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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Ernte, sodass wir im Winter nicht zu hungern brauchten; ich sah ihn glücklich, dass es keine Todesfälle gegeben hatte, weder in der Familie noch unter den Thralls. Gudleif, dessen Kopf von seinem Bruder am Strand gepfählt worden war, als die Eingeschworenen mit mir davongesegelt waren.
    Vielleicht befürchteten Skarpheddins Männer etwas Ähnliches von uns, denn sie machten einen großen Bogen um uns und waren klug genug, uns auch in der Stadt aus dem Weg zu gehen. Sie gaben nur schrecklich an, wenn sie außer Reichweite waren.
    Antiochien hatte viele hohe Gebäude, christliche Kirchen mit Kuppeln und noch mehr Moscheen mit ihren Türmen. Wir erreichten einen großen runden Platz, der von einer hohen Mauer mit etagenförmigen Sitzreihen umgeben war.
    Überall waren Verkaufsstände für Brot, Gemüse, Kichererbsen und Feigen. Svala kaufte zwei rote Früchte, die eine harte Schale hatten, doch sie nahm sie mit beiden Händen und öffnete sie mit einer geschickten Drehung, worauf hunderte kleiner roter Körner zum Vorschein kamen, die wie die Rubine in Radoslaws Ohrring glänzten.
    Er bewunderte ihr Geschick und ließ sich zeigen, wie man es machte; wir anderen genossen die erfrischend säuerlichen Kerne dieser Frucht, die sie rumman nannte.
    » Was ist das hier für ein Gebäude?«, fragte Finn und wischte sich den roten Saft vom Bart.
    » Ein Amphitheater«, erwiderte Bruder Johannes, » wo die alten Römer ihre Gladiatoren kämpfen ließen.«
    » Davon habe ich gehört«, sagte Radoslaw. » Da mussten Menschen gegen Menschen kämpfen, aber oft auch Menschen gegen Tiere.«
    » Das klingt schon wesentlich interessanter als diese ewigen Wagenrennen in Miklagard«, meinte Finn.
    Bruder Johannes sah ihn streng an. » Es wurde unter Kaiser Justinian verboten. Auf Veranstaltungen dieser Art steht jetzt die Todesstrafe.«
    » Und trotzdem findet es noch statt«, warf Svala ein. Wir sahen sie an. » Die Kämpfe werden heimlich ausgetragen, und es werden Wetten abgeschlossen«, sagte sie. » Man braucht nur die richtigen Leute zu kennen, dann erfährt man, wo nachts ein Kampf stattfindet und bekommt auch Karten dafür.«
    » Es wird gewettet?«, sagte Finn. Dann verstummte er und schien nachzudenken.
    Wir schlenderten weiter, schauten und staunten, und schließlich meinte ich, es sei Zeit, wieder zum Schiff zurückzukehren, wozu wir den Rest des Tages brauchen würden. Zwar hatte ich für die Verpflegung der Mannschaft gesorgt, ich wusste auch, dass sie mit dem Segel ein Zelt gebaut haben würden. Wenn ich jedoch nicht auch dafür sorgte, dass sie sich mit den Besuchen in der Stadt abwechselten, sodass immer ein Teil von ihnen auf dem Schiff blieb, würden sie womöglich alle gleichzeitig losziehen, um zu bumsen und zu saufen und das Schicksal der Elk den Nornen überlassen.
    Wir saßen in einer schattigen taberna in der Nähe des Amphitheaters und tranken noch einen letzten Becher Wein. Mein Kopf brummte noch vom Abend vorher, und ich wollte nichts weiter, als meine Augen schließen und zuhören, wie Radoslaw mit Svala flirtete, während Bruder Johannes und Finn sich bei einem albernen Wettspucken mit Olivenkernen vergnügten.
    Ich sah mich wieder auf der Elk, wie ich aus Leibeskräften rudernd Zypern verließ, und ich wusste nicht, ob das keuchende Atmen von mir oder von dem Hirtenjungen kam. Aber irgendwo schlug jemand den Takt für die Ruderer, und jeder Schlag wiederholte dieselbe Frage, immer und immer wieder: Wo war Starkad? Wo waren unsere Rudergefährten?
    Ich stand am Bug eines toten Schiffs und trieb übers dunkle Meer, die zerrissenen Segel schlugen hin und her, obwohl es völlig windstill war. Ein Gletscher vor uns hatte gekalbt, und die Eisberge schwammen wie schwerfällige weiße Bären im Wasser. Ein blasses Gesicht, von strähnigem Haar umrahmt und mit dunklen Augen, eingesunken und anklagend wie die des kleinen Vlasios. Ein Gesicht, das ich kannte. Dann blitzte es im Dunkeln, hell wie ein Streifen Mondlicht, und er hob die gebogene Klinge …
    » Heya, Händler … genug jetzt.«
    Die Stimme holte mich in die Wirklichkeit der taberna zurück; sie sahen mich besorgt an, bis ich wieder ganz bei mir war.
    » Ein ganz schöner Brummschädel«, sagte Radoslaw, und Bruder Johannes gab mir verdünnten Wein, den ich durstig hinunterschüttete.
    » Wer ist denn Hild?«, fragte Svala, und ich spürte einen Knoten im Magen, als sie diesen Namen erwähnte, sodass ich nicht sprechen konnte. Sie wartete auf eine

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