Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
hatten Norvik und Mesgin mit Larcaan und Thurnas im Nachbarzelt untergebracht. Thurnas war noch immer fest entschlossen, sich ins Landesinnere zu den Clans der Nordprovinzen durchzuschlagen.
»Warum kommst du nicht mit mir?«, fragte er Larcaan verständnislos. »Wir wissen nicht, wie man kämpft. Überlass es denen, die es können. Als die Herrin des Regenbogentals uns mit den anderen zu den Arcandinseln geschickt hat, bin ich aus Freundschaft zu dir mitgekommen, und weil ich hoffte, wir wären weit weg von Runlands Norden außer Gefahr. Aber nun begibst du dich mitten hinein in die Höhle des Löwen – warum? Ich verstehe das nicht.«
»Du musst es nicht verstehen, alter Freund.« Larcaan winkte ab. »Geh einfach, und lass mich tun, was ich tun muss.«
»Willst du dich ins rechte Licht setzen, wenn es eines Tages daran geht, Andostaan wieder aufzubauen? Tust du es, damit du dann als derjenige von uns auftreten kannst, der geholfen hat, diese Ungeheuer zu vertreiben? Es gibt leichtere Wege, sich zum obersten Ratsherrn aufzuschwingen – wir sind schließlich Kaufleute.«
Larcaan starrte Thurnas an, als sähe er ihn zum ersten Mal. »Geh!«, wiederholte er. »Ich fange sonst an, geringer von dir zu denken, als ich es gewöhnt bin. Ich möchte dich so in Erinnerung behalten, wie ich dich immer gekannt habe.«
Thurnas biss sich auf die Lippe, entgegnete aber nichts mehr. Er hatte vor, am nächsten Morgen das Lager zu verlassen.
Die Zelte der Antara hielten der bitteren Kälte besser stand, als Enris es erwartet hatte.
Er fragte sich, aus was für einem Stoff sie gefertigt waren, denn er hatte noch nie zuvor in seinem Leben etwas Derartiges gesehen – dick gewebt, dabei dennoch einfach zu tragen. Doch bevor er die Dunkelelfen dazu befragen mochte, waren wichtigere Dinge zu besprechen.
»Denkt Ihr, die Serephin wissen bereits, dass wir hier sind?«, wollte er von Indral wissen, als sie nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Zeltboden zu einer gemeinsamen Beratung saßen. Sie hatten Themet und Mirka in das benachbarte Zelt geschickt. In ihrer Mitte stand ein Topf mit dicker, dampfender Suppe, die an der Feuerstelle in der Mitte des Heerlagers gekocht worden war. Enris schöpfte etwas davon heraus in eine Holzschüssel, während er auf eine Antwort von dem Antara wartete.
»Bestimmt«, ließ dieser sich vernehmen. Er hatte sich selbst etwas von der Suppe eingegossen und aß sie noch heiß dampfend, ohne eine Miene zu verziehen. »Sie haben uns schon beobachtet, als wir mit unseren Orcas ankamen. Wir spüren einander. Sehr oft ist dies von Vorteil, manchmal aber auch nicht.«
Auf Aros’ Stirn erschien eine tiefe Falte. Um ein Haar wäre er aufgesprungen. Nur mühevoll hielt es ihn auf seinem Platz. »Dann sitzen wir hier ja herum wie ein Haufen Schießscheiben! Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt!«
»Weil ich euch nicht beunruhigen wollte, solange wir uns noch unter freiem Himmel befanden«, erklärte der Dunkelelf. »Macht euch keine Sorgen. Um das Lager herum sind Wachen aufgestellt. Sie verhalten sich absichtlich so, dass sie weithin gut zu sehen sind. Die Serephin werden es nicht wagen, uns anzugreifen.«
Aros blies mürrisch die Wangen auf, erwiderte aber nichts weiter und blieb sitzen, um sich seinem Essen zu widmen, während er weiter aufmerksam zuhörte.
»Warum seid Ihr Euch da so sicher?«, wollte Corrya wissen.
Statt ihm zu antworten, wandte sich Indral an Enris. »Ich denke, diese Frage kannst du ebenso gut beantworten wie ich, junger Temari. Zeig uns, dass sich die Herren von Eilond nicht in dir getäuscht haben.«
Er will mir vor den anderen den Rücken stärken , dachte Enris. Das ist anständig von ihm, aber ich glaube nicht, dass ich diese Unterstützung noch nötig habe. Ich kann inzwischen auf eigenen Beinen stehen.
Laut sagte er: »Die Serephin, die in Carn Taar zurückgeblieben sind, bilden die Minderheit von Manaris Heer. Alcarasáns Schwester ist weit weg von hier in den Toolmooren. Also sind sie auf sich allein gestellt, um die Meeresburg zu halten. Sie wären dumm, wenn sie einen Ausfall wagen würden, um uns anzugreifen. Viel wahrscheinlicher ist, dass sie sich in der Festung verschanzen und Manari eine Nachricht zukommen lassen werden, sich hierher zu begeben, damit sie uns gemeinsam vernichten können. Bis dahin werden sie auf Zeit spielen.«
»Gut gesprochen«, sagte Indral freundlich. »Ich sehe, wir haben einen jungen Mann mit dem Verstand eines Feldherrn in unserer
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