Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
sagte sie. »Mein Begleiter wird Corrya genannt. Wir danken euch für eure Einladung an diesen Ort.«
»Es ist gut, dass ihr gekommen seid« , ließ sich der Chor der Ainsarii vernehmen.
»Woher wusstet ihr, dass wir in der Nähe eures Portals lagern?«, fragte Corrya geradeheraus und mit fester Stimme, die allerdings seine Furcht nicht völlig verbergen konnte.
»Wir haben eine Menge Augen und Ohren unter den Tieren des Nordens. Vor allem an jenen Orten, an denen sich noch immer unsere Quelorin befinden.«
»Ihr Herren von Eilond«, rief Alcarasán, »haben wir die Prüfung bestanden, die ihr uns auferlegtet, als wir uns das letzte Mal hier sahen?«
»Du hast die Prüfung bestanden, Alcarasán aus dem Haus des Veranarín in Gotharnar« , summte der Chor der Ainsarii.
»Du hast die Prüfung bestanden, Jahanila aus dem Haus des Berjasar in Gotharnar.
Du hast die Prüfung bestanden, Neria aus Runland.
Du hast die Prüfung bestanden, Enris aus Runland.
Ihr habt gemeinsam gegen die Bedrohung durch die Maugrim angekämpft. Ihr habt eure Leben füreinander in die Waagschale der Schicksalsherrin geworfen. Wir hatten nicht mehr daran geglaubt, dass dies möglich sei. Doch ihr habt uns eines Besseren belehrt. Wir hatten genug Zeit, um uns zu beratschlagen. Nun werden wir euch mitteilen, wofür wir uns entschieden haben.«
Ein Moment der Stille entstand in dem Saal. Enris ertappte sich dabei, wie er ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Dass diese Antara aus jeder Ankündigung einen feierlichen Akt machen mussten! Dagegen verhielten sich die Adligen der Stadtstaaten in den Südprovinzen wie ungeschlachte Bauern.
»Wir werden euch im Kampf gegen die Serephin und die Herren der Ordnung beistehen« , verkündete der Chor der Ainsarii.
Neria atmete laut auf. Enris schloss erleichtert die Augen. Als er sie wieder öffnete, fiel sein Blick auf Suvare, die ihn anlächelte und kurz mit dem Kopf nickte. Auch Corrya strahlte ihn begeistert an, ein ungewöhnlicher Ausdruck auf seinem sonst so ernsten, regelrecht finsteren Gesicht.
»Wir danken euch, ihr Herren von Eilond!«, sagte Enris. »Der Endar Arcad tat recht daran, uns zu euch zu schicken.«
»Eure Freude ist verfrüht«, warnte ihn der Chor der Ainsarii. Der über den Sarkophagen schwebende Schemen wandte sich ihm zu, und die undeutlichen Züge seines Gesichts traten schärfer hervor, so als wollte er verdeutlichen, wie wichtig den Anführern der Antara das war, was sie zu sagen hatten. Die Augen der Gestalt brannten in einem sengend weißen Licht, vor dem Enris unwillkürlich zurückschreckte, obwohl er wusste, dass diese Wesen nun auf seiner Seite standen.
»Auch wenn wir uns entschlossen haben, euch zu helfen, so ist diese Welt doch noch lange nicht gerettet. Die Serephin sind stark, und hinter ihnen steht Melar, der Mächtigste unter den Herren der Ordnung.«
»Aber wir sind nicht völlig alleine«, widersprach Enris. »Wenn die Endarin aus den Mondwäldern und die Antara gemeinsam mit den Menschen des Nordens gegen die Serephin in Carn Taar kämpfen, werden wir bestimmt siegreich sein!«
»Und vergesst nicht: Ich habe dafür gesorgt, dass das Quelor unter Hagonerin nicht mehr zu verwenden ist«, fügte Jahanila hinzu. »Es können keine neuen Serephinkrieger mehr nach Runland gelangen. Wir müssen nur gegen jene kämpfen, die bereits hier sind.«
»Selbst das wird keine einfache Aufgabe sein«, erwiderten die Ainsarii kühl. »Unsere Magie ist schwächer als die der Serephin, weil wir einen großen Teil unserer Kraft für die Erschaffung von Runlands Wächtern verwendeten. Nun aber haben sie bereits zwei der Elementedrachen getötet. Damit hat diese Welt einen Schaden genommen, der nicht wiedergutgemacht werden kann.«
»Was heißt das?«, fragte Neria mit gerunzelter Stirn. Sie trat näher an die Reihe mit den Sarkophagen heran. Die über den pechschwarzen Blöcken schwebende Gestalt bewegte sich auf die Wolfsfrau zu, als zöge ein Luftzug durch den Raum, der den grauen Schemen in ihre Richtung wehen würde. Dicht vor ihrem Gesicht hielt die Erscheinung inne. Neria wich dem Blick der gleißend hellen Augen nicht aus.
»Du bist anders als die anderen Temari«, sagte die Vielzahl der Ainsariistimmen. »Du kannst deine Gestalt verändern, dich in ein Tier verwandeln. Es war ein Geschenk unserer Brüder und Schwestern aus den Mondwäldern an euch.«
»Dieses Geschenk hat uns für immer verändert«, flüsterte Neria. »Aber es hat uns auch eine
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