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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Regen.
    Dann hörte ich, wie Radoslaw anfing, seinen Sprechgesang zu rezitieren, mit dem das Runenzeichen des Schreckens auf seiner Stirn wirksam werden sollte. Jetzt wusste ich, dass wir in einer ziemlich ausweglosen Lage waren, aber in dem Tumult um uns herum konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich duckte mich, um einem Wurfgeschoss auszuweichen, wobei ich mit dem Kopf gegen das verrostete Einlassventil stieß und vor Schmerz und Wut laut aufschrie.
    Das Ventil.
    » Botolf!«, brüllte ich und er riskierte einen schnellen Blick nach hinten. Ich winkte ihm verzweifelt, er solle zu mir kommen.
    » Finn … Radoslaw …«
    Sie gingen, um den Platz mit ihm zu tauschen. Man hörte etwas zerschmettern, und als die Menschenmenge sah, dass die Schwerter verschwunden waren, schob sie sich vorsichtig die Treppe hoch. Immer noch wurden Münzen geworfen, und jetzt ging zusätzlich ein Pfeifkonzert los.
    Botolf, der einen Schnitt in seinem Bizeps hatte, erschien auf der Stufe über mir, und ich deutete auf das rostige Ventil.
    » Schlag zu!«
    Bruder Johannes konnte gerade noch zurückweichen, denn schon spuckte Botolf in die Hände, packte seine Dänenaxt und holte aus. Eine Weinschale traf seine Schulter, aber das bemerkte er kaum. Die Axt sauste herab, und donnernd hallte es von den Mauern wider. Das Ventil brach und der Kopf der Axt ebenfalls. Er verschwand in den herausschießenden Wassermassen, die auch Bruder Johannes fast davongetragen hätten, wenn ich ihn nicht rechtzeitig am Arm gepackt hätte. Das Rauschen des Wassers übertönte jedes andere Geräusch.
    Die Menschen wichen zurück, als sie das Wasser ausströmen sahen; sie begriffen, was das bedeutete, und gerieten in Panik.
    Natürlich waren wir als Erste an der Tür, und ich stürzte hinaus in die kühle Nachtluft des leeren Amphitheaters. Neben mir kniete einer der harten Kerle. Als er mich sah, spuckte er aus und erhob sich. Für einen Moment schien es, als wollte er sich auf mich stürzen, dann besann er sich jedoch eines Besseren und verschwand in der Dunkelheit.
    Finn und Bruder Johannes kamen hoch, hinter ihnen Radoslaw, und schließlich, den Stiel seiner Dänenaxt quer über die Schultern gelegt, erschien Botolf, blutend, aber grinsend. Hinter ihm strömten die Anhänger der Gladiatoren nach draußen.
    » Bei Thors Arsch – Orm!«, rief Botolf begeistert und schlug mir auf die Schulter, als wollte er mich in den Boden rammen, » du bist ein wahrer Jarl. Skafhogg würde das wohl nie sagen, also sag ich es dir.«
    Ich bezweifelte, dass Skafhogg, der grauhaarige, nörgelige Schiffbauer der Eingeschworenen, mich jemals als Jarl anerkennen würde – aber im Augenblick war mir das egal. Finn war jedoch um eine Antwort nicht verlegen.
    » Du kannst ihm einen ausgeben«, brummte er, » aber nicht hier. Eigentlich kannst du uns allen einen ausgeben, denn ich hatte auf dich gesetzt, und jetzt ist mein Geld weg.« Ich folgte ihnen humpelnd aus dem Amphitheater, denn meine alte Fußverletzung machte mir wieder zu schaffen. Ich ließ die Ketten fallen, aber das Klirren wurde übertönt vom Schreien der Menschen, die aus der Arena flüchteten.
    » Heißt das, dass ich jetzt kein Sklave mehr bin?«, fragte Botolf, und mir tat es leid, dass ich die Ketten nicht mehr hatte, sonst hätte ich dem dämlichen Kerl einen Schlag damit versetzt.
    Wir erreichten Skarpheddins Lager und mogelten uns im Dunkeln an den Wachen vorbei bis zu seinem großen Zelt, was bei dem Thrall an der Tür Argwohn erregte. Doch wir hatten wieder mal Odins Glück, denn er war ein Ire, den Bruder Johannes von der vorigen Nacht her kannte, also war es nicht weiter schwer, mit einem zusätzlichen Riesen in den Hov zu kommen. Die Mitglieder des Haushalts fluchten zwar über die Störung, aber schließlich hatten wir alle einen Schlafplatz gefunden.
    Die meisten schnarchten schon. Es stank nach Met, gebratenem Fleisch, Rauch und Schweiß, zwei Männer schoben noch verschlafen Taflsteine auf einem Brett herum und Skarpheddins Skalde dichtete murmelnd an einem Draupa-Vers. Ich hielt nach Skarpheddin Ausschau, aber der lag bereits in seinem Lokrekkja, der Bettstatt hinter dem Vorhang, und seine Mutter war ebenfalls zu Bett gegangen, wofür wir alle dankbar waren.
    Wir hatten uns einen Platz freigeräumt, wo wir uns niederließen und flüsternd unterhielten, aus Rücksicht auf die anderen, aber auch weil unser Gespräch unter uns bleiben sollte. Wir alle wollten jetzt nur das eine wissen: Wo waren

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