, entlang der Küste, aber wenn ich mit meinen Truppen ankam, waren sie immer schon verschwunden.«
Dann bist du glimpflich davongekommen, dachte ich, während ich lächelnd nickte, denn wenn sie dageblieben wären und mit dir gekämpft hätten, würdest du jetzt nicht mit mir hier sitzen und plaudern.
» Doch einmal hatten sie sich mit dem erbeuteten Wein so stark betrunken«, erzählte er weiter, » dass sie auf Grund liefen und nicht schnell genug wegkamen. Diejenigen, die wir nicht umgebracht haben, sind bis heute unsere Gefangenen.«
Hätte er mir eine Ohrfeige verpasst – es wäre eine subtilere Drohung gewesen. Ich lächelte nicht mehr, und als der Kephale mein Gesicht sah, räusperte er sich.
» Natürlich«, beschwichtigte er, » ein Händler … Ruriksson war der Name, nicht wahr? Ja. Ruriksson. Er kommt ja mit eindeutig friedlichen Absichten auf unsere Insel, nicht wahr? Was für Waren hast du?«
Er war sehr erfreut über die Stoffe, jedoch weniger über die Gewürze, was ich auch nicht anders erwartet hatte. Denn je weiter weg ihr Ursprung, desto höher die Preise, und Zypern war einfach zu nahe.
Als ich ihm von meiner Absicht erzählte, den Erzbischof Honorius aufzusuchen, spitzte er die Ohren, denn es muss wohl geklungen haben, als wollte ich einen alten Freund besuchen.
» Du kennst unseren Erzbischof?«, fragte der Kephale wie beiläufig und hob seinen Becher.
» Ich bringe ihm Grüße von Choniates aus der Großen Stadt«, sagte ich so lässig wie möglich. » Ich habe einen Brief für ihn.«
» Architos Choniates?«, fragte Tagardis und sein Becher blieb in der Luft stehen.
Ich nickte und tat, als trinke ich den Wein mit genießerisch geschlossenen Augen. Aber sie waren nicht ganz geschlossen, und ich sah, wie die beiden sich bedeutsame Blicke zuwarfen.
» Mein Heermeister wird sich bestimmt freuen, wenn ich dich ihm vorstelle, falls es dir recht ist. Vielleicht heute Abend?«, sagte Tagardis. » Der Erzbischof wird auch da sein.«
Das war überraschend. Ich hatte gedacht, er selbst sei der Oberkommandierende, was ich ihm auch sagte.
Er schüttelte lächelnd den Kopf. » Ein Kompliment, das ich dankbar annehme, mein Freund«, sagte er, und ich wusste, dass er log. » Aber ich bin nur der Kentarchos der Garnison von Larnaka. Heermeister aller Truppen auf der Insel ist ein Strategos. Sein Name ist Leo Balantes.«
Das traf mich wie ein Schlag vor den Kopf, aber ich tat, als hätte ich mich am Wein verschluckt und hustete. Es war eine dieser geistesgegenwärtigen Reaktionen, für die mich meine Leute oft lobten, denn alle Griechen denken, dass Barbaren wie wir keinen Wein vertragen und freuen sich, wenn wir ihn trotzdem trinken. Sie lächelten nachsichtig.
Leo Balantes, von dem man erzählte, er habe im vergangenen Jahr versucht, den Basileus zu stürzen. Das also war aus ihm geworden: Er hatte ein fadenscheiniges Kommando am Arsch der Welt, in einer Ecke, die die Griechen gerade noch als Teil der zivilisierten Welt ansahen, umgeben von Seeräubern und Heiden.
Ich erinnerte mich, dass er ein Schwertbruder von Johannes Tzimiskes war, den sie Rotstiefel nannten und der zurzeit die Armeen des Basileus in Antiochien als Strategos befehligte. Diese Beziehung hatte Leo zumindest die Blendung erspart, was normalerweise in der Großen Stadt die gängige Bestrafung für aufmüpfige Befehlshaber war.
Am Abend trafen wir uns in einem einfachen Raum im Turm der wuchtigen, viereckigen Festung, wo man uns dasselbe Essen wie für die Soldaten servierte. Für mich war das ganz in
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