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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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hatte.
    » Ist das wieder Latein?«, fragte der immer wissbegierige Radoslaw. » Was heißt das?«
    » Es heißt so viel wie ›Ausbilder‹«, erwiderte Bruder Johannes.
    » Es heißt so viel wie ›toter Mann‹«, knurrte Finn. Er ließ seinen Kopf ein- zweimal rollen, dann ging er ohne Umschweife auf den lanista und seine Gefangenen zu.
    » Wir haben nur unsere Tischmesser«, erinnerte ich ihn, als ich sah, wie sich sein Segel blähte. Finns Grinsen aber kam von Hati, dem Wolf, der dem Mond nachjagt.
    » Aber die beiden haben Klingen«, antwortete er und deutete auf die Schwertkämpfer. Er ging auf den lanista zu, der dem langen Kerl warnend die Hand entgegenstreckte.
    » Zurück, mein Freund.«
    » Deine beiden Schoßhündchen sehen ganz tüchtig aus, aber ich habe gutes Silber auf sie gesetzt und möchte mir gern mal ihre Zähne ansehen«, sagte Finn lächelnd. Der lanista verzog keine Miene.
    » Vielleicht möchtest du auch sicherstellen, dass du gewinnst«, antwortete er. » Etwa mit einer Prise Pfeffer fürs Auge. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand versucht, einen meiner Kämpfer zu schwächen, also verpiss dich und geh zurück zu den Zuschauern, wo du hingehörst.«
    » Ganz richtig«, rief jemand hinter Finn. » Du bist im Wege …«
    Finn gab dem Rufer einen Stoß mit dem Ellbogen, ohne sich auch nur umzusehen, und der Mann taumelte, heulte laut auf und hielt sich die gebrochene Nase. Der lanista sah ihn verwundert an, aber Finn versetzte ihm einen Tritt unter den Saum seines kurzen Kittels und der Mann brach mit einem erstickten Schmerzensschrei zusammen und ließ die Ketten fallen.
    Die beiden Schwertkämpfer waren verwirrt, während der lanista die blutende Nase hielt und fluchte und den Umstehenden die Verletzung zeigte. Die Leute warfen Finn Blicke zu, die nichts Gutes verhießen.
    Finn jedoch beugte sich vor, packte einen der Schwertkämpfer beim Handgelenk und nahm ihm die gebogene Sarazenenklinge ab, wie man einem Kind eine Honigwabe aus der Hand nimmt. Er drehte sich um, legte dem anderen die Klinge an den Hals, und Radoslaw trat zu ihm und grinsend nahm er auch dem zweiten das Schwert und den kleinen Schild ab.
    Zwei Männer in der Nähe des lanista machten drei Schritte nach vorn, dann trat Bruder Johannes vor und versetzte dem, der ihm am nächsten stand, einen Faustschlag, dass er zur Seite flog. Die anderen wichen zurück wie aufgescheuchte Hühner, aber der lanista zog einen langen Dolch, blies aus seiner eingeschlagenen Nase blutigen Rotz wie ein wild gewordener Stier und kam geduckt und mit wütendem Gesicht auf ihn zu.
    Bruder Johannes lächelte ihn an und hielt die Hand hoch, und tatsächlich blieb der Gladiatorenausbilder wie angewurzelt stehen. Dann machte der Priester das Kreuzzeichen in die Luft, und alle Umstehenden starrten ihn an. Schließlich packte er den lanista bei den Schultern, als wollte er ihm ein freundliches Wort sagen, darauf bog er den Kopf zurück, als wolle er den Himmel anrufen. Alle sahen ebenfalls hoch.
    Bruder Johannes stellte sich auf die Zehenspitzen und ließ seinen Kopf mit großer Wucht niedersausen. Man hörte ein schmatzendes Geräusch und der lanista ging bewusstlos zu Boden. Bruder Johannes rieb sich die rote Stelle an seiner Stirn und hob den Dolch auf.
    » Pax vobiscum«, sagte er.
    Das Geschrei hatte Aufmerksamkeit erregt und breitete sich aus, bis es die harten Kerle am Rand erreicht hatte, die für Ordnung sorgen sollten. Es erreichte auch Botolf und den Mann, der seine Ketten hielt, und als Botolf aufsah, entdeckte er mich, als ich gerade quer über den Kampfplatz lief.
    Er schien zu erstarren. Ich rief seinen Namen. Er sah mich immer noch an, und ich verfluchte ihn, weil er in diesem Moment so viel Geistesgegenwart wie ein Baumstumpf zeigte. Der lanista, der seine Kette hielt, zog eine mit Leder überzogene Keule hervor, denn er sah, dass ich unbewaffnet war, und zwei der harten Kerle kamen ihm zur Hilfe und stellten sich zu beiden Seiten von Botolf auf, woran man merkte, dass sie schon vorher zusammengearbeitet hatten. Es erinnerte mich auch wieder daran, dass ich nur mein Tischmesser bei mir hatte.
    Aber inzwischen hatte Botolf die Situation erfasst. Während Finn und Radoslaw sich näherten, um sich mit den harten Kerlen und ihren Klingen zu befassen, gab Botolf dem lanista einen fast beiläufigen Stoß, der ihn der Länge nach zu Boden streckte. Und weil er noch immer das Ende der Kette festhielt, zog Botolf ihn wieder heran wie einen

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