Runenschwert
Valgard und die anderen?
Botolf, der sich die Wunde an seinem Bizeps ansah, zupfte ein Stück lose Haut ab und fing an zu erzählen. » Wir saßen in Holmgard und warteten auf Nachricht, dass Einar und ihr anderen jetzt reich seid«, sagte er. » Dann hörten wir, dass die Rus gegen die Chasaren gekämpft hatten und die Chasaren besiegt worden waren und dass Sarkel gefallen war, also fragten wir uns, wie es euch wohl ergangen ist, denn wir hatten ja von euch nichts gehört.«
» Das lag daran, dass wir gar nicht dabei waren«, lachte Finn, und Botolf sah ihn finster an.
» Genau, das haben wir uns dann auch gedacht. Prinz Jaropolk kam jedenfalls mit seinem Vater und den Brüdern zurück, und Starkad brachte ihn zu uns und erklärte ihm, dass wir auch zu Einars Mannschaft gehörten. Da Einar sich von Jaropolks Gefolge abgesetzt und ihn blamiert hatte, hoffte Starkad, bei dieser Gelegenheit sein Langschiff wieder zu bekommen, aber da hatte er sich geschnitten, denn Jaropolk nahm uns und das Schiff. Uns verkaufte er an Takub, einen Sklavenhändler. Wenn der mir eines Tages über den Weg läuft, reiße ich ihm den Kopf ab.«
» Habt ihr denn unsere Nachricht nicht erhalten?«, fragte ich. Er nickte grimmig.
» Wir standen angekettet da, und Starkad kam zu uns und erzählte uns mit offensichtlichem Genuss, Einar und Ketil Krähe und die anderen seien in der Steppe umgekommen – und der kleine Orm sei zum Jarl ernannt worden.« Er sah mich etwas verlegen an. » Das hielten wir für eine schamlose Lüge«, sagte er, » denn Männer wie Finn Rosskopf und Kvasir waren ja noch am Leben. Valgard sagte, es sei unwahrscheinlich, dass man jemandem wie Orm den Vorzug vor Finn geben würde. Nichts für ungut, Orm, mein Junge.«
» Und was passierte dann?«, fragte ich und ignorierte die letzte Bemerkung, obwohl ich rot geworden war. Botolf zuckte mit den mächtigen Schultern.
» Starkad sagte, es sei aber wahr, worauf Valgard ausspuckte und sagte, jetzt könnten wir jede Hoffnung auf Rettung aufgeben, von so einem … nimm’s mir nicht übel, Orm … er sagte, von so einem Neiding ist nichts zu erwarten.«
» Skafhogg verdient eine saftige Ohrfeige«, knurrte Finn und Botolf nickte zustimmend. Ich gab ihm ein Zeichen, er solle fortfahren, und er spitzte den Mund, runzelte die Stirn und dachte nach.
» Starkad wollte wissen, wo Martin, dieser Mönch, ist, aber Valgard sagte, er soll gefälligst verduften, uns wäre es völlig egal, ob er verreckt ist oder nicht. Dann wurden wir nach Süden abtransportiert, bis nach Cherson, und an die Kameltreiber verkauft. Takub verfrachtete uns in ein großes Schiff und brachte uns nach Serkland.«
Er sah auf und zwinkerte nervös, was man bei Botolf vielleicht als ein Zeichen von Furcht deuten konnte.
» Wir kamen zusammen vom Schiff, was schon ein ziemliches Glück war«, fuhr er fort und schüttelte bei dem Gedanken seine Mähne. » Es war eine schreckliche Reise – mehrere starben, aber keiner von den Eingeschworenen.«
» Und wie kam es, dass ihr danach verschiedene Wege gegangen seid?«, fragte ich.
» Jemand sah mich, glaube ich, und dachte wohl, ich sei zum Kämpfen besser geeignet als die anderen. Ich weiß nur, dass sie mich von den anderen losgekettet haben und mich an eine andere Gruppe ketteten, und wir wurden woandershin verfrachtet – nach Norden, glaube ich. Die anderen landeten in Damaskus, habe ich gehört.«
» Zusammen?«, fragte ich, und er nickte.
» Sogar Martin, dieser kleine Christus-Mann mit dem Rattengesicht«, sagte er. Das ließ uns alle aufhorchen, und ich hörte in meinem Innern den Einäugigen laut lachen.
» Der Mönch?«, fragte Finn fassungslos, und Botolf nickte grinsend.
» Ja, der war mit uns gefangen genommen worden – Starkad sah ihn nicht, und Valgard hielt es für einen guten Witz, dass der, den er so verzweifelt suchte, die ganze Zeit direkt vor seiner Nase war.«
» Heya«, rief Kvasir aus und sah mich an. » Das war wieder mal Odins Hand, Orm. Du hast gedacht, du bindest Starkad einen gewaltigen Bären auf, und dabei ist es die reine Wahrheit.«
Bruder Johannes betupfte seine Kopfwunde. » Und was ist mit der Reliquie?«, wollte er wissen. Botolf runzelt e na chdenklich die Stirn, dann hellte sich sein Gesicht auf.
» Ach, dieser komische Speer? Den hat Takub mitgenommen.«
» Und wo sind die anderen jetzt?«, fragte ich, unwillig über Bruder Johannes’ Unterbrechung.
Botolf zuckte mit den Schultern.
» Also haben wir sie
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