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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Bedingungen wieder abnehmen konnte.
    Doch jetzt mussten wir uns um die Soldaten kümmern, die im Gänsemarsch herunter an den Kai marschiert kamen und vor denen die Menge sich teilte, um sie durchzulassen. Die Männer formierten sich ordentlich in zwei Reihen, und da standen sie nun in ihren eisenbeschlagenen Lederpanzern und blitzenden Helmen, mit ihren runden Schilden und Speeren.
    Der Hauptmann war prächtig anzusehen in seiner Rüstung aus Leder, das mit kleinen Metallplättchen bedeckt war, und in seinem Helm, der aussah, als sei er aus den Hauern eines Ebers gemacht und von einem wehenden Busch aus Pferdehaar gekrönt.
    » Die könnte man mit einem leeren Wasserschlauch in die Flucht jagen«, murmelte Finn und spuckte aus. » Das sind doch nur halbe Soldaten.«
    Er hatte recht: halbe Soldaten, Männer, die eigentlich Händler waren und diesen Dienst nur aushilfsweise ausübten. Sie bekamen Rüstung und Waffen, wenn sie zum Kämpfen oder für eine Zeremonie gebraucht wurden. Ich war ganz ruhig, bis ich eine weitere Gruppe von Männern sah, Sklaven, die eine Sänfte trugen, wie wir sie in der Großen Stadt gesehen hatten. Da wurde mir plötzlich bewusst, dass meine Hose an den Knien zerrissen und meine Tunika schmutzig und von Salz verkrustet war.
    Die Sänfte hielt an und jemand stieg aus und ordnete den Faltenwurf seines weißen Gewands. Er war kahlköpfig, bis auf ein paar graue Haarbüschel an jeder Seite, und außer einem kleinen Bärtchen war er glatt rasiert. Mit seinen schlaffen Ohren erinnerte er an eine Ziege, doch der Hauptmann salutierte ehrerbietig.
    Ich befahl Finn und den anderen, Rüstung anzulegen, soweit wir darüber verfügten, damit wir nach etwas aussahen – besser grimmig als schäbig. Ich schlüpfte in mein Kettenhemd, das fettig auf meiner bloßen Haut lag, und borgte mir von Amund eine heile Hose. Dafür zog er meine an, die ihm zu kurz war, und er stellte sich an Deck hinter die anderen, damit es nicht so auffiel.
    Dann ging ich an Land, begleitet von ein paar Männern, und versuchte, wie ein Jarl auszusehen, während die Sonne auf uns niederbrannte und die Wellen plätscherten. Das Ziegengesicht trat vor, schaute in die Runde und nickte.
    Ich nickte zurück und er ließ einen griechischen Wortschwall los. Ich verstand und sprach ihre Sprache, wenn ich ihre Schrift auch noch immer nicht lesen konnte, doch er sprach so schnell, dass ich die Hand hob, damit er langsamer sprach. Einen Moment war er verdutzt; vielleicht war diese Geste einem Herrscher vorbehalten, ich jedoch hatte es ganz anders gemeint. Noch ehe er sich besonnen hatte, begriff ich, dass er gefragt hatte, wer hier der Anführer sei. Vermutlich konnte er sich nicht vorstellen, dass es der Jüngste von allen war. Da ich ihn mitten in seiner Ansprache unterbrochen hatte, hatte ich mich zu erkennen gegeben.
    » Bitte, sprich langsam! Ich bin Orm Ruriksson, Händler aus der Großen Stadt, und dies ist mein Schiff, die Woltschok.«
    Er hob eine Augenbraue und räusperte sich. Dann sagte er langsam, er sei Konstantin, der Kephale von Larnaka, ein Titel, von dem ich wusste, dass er so etwas wie Statthalter bedeutete.
    Der Hauptmann nahm seinen Helm ab; er hatte ein rundes Gesicht und sein dünnes Haar klebte ihm feucht am Schädel. Er nickte und stellte sich als Nikos Tagardis vor. Er war der Kentarchos hier, der eine Hundertschaft befehligte – aber wenn die Soldaten alle so waren wie jene, die hinter ihm schwitzten und von einem Bein aufs andere traten, dann war es kein sehr eindrucksvolles Kommando.
    Wie sich herausstellte, war man hocherfreut und erleichtert über unseren Besuch, denn das letzte Mal, als Varangii hier waren, hatte es größere Schwierigkeiten gegeben. Konstantin setzte sich wieder in die Sänfte und führte unsere kleine Prozession vom Hafen in die Stadt an.
    Ich hörte, wie es hinter uns lauter wurde und die Bewohner die anderen Eingeschworenen umringten, die jetzt ebenfalls das Schiff verließen. Finn war bereits dabei, seine wenigen Worte Griechisch anzubringen, und ich hoffte inständig, dass Radoslaw und Bruder Johannes nur so viel von unserer Ladung verkaufen würden, dass es reichte, um unsere Kosten hier zu decken.
    Von der Küste aus gesehen hatten wir die Größe der Stadt unterschätzt, denn das meiste davon lag versteckt in einer Mulde zwischen den Hügeln und dem Meer. Sie bestand aus krummen Gässchen, in denen sich kleine weiße, verschlafene Häuser drängten, einer beachtlichen Anzahl von

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